Kirchenfeiern unter freiem Himmel? So wird Corona-Weihnachten
18.11.2020, 05:57 Uhr"Wir planen mit großer Sorge und Vorsicht, aber auch mit Einsatz und Kreativität", sagt Thomas Hofmann. Seit 17 Jahren ist er Pfarrer in der Christuskirche in Lauf. Heuer wird er voraussichtlich vor einer spärlich besetzten Kirche predigen. Erreichen wird er womöglich weitaus mehr Menschen als in den vergangenen Jahren. Die evangelische Gemeinde beschäftigt sich seit dem ersten Lockdown im Frühjahr mit der Frage, ob und wie Gottesdienste an Heiligabend stattfinden können. Schließlich gehört der Besuch der Christvesper für viele Familien zum weihnachtlichen Ritual.
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Statt 300 dürfen am 24. Dezember nur maximal 60 Menschen in der Christuskirche Platz nehmen. Der Gottesdienst wird gefilmt und nicht nur ins heimische Wohnzimmer gestreamt, sondern er wird zeitgleich auf Leinwänden im Gemeindehaus und am Kirchenvorplatz zu sehen sein. Auf Bierbänken können so bis zu 200 Menschen im Freien der Weihnachtsgeschichte lauschen. Derzeit wird daran gefeilt, wie die Besucherströme an dem Tag gefahrlos gelenkt werden können. Eine Voranmeldung wird nötig sein; zudem gibt es konfessionsübergreifende Pläne. Es soll einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Laufer Marktplatz geben. Voraussetzung ist, dass Corona bis dahin weiterhin eingedämmt wird und das Wetter mitspielt.
"Wir wollen abwarten"
Ob es regnen oder schneien wird, ist in Neumarkt in der Oberpfalz zumindest am 24. Dezember unerheblich. Dort sollen zwei ökumenische Familiengottesdienste in der Großen Jurahalle stattfinden, in der Halle, in der im August normalerweise Feiernde in Dirndl und Lederhose das Juravolksfest feiern. Man sei mit der Idee an die Stadt herangetreten und auf offene Ohren gestoßen, sagt Pfarrer Andreas Grell. Jeweils 300 Menschen hätten, stand heute, Platz. Eine Anmeldung wird erst ab dem 21. Dezember möglich sein. "Wir wollen abwarten, wie sich die Lage entwickelt", begründet Grell.
Nicht nur das Wetter ist eine große Unbekannte in den Planungen rund um Weihnachten. "Keiner weiß, was am 24. Dezember sein wird", sagt Norbert Staudt. Der Pressesprecher des Bistums Eichstätt verfolgt regelmäßig die Corona-Infektionszahlen. In fünf Wochen ist Weihnachten. Bis dahin kann sich viel ändern. "Daher fahren wir auf Sicht. Wir werden verantwortungsvoll mit der Situation umgehen", sagt Staudt. Das Bistum erarbeite derzeit Handlungsempfehlungen für seine 274 Pfarreien. Die Umsetzung obliege den Gemeinden vor Ort. Nur diese können entscheiden, in welchem Umfang sie Gottesdienste anbieten und wie sie diese gestalten, heißt es beim Bistum. Einige würden gern zusätzliche Termine anbieten, scheitern aber daran, weil es nicht genug Organisten, Pfarrer oder Messdiener gibt.
Gotteshäuser sollen geöffnet bleiben
Ähnliches gilt für die evangelischen Gemeinden der Region. "Auf jeden Fall wollen wir Gottesdienste an Weihnachten feiern", sagt Johannes Minkus, Pressesprecher der evangelischen Landeskirche. Wichtig sei, die Gotteshäuser offen zu halten. Das sei für die Gläubigen in dieser Zeit besonders wichtig. Oft bekämen Gemeinden Dankesbriefe, so Minkus. "Darin bringen sie ihre Freude zum Ausdruck, den Gottesdienst besuchen zu dürfen."
Diese Freude wollen die Kirche den Gläubigen auch an Weihnachten nicht nehmen. "Sollten sich die Zahlen negativ entwickeln, könnte die Weihnachtsbotschaft auch digital übermittelt werden", so Minkus. "Lieber eine digitale Brücke als gar keine", ergänzt Norbert Staudt. Ob sich ein feierliches Gefühl via Live-Stream vermitteln lässt, ist natürlich fraglich. Doch wenn es nicht anders geht? Besonders Risiko-Gruppen, die wegen der Ansteckungsgefahr zu Hause bleiben möchten, könnten das Angebot dankend annehmen, so die beiden Kirchen.
Strenge Hygienevorschriften
Noch sind keine definitiven Entscheidungen gefallen. Pfarrer Ernst Schwemmer von der Gemeinde St. Paul plant daher weiter. Weil wegen Corona nur rund 50 Menschen in die kleine Kirche im Nürnberger Süden dürfen, möchte er - mit Voranmeldung - einen zusätzlichen Familiengottesdienst anbieten. Diese werden, wie in allen anderen Kirchen auch, weniger als eine Stunde dauern. So will es die Hygienevorschrift. Ob mit oder ohne Maske gesungen oder ob überhaupt ein Lied gemeinsam angestimmt werden darf, wird sich kurzfristig entscheiden.
Egal an welchem Ort die Menschen der Predigt von Pfarrer Schwemmer oder Pfarrer Hofmann am 24. Dezember lauschen werden, sie werden in diesem Jahr eine Botschaft voller Hoffnung hören. Seit Wochen feilt Hofmann an seinen Worten an die Gemeinde. Er möchte das Thema Sehnsucht und Nähe aufgreifen, überlegt er. "Und Zuversicht vermitteln", ergänzt der 51-Jährige. Er ist optimistisch, dass es trotz allem ein schönes Fest werden wird.
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