Für den Umweltschutz

Kondome und ein Amboss: "Miss Nürnberg" sammelt im Stadtpark Müll ein

Anette Röckl

NN-Redaktion Gesellschaft

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11.7.2021, 14:02 Uhr
Kondome und ein Amboss:

© Günter Distler, NNZ

Müllsack, Greifzange und Regenschirm - so konnte man am Sonntagvormittag "Miss Nürnberg", Carina Schätz, zwei Stunden lang durch den Stadtpark streifen sehen. Die 26-Jährige hatte sich bei ihrem Amtsantritt vorgenommen, ihren Titel auch für soziale Angelegenheiten einzusetzen. Masken hat sie schon an Bedürftige verteilt, fürs Nürnberger Tierheim Spenden gesammelt, jetzt nahm sie sich des Mülls an: Im Lockdown sei ihr die Idee gekommen, als sie beim Joggen gesehen hat, wie viel Abfall in den Grünanlagen herumliegt: "Seinen Müll in den Abfalleimer zu werfen, das ist doch das Einfachste. Wer das nicht mehr schafft, der schafft wirklich gar nichts mehr", hat sie kein Verständnis für so ein Verhalten.


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"Ich bin dankbar für Aktionen wie diese, weil sie ein Zeichen setzen auch für die Bürgerschaft", sagte Bürgermeister Christian Vogel (SPD), der auch in den Stadtpark gekommen war. Wer feiern kann, könne auch seinen Müll wieder mitnehmen. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum, kurz Sör, der Vogel untersteht, kümmert sich darum, die Nürnberger Grünanlagen und Straßen vom Unrat zu befreien. Die Zahlen lassen einen staunen: Sage und schreibe 6000 Tonnen Müll werden im Jahr in den Grünanlagen aufgesammelt, dazu kommen noch 6600 Tonnen Abfall aus den Straßen. Auch Bürgerinnen und Bürger können übrigens jederzeit melden, wenn irgendwo Müllberge das Stadtbild verschandeln.

Im Stadtpark hatten die "Miss Nürnberg" und ihre Mitsammler, einige Juroren und Sponsoren machten bei der Aktion auch mit, dagegen zunächst Mühe, überhaupt etwas zu finden. Der Stadtpark gehört zu den Grünanlagen mit der "höchsten Pflegestufe", wie Vogel es formulierte. Dreimal wöchentlich, bei Bedarf auch täglich, sammeln die Parkreiniger hier Abfall ein. "Der Stadtpark hat die höchste Besucherzahl, wenn es hier nicht gut aussieht, bekommen wir sofort Beschwerden", sagt Vogel. Momentan stören sich - ein anderes Thema - viele an den Algen im See. Die loszuwerden sei nicht so einfach, so der Bürgermeister. "Aber wir sind dran."

Stehlampe und Amboss im Gebüsch

Efsad Duman von Sör ist hier regelmäßig im Einsatz, auch an diesem Sonntag leert er zusammen mit seinem Kollegen Kevin Bouche die Mülleimer. Der angehende Mechatroniker macht den Job als Parkreiniger nebenbei. Dass Leute Zeug herumliegen lassen, versteht der 23-Jährige nicht. Auch eine Erziehungsfrage, glaubt er. Sonntags seien auch im Stadtpark immer Weinflaschen zu finden, Überreste von der Samstagnacht. Erschreckend viel Müll fischen sie regelmäßig aus der Pegnitz bei der Wöhrder Wiese, In der Nähe des Wiesen-Biergartens haben sie neulich acht große Müllsäcke vollgemacht: 1,2 Tonnen. Bis zu zwölf Tonnen Müll werden an manchen Tagen in Nürnberg an einem Tag eingesammelt, sagt Vogel.

Flaschen, Plastikbecher, Kondome und - mit das größte Problem - Zigarettenstummel wurden auch bei der Stadtpark-Aktion eingesammelt. Fünf Müllsäcke kamen in den zwei Stunden dann doch zusammen. Die größten Trümmer darunter: Ein Feuerlöscher, eine Stehlampe und ein Amboss. "Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht so sieht, liegt im Gebüsch doch einiges, meinte Organisator und Miss-Wahl-Veranstalter Christian Fischer. "Wir können mit so einer Aktion natürlich nicht die Welt retten, aber sie ein bisschen besser machen". Und vielleicht erinnert es den ein oder anderen wieder daran, seinen Abfall nicht einfach herumliegen zu lassen.

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