Kopfschmerzen nach Astrazeneca? Experte klärt auf
1.4.2021, 09:41 UhrNicht mehr nur die vereinzelten Pilotpraxen können seit Mittwoch behandeln, sondern insgesamt 1635 Hausärzte im Regelbetrieb wurden mit erst einmal 33.600 Impfdosen versorgt. Ausgeliefert wurde zum Auftakt Astrazeneca, wie Torsten Fricke am Montag auf Anfrage für den Bayerischen Hausärzteverband berichtete. Ab dem 7. April werde dann "in der Masse" auch der Impfstoff von Biontech verabreicht.
FAQ: Was, wenn man Nein zum Impfstoff von Astrazeneca sagt?
Die Patienten, die nun geimpft wurden und werden, sind Fricke zufolge ab Mitte Juli vollständig geschützt. Dann sollten sie nach etwa zwölf Wochen auch die zweite Impfung erhalten haben, "und es braucht etwa zwei Wochen", bis diese voll wirksam ist. Aber auch danach sollten Geimpfte – wie schon nach der ersten Dosis – darauf achten, "sich weiter zu schützen", sprich Maske tragen und auf Abstand achten.
Kopfweh treibt Geimpfte in Notaufnahmen
Am Klinikum Nürnberg hat man die Verunsicherung nach der Aussetzung von Impfungen mit Astrazeneca durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gespürt. Mittlerweile wurde die Impfung für Personen unter 60 Jahren erneut gestoppt. "Das begann mit der Aussetzung der Impfung – seither hatten wir zweistellige Patientenzahlen in der Notaufnahme" in Zusammenhang mit der Pandemie, berichtet Professor Frank Erbguth, der ärztliche Leiter der Neurologie am Klinikum.
Wie geht es weiter mit Astrazeneca? Die wichtigsten Fragen und Antworten
Eingefunden hätten sich vor allem Menschen, die Kopfschmerzen hatten, "schlicht Angst hatten" und sich erinnerten, in den letzten Wochen mit Astrazeneca geimpft worden zu sein. Diese Zahlen seien inzwischen aber wieder gesunken. Der Mediziner ergänzt: "Wir haben bisher keinen Fall einer solchen Thrombose gefunden. Es gibt sie aber, das muss man ganz klar sagen."
Diese Sinusthrombosen im Gehirn betreffen vorwiegend junge Frauen zwischen 25 und 50, bestätigt der Neurologe die in den Medien kursierenden Erklärungen. Er habe sich Ende der 80er Jahre wissenschaftlich mit Sinusthrombosen beschäftigt, sagt Erbguth und merkt an: "Was momentan in einigen Fällen belegt wurde, spricht schon dafür, dass es einen Ursachenzusammenhang" mit Astrazeneca geben kann, "der allerdings selten ist. Wenn das Zahlenausmaß dabei bleibt, wie es jetzt ist, ist der Nutzen der Impfung größer."
Mit Blick auf die Risiken verweise er gerne darauf, dass in Deutschland jeden Tag zehn Menschen im Straßenverkehr ihr Leben lassen. "Wenn jemand frühmorgens das Haus verlässt, denkt er auch nicht daran, dass dieses Risiko besteht."
Bei welchen Symptomen zum Arzt?
Ausdrücklich verweist der Neurologe darauf, dass "die Kopfschmerzen direkt nach der Impfung, also am ersten, zweiten, dritten Tag, mit Sinusthrombosen nichts zu tun haben – das kann man eigentlich fast ausschließen." Die kämen vielmehr durch die Impfung zustande und seien eher "ein beruhigendes Zeichen, dass das Immunsystem darauf reagiert".
Vorsicht sei allerdings geboten, "wenn man nach einer Woche, 14 Tagen bis drei Wochen Kopfschmerzen hat, die anders sind als das, was man bisher kennt, und daran beteiligt sind, dass man schlechter denken kann, dass man halbseitige Lähmungen oder halbseitige Gefühlsstörungen hat, dass irgendwas doch deutlich anders ist. Dann muss man sich beim Arzt vorstellen."
Das sagen Frankens Hausärzte zum neuerlichen Astrazeneca-Wirbel
Dabei empfiehlt der Klinikums-Mediziner Betroffenen, sich an ihren Hausarzt zu wenden. Die könnten mit Labortests "das Thema vorfiltern" oder Patienten zu einer Kernspinuntersuchung schicken, um eine Sinusthrombose auszuschließen. "Insofern ist ein Kontakt mit dem Hausarzt nicht unvernünftig, dazu muss man nicht die Notaufnahmen verstopfen", so Erbguth.
Mit Blick auf eine Impfung mit Astrazeneca sagt der Neurologe, eine Impfung damit sei letztlich für jeden eine Frage des Abwägens: "Ist dieses Risiko so hoch, dass ich mich der Gefahr aussetze, die Infektion zu kriegen? Nach den bisherigen Rechenmodellen ist es risikoloser, sich impfen zu lassen." Das habe er Freunden, Nachbarn, aber auch seinem Sohn und dessen Lebensgefährtin geraten. Und er selbst würde sich auch mit Astrazeneca impfen lassen, wenn er nicht schon entsprechend behandelt sei, so der 64-Jährige.
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