Kommentar: Genau lesen will gelernt sein
4.5.2021, 21:28 UhrWundern muss man sich nicht, wenn die Lesefreude bei den 15-Jährigen zwischen 2009 und 2018 deutlich zurückgegangen ist, wie es die neue Pisa-Studie belegt. Dass damit auch die Kompetenz deutlichen gesunken ist, Fakten von Meinungen zu unterscheiden, überrascht ebenfalls nicht.
Lesen ist anstrengend
Wer keinen Spaß am Lesen hat, der verliert auch die Fähigkeit, sich subjektiv geprägte Informationen einmal genauer anzusehen und zu überlegen, was Fakten und was Meinungen sind. Um den Befund angemessen zu beurteilen genügt es nicht, auf den Siegeszug der digitalen Medien in den vergangenen zehn Jahren hinzuweisen. Sicher, Daddeln, Glotzen, Telefonieren geht einfach, es unterhält und es kostet Zeit. Lesen ist dagegen anstrengend. Es fördert die Phantasie, aber auch die Kompetenz, komplexe Zusammenhänge zu erkennen.
Wer gut Lesen kann, der weiß, dass es keine Informationen ohne eine Quelle gibt. Informationen müssen deshalb hinterfragt und auf ihre Plausibilität hin geprüft werden. Wer das nicht macht, der sitzt oft Meinungen auf, die sehr weit weg von der Wirklichkeit sind. Manchmal ist es aber auch bequemer, sich mit Meinungen abspeisen lassen, weil sie das eigene Weltbild nicht stören.
Dass angeblich 49 Prozent der befragten Schüler nie im Unterricht gelernt haben, subjektive und voreingenommene Informationen zu erkennen, mag stimmen. Doch es gehört mehr dazu als eine passende Unterrichtseinheit „Falschinformation“, um zwischen Fake News, Fakten, Zusammenhängen, Informationen und Meinungen zu unterscheiden. Es geht nur mit Lesen, Einordnen und Hinterfragen.
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