Millionen-Projekt: Hier könnte Nürnbergs ICE-Werk entstehen
17.12.2019, 11:14 UhrNeue ICE-Werke seien "ein krisensicheres Geschäft", so reagierte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) auf die "guten Nachrichten für den Standort Nürnberg". Entsprechende Gerüchte, die auf einen Zuschlag für die Stadt hindeuteten, habe es schon länger gegeben, so Maly auf Anfrage. Dass jetzt Gewissheit herrsche und die 400–Millionen-Euro-Investition tatsächlich komme, sei sehr erfreulich. Denkbar sei ein Standort beim bereits existierenden ICE-Ausbesserungswerk an der Ingolstädter Straße. Aber auch das Bahngelände entlang der Austraße in Gostenhof, wo derzeit Züge gereinigt werden, komme infrage. Würde das neue Werk dort eingehaust, so der Oberbürgermeister, könnte dort im Wohngebiet gearbeitet werden, ohne dass die Nachbarn gestört würden.
Von Cottbus bis Görlitz
Es habe "harte Auseinandersetzungen um den Standort" gegeben, plauderte Nürnbergs SPD–Bundestagsabgeordneter und Eisenbahn-Experte Martin Burkert aus dem Nähkästchen. Frankfurt am Mai sei ebenfalls mit im Rennen gewesen, aber auch mehrere Städte im Osten der Republik, "von Cottbus bis Görlitz". Die Entscheidung für Nürnberg mache die Stadt nun zu "dem ICE-Standort in Deutschland".
Burkert betonte, dass die prognostizierten 450 Mitarbeiter spätestens zur Eröffnung 2028 auch bezahlbare Wohnungen bräuchten. Darauf müssten die Verantwortlichen vorbereitet sein. "Wohnraum, den man vor ein paar Jahren verkaufte, könnte man jetzt gut brauchen", so der Sozialdemokrat. Er spielt damit auf den Verkauf von GBW-Wohnungen der Bayerischen Landesbank an einen privaten Investor im Jahr 2013 an.
Kommentar: Nürnberg schafft Anschluss an Mobilität der Zukunft
Als möglichen dritten Werksstandort führte Burkert Nürnberg-Fischbach an, das ebenfalls an den Hauptverkehrslinien liege. Für die Modernisierung des bestehenden ICE-Ausbesserungswerks am Hasenbuck seien bereits 250 Millionen Euro beantragt. Bei aller Begeisterung über die neuen Pläne: Auch hier sei ein Ausbau dringend nötig, sagte Burkert.
Das bestätigt Joachim Hannes, Betriebsratsvorsitzender des Nürnberger Ausbesserungswerks, der sich zwar über das Votum für Nürnberg freut, sich gleichzeitig aber um die Zukunft seines Hauses sorgt. "Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust", so der Gewerkschafter. Obwohl allein in diesem Jahr 100 neue Mitarbeiter eingestellt worden seien, komme man mit der Arbeit nicht hinterher. Während Züge hier über zwei Monate lang runderneuert und überholt werden, soll das neue ICE-Werk für die Instandhaltung und Wartung über Nacht zuständig sein.
Möglicherweise mache man sich in Zukunft bahnintern Konkurrenz um begehrte Fachkräfte wie Schweißer und Elektriker. Mit Blick auf die Verkehrswende könne man aber womöglich qualifizierte Kräfte aus der Autoindustrie übernehmen, so der Betriebsrat.
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