Millionen-Bau: Nürnbergs Hightech-Feuerwache im Wartestand

Jo Seuß

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3.10.2020, 14:55 Uhr
Millionen-Bau: Nürnbergs Hightech-Feuerwache im Wartestand

© Foto: Michael Matejka

Im schicken Klinkerbau mit dem durchgehenden Fensterband und den abgerundeten Ecken brennt auch schon Licht – und man hat den Eindruck, dass dort schon Leute arbeiten. Doch von Einsatzfahrzeugen noch keine Spur, was darauf schließen lässt, dass der Betrieb von der alten Feuerwache an der Ecke Reutersbrunnen-/Willstraße noch nicht verlegt wurde.

Millionen-Bau: Nürnbergs Hightech-Feuerwache im Wartestand

© Foto: Jo Seuß

Auf Anfrage bestätigt Bürgermeister Christian Vogel, dass sich die ursprünglich für Frühjahr 2020 geplante und dann bereits auf Sommer 2020 verlegte Fertigstellung des 50-Millionen-Euro-Projektes "in den letzten Monaten durch verschiedene Faktoren weiter verzögert hat". So seien "einige Bereiche nicht wie geplant durch die beauftragten Firmen fristgerecht übergeben worden", was weitere Verspätungen nach sich zog.

Laut Vogel wird nach aktuellem Sachstand "erst im ersten Quartal 2021 der Betrieb vollständig von der neuen Feuerwache starten können". Bis zum März könnte es dauern, bis die alte Wache vollständig ausgeräumt ist und der komplette Standortwechsel der Berufsfeuerwehr im Nürnberger Westen abgeschlossen ist, heißt es. Doch schon zuvor ziehen die meisten Sachgebiete ins neue Domizil, was zwischen Oktober und Ende November 2020 terminiert ist. Die sogenannte "einsatztechnische Betriebsaufnahme" ist derzeit "auf Anfang Dezember 2020 terminiert", berichtet Vogel.

Zur künftigen Nutzung der alten Feuerwache 1, die nach den Plänen des Architekten Otto Seegy gebaut und am 1. Mai 1902 in Betrieb genommen wurde, kann Vogel nichts Konkretes sagen. Bis auf weiteres gilt aber weiterhin der Stadtratsbeschluss vom November 2018. Der Stadtplanungsausschuss hatte damals einstimmig beschlossen, dass die Stadt Nürnberg die Immobilie in der Reutersbrunnenstraße 24 erst mal behalten wird.

Zusage an das Sozialreferat

Das vorgesehene Grundkonzept sieht eine Verwendung für Schule, Kultur und Kinderbetreuung vor, Wohnungsbau wurde ebenfalls zugelassen. Zudem gibt es die Zusage an das Sozialreferat, dass das Nachbarschaftshaus Gostenhof für die Zeit der notwendigen Generalsanierung des Gebäudekomplexes in der Adam-Klein-Straße 6 in den Feuerwache-Räumen ein Interimsdomizil erhält.


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Aus der Sicht von Sozialreferentin Elisabeth Ries gilt dieser Beschluss weiterhin. Offen ist aber, wann die Sanierung kommen wird. Seitens des Hochbauamtes wird schon länger an einem Raumkonzept gebastelt, das aber bei den vielen Gruppen des Nachbarschaftshauses zum Teil auf wenig Begeisterung gestoßen ist. Dort geht man davon aus, dass ein Umzug frühestens im Jahr 2024 kommen wird.

Der Knackpunkt: Bislang liegen weder konkrete Kostenschätzungen für den zuerst notwendigen Umbau der alten Feuerwache vor, noch für die Sanierung des Nachbarschaftshauses. Mit Blick auf andere Großprojekte wie Opernhaus und Kongresshalle sieht Baureferat Daniel Ulrich die Stadträte gefordert, Prioritäten zu setzen. Erst recht wegen drohender Sparzwänge in Corona-Zeiten.


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Ein Auge auf die alte Feuerwache hat, abgesehen von der Reutersbrunnenschule, auch das Bewerbungsbüro für die Kulturhauptstadt 2025 geworfen. Unter dem Motto "The Garage Project" taucht eine kulturelle Nutzung im aktualisierten "Bid Book" auf. Laut Hans-Joachim Wagner, Leiter des Bewerbungsbüros, geht es hier um die Frage, "was mit den Garagen passieren kann – im Sinne einer nachhaltigen und regional vernetzten Nutzung".

Ab 2022 wird jedenfalls eine "Interimsnutzung der Garagen" angestrebt – "partizipatorisch entwickelt, mit der Nachbarschaft und dem Verein Nürnberger Initiative für Kommunikationswirtschaft (NIK)". Wagnerhält zudem ein (kulturelles) Miteinander mit dem Nachbarschaftshaus Gostenhof für machbar.

Im Jahr 2024 sieht Wagner eine Chance für den Umzug in den Kopfbau der alten Feuerwache, über das Hauptgebäude sei noch nicht gesprochen worden. Klar ist ansonsten: Sollte Nürnberg am 28. Oktober den Zuschlag erhalten, stehen Gespräche mit allen Beteiligten und Partnern auch über die alte Feuerwache an. Ob auch Ideen von externen Bewerbern – etwa für gemischte Wohn- und Kulturprojekte – eine Perspektive haben, ist völlig offen.

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