Ministerium zieht nach Nürnberg: Institutionen droht Rauswurf
27.3.2019, 05:04 UhrAm Dienstag wurde bekannt, dass das Gesundheitsministerium das gesamte repräsentative Hauptgebäude schräg gegenüber des Cinecittà übernehmen möchte. "Das hatte ich schon lange befürchtet", meint Siegfried Kett. Er hatte das Glück, das BZ genau in der Periode der Übernahme der neuen Räume zu leiten. "Dabei war das Gebäude schon zuvor für die Erwachsenenbildung vorgesehen. Das passte sehr gut, denn das Haus war von Anfang an der Bildung gewidmet", erläutert der frühere Direktor weiter.
Die Stadt hatte die Immobilie 1986 von der Landesgewerbeanstalt übernommen, um dieser einen Verbleib in Nürnberg an neuer Stelle, in der Tillystraße, schmackhaft zu machen. Vor allem war und ist es bis heute – mit der benachbarten Norishalle und der Stadtbibliothek – ein Kernstück und Magnet in der vom damaligen OB Peter Schönlein angestrebten Kulturmeile. Er war es auch, dem es gelang, die Nürnberger Versicherung als Partner zu gewinnen: Die durfte an der Ostendstraße ihr neues Domizil errichten – und übernahm die millionenschwere Sanierung des einstigen Gewerbemuseums, um es der Stadt anschließend zu vermieten.
Für das zuvor auf eine Vielzahl von Gebäuden verstreute Bildungszentrum wurde der Einzug zum Meilenstein: In kurzer Zeit verdoppelten, ja verdreifachten sich die Hörer- und Teilnehmerzahlen. Das war auch bitter nötig, sollte und musste das BZ doch auch die Mietkosten erwirtschaften. "Das muss sonst keine vergleichbare Bildungseinrichtung", so Kett.
Ein Kommentar zur jüngsten Entwicklung aus Dozentenperspektive war gestern nicht zu erhalten – denn die frühere Kursleitendenvertretung war unter Ketts Nachfolger Wolfgang Eckart abgeschafft worden. Der heutige Chef des Bildungscampus, Martin Ecker, versuchte gestern zu beschwichtigen: "Wir müssen jetzt nach vorne schauen und alternative Standorte prüfen (...) wir planen unser Programm wie bisher engagiert (...) weiter", heißt es in einem Rundschreiben an die Kursleiter(innen).
Aus Sicht der Hörervertretung sei der mögliche Verzicht auf das Hauptgebäude auf jeden Fall ein "Schlag ins Kontor", sagte die Vorsitzende Jutta Rösener – wobei das Gremium darüber noch gründlich beraten will. "Aus meiner Sicht ist das BZ für die Bürger jedenfalls wichtiger als das Ministerium."
Auch Presseclub hängt in der Luft
Als mögliche Hiobsbotschaft wurde die Nachricht vom Auszug auch bei der Gesellschaft für Chronometrie mit ihrer historischen Spezialbibliothek aufgenommen. Offiziell aber sei sie bisher nicht angesprochen worden; ihr Mietvertrag sehe allerdings eine jährliche Kündigungsmöglichkeit vor. "Und wir wüssten nicht, wo wir so schnell unterkommen würden", gibt Bernd Huber zu bedenken.
Schließlich weiß auch der Presseclub nicht so recht, wohin die Reise geht. Vor allem, weil er seine Räume häufig vermietet – und damit zum regen Publikumsverkehr im Haus beiträgt. Das aber könnte in einem Ministerium mit entsprechenden Kontrollen und Sicherheitsstandards zum Problem werden.
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