"Kleines Paradies": Nürnbergs Surferwelle soll noch im Frühjahr starten

Johannes Handl

Lokalredaktion

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1.4.2021, 05:54 Uhr
Hier soll es bald eine stehende Welle für Surfer geben. Bauleiter Michael Müller genießt auf der Arbeitsbrücke die Aussicht. Joachim Buff und Thorsten Keck, beide im Vorstand des Vereins Nürnberger Dauerwelle, machen es sich schon einmal am künftigen Zugang zum Wasser bequem.

© Eduard Weigert Hier soll es bald eine stehende Welle für Surfer geben. Bauleiter Michael Müller genießt auf der Arbeitsbrücke die Aussicht. Joachim Buff und Thorsten Keck, beide im Vorstand des Vereins Nürnberger Dauerwelle, machen es sich schon einmal am künftigen Zugang zum Wasser bequem.

Von hier oben haben die Passanten einen Logenplatz. Eine Frau mit Hund nimmt sich einen Moment Zeit. Auch zahlreiche Radfahrer steigen ab, um von der Brücke aus das Geschehen am Fuchsloch zu beobachten oder ein Foto zu schießen. Denn nur wenige Meter entfernt soll hier schon bald eine stehende Welle Surfer aus Nürnberg und der ganzen Region anziehen.

Die Bauarbeiten in Schniegling laufen auch Hochtouren. Immer wieder hievt der große Kran einzelne Teile über den neuen Seitenarm der Pegnitz. Knapp 500 Quadratmeter zusätzliche Wasserfläche wurden auf der einst öden Wiese geschaffen. Schon bald soll hier auch eine Liegewiese zu entspannten Stunden einladen. Und natürlich wird noch jede Menge Grün angepflanzt. "Es wird ein kleines Paradies", schwärmt Thorsten Keck schon jetzt. Der Vorsitzende des inzwischen auf 300 Mitglieder angewachsenen Vereins Nürnberger Dauerwelle kann kaum erwarten, dass die Arbeiten im Fuchsloch abgeschlossen werden.

"Wir kommen gut voran und liegen voll im Zeitplan", sagt Michael Müller. Noch wichtiger ist der nächste Satz des Bauleiters: "Wir liegen auch voll im Budgetplan." Insgesamt 2,4 Millionen Euro kostet das Projekt, das der Verein Nürnberger Dauerwelle mithilfe der Stadt, des Freistaates, des Sportartikelherstellers adidas und weiterer Sponsoren stemmt. Mit inbegriffen sind die Ausgaben für die zahlreichen Umweltauflagen. Allein 300.000 Euro kostet beispielsweise die Borstenfischtreppe. Sie wird die größte Bayerns und soll dafür sorgen, dass die Fische auch flussaufwärts schwimmen können.

Die Vorfreude wächst

Thorsten Keck und Vorstandsmitglied Joachim Buff machen es sich schon mal an einem der beiden Zugänge bequem. Von dort werden die Sportler künftig aufs Brett steigen - oder von der gegenüberliegenden Seite, je nachdem, welchen Fuß die Surfer bevorzugt vorne haben. Das Häuschen hinter ihnen, erzählen die beiden, soll noch mit Holz verkleidet werden. Es diene dazu, die Hydraulik zu steuern. Da die natürliche Fließgeschwindigkeit des Wassers genutzt wird, ist keine zusätzliche Energie nötig.

Der Verein setzt auf das Know-how der Uni Innsbruck und der Firma Dreamwave. Mithilfe einer dreimoduligen Rampenkonstruktion lässt sich das ganze Jahr über auf die jeweiligen Wasserbedingungen reagieren. Damit ist gewährleistet, dass sich hier auch Neulinge ohne Gefahr ausprobieren können. Die Welle selbst wird zwischen fünfeinhalb und acht Meter breit sein. Eine Stahlklappe soll außerdem dafür sorgen, dass der Pegel der Pegnitz eine bestimmte Höhe nicht unterschreitet.

Pioniere mit Strahlkraft

"Wir leisten hier Pionierarbeit", sagt Buff, der auch als Gerätewart im Einsatz ist. Er weiß, dass nicht nur die Augen der Stadtgesellschaft auf das Projekt gerichtet sind. Auch in anderen Regionen Deutschlands verfolge man genau, was am Fuchsloch vor sich gehe. Kommerzielle Interessen, betont Keck ausdrücklich, stünden nicht im Vordergrund. Man habe sich bewusst als Verein organisiert. Es müsse also niemand fürchten, dass die Anlage rappelvoll sein wird. Da die meisten Surfer vielleicht 30, maximal 60 Sekunden eine Welle reiten dürften, wäre der Spaß bei langen Wartezeiten sonst äußerst begrenzt.

An einem exakten Betriebskonzept feilt der Verein derzeit noch. Dabei steht jedoch außer Frage, dass es auch für Nichtmitglieder Zeiten und Angebote zum Surfen auf der Pegnitz geben wird. In drei bis vier Wochen soll nun der zweite Bauabschnitt fertig sein, rechnet Bauleiter Michael Müller vor. Dann geht es an die Feinjustierung. Ende Mai, so hoffen die Verantwortlichen, kann der Vereinsbetrieb dann schrittweise aufgebaut werden. Keck und Buff freuen sich vor allem darauf, endlich auch all die anderen Surfbegeisterten live zu sehen, mit denen sie das Projekt zuletzt vor allem virtuell vorangetrieben haben.

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