Mangelhafte Ausstattung: Frauenhäuser sind auf Hilfe angewiesen

Irini Paul

NN-Lokales

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2.4.2019, 06:00 Uhr

Gewalt hinterlässt bei jeder Frau andere Spuren — doch Spuren hinterlässt sie immer. Demütigungen, Prügel, Vergewaltigung — ein Leben in ständiger Angst vor dem nächsten Übergriff. Das ist der Alltag vieler Betroffener.

Annähernd 140.000 Mal registrierte das Bundeskriminalamt für das Jahr 2017 Gewalt in Beziehungen — vier von fünf Opfern waren weiblich. Sieben Frauen pro Tag werden von ihrem Partner oder Ex-Partner vergewaltigt oder sexuell genötigt. Und das sind nur die erfassten Fälle — die Dunkelziffer dürfte höher liegen, darin sind sich Experten einig.

Manchen Frauen bleibt in dieser Situation nur ein Ausweg: die Flucht. Und immer mehr von ihnen wählen in ihrer Not den Weg in ein Frauenhaus, von denen es in Bayern 38 geförderte gibt. Doch die sind längst selbst am Limit: Laut einer Studie des Instituts für empirische Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem Jahr 2016 muss in Bayern die Hälfte der Frauen abgewiesen werden, weil die Häuser voll sind. Daran hat sich nichts geändert.

Unterbringung in anderen Bundesländern

"Wir mussten 2018 insgesamt 327 Frauen abweisen, weil wir keinen freien Platz hatten", sagt Barbara Grill, Geschäftsführerin des Nürnberger Frauenhauses, das von der Kommune unterstützt wird. Freunde, Verwandte oder andere Frauenhäuser mussten in diesen Fällen einspringen — zuweilen mussten betroffene Frauen auch in anderen Bundesländern untergebracht werden. Das ist manchmal nicht leicht, da sich die Frauenhäuser unterschiedlich finanzieren.

So wird das zweite Frauenhaus in der Stadt, "Hagar", vom Nürnberger Caritasverband getragen. Es sind gute Nachrichten, die Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) am vergangenen Dienstag verlautbaren ließ. Mit mehr Plätzen, mehr Personal und einer besseren und bedarfsgerechteren Ausstattung sollen die Frauenhäuser künftig aufgewertet und vor allem unterstützt werden. Rund 16 Millionen Euro sollen hierfür im Doppelhaushalt 2019/2020 zur Verfügung stehen.

"Es ist ein gutes Signal", sagt Diplom-Pädagogin Barbara Grill. Endlich passiere etwas. Einst als Notfallort für Frauen gedacht, sind Frauenhäuser heute längst auch zu Orten für Kinder geworden. So lebten allein im Nürnberger Frauenhaus im vergangenen Jahr 130 Frauen und 136 Kinder. 20 Plätze bietet das Haus in 18 Zimmern. Somit sind längst auch erfahrene Erzieherinnen vor Ort, um die Kinder dort aufzufangen. Wenn auch nicht alle: Körperbehinderte Kinder oder körperbehinderte Frauen hätten selbst bei freien Plätzen keine Chance im Frauenhaus.

Das Danach ist schwierig

Denn das alte Haus ist nicht barrierefrei, es ist nicht einmal barrierearm. Ein anderes Problem sind Frauen mit Söhnen über 16 Jahren. "In unserem Frauenhaus können Frauen mit Söhnen bis maximal 16 Jahren wohnen. Bei Jungen über 14 Jahren klären wir, ob dem Jungen und den Frauen ein Zusammenwohnen im Haus zuzumuten ist, vor allem wegen der gemeinsamen Nutzung der sanitären Einrichtungen", sagt Barbara Grill.

Ein großes Problem bleibt die Frage, wie es nach dem Frauenhaus weitergehen soll. Denn die meisten der Betroffenen kehren nicht zu ihrem gewalttätigen Partner zurück. Im vergangenen Jahr waren das von 130 Frauen lediglich 21. Die anderen bleiben und wünschen sich ein Leben in einer eigenen Wohnung. Doch der Mangel an günstigem Wohnraum ist groß. "Wir kooperieren zwar gut mit dem Amt für Existenzsicherung und soziale Integration, haben gute Kontakt zum Siedlungswerk und Evangelischen Siedlungswerk, aber dennoch konnten wir zwölf Frauen nicht innerhalb der sechs Monate unterbringen."

Die Folge ist, dass Frauen länger bleiben und damit Plätze für andere Frauen in Not blockieren. Längst führt auch das Nürnberger Frauenhaus eine Warteliste, auf der "mal drei, mal neun" Frauen stehen, wie Barbara Grill sagt. Insofern sind große Hoffnungen an die Ankündigungen aus München geknüpft, wie etwa zusätzliche, barrierefreie Frauenhausplätze in geschützten Apartments schaffen zu können.

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