Neonazis marschieren mit Fackeln über Nürnbergs NS-Gelände

Tobi Lang

Online-Redakteur

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25.2.2019, 17:29 Uhr
Neonazis marschieren mit Fackeln über Nürnbergs NS-Gelände

© Screenshot YouTube

Mehr als ein Dutzend schwarz gekleidete Frauen und Männer schwenkt auf der Zeppelintribüne Fackeln. Sie war einst Prestigebau des Nationalsozialismus, heute ist der Steinkoloss ein maroder Sanierungsfall. Es ist dunkel. Teils mit Kapuzen über dem Kopf steigen die Neonazis die baufälligen Steintreppen der Tribüne hinab, auf der 1937 Adolf Hitler sprach. Zuvor zog der Trupp durch den Stadtsüden, vorbei an der Flüchtlingsunterkunft in den Grundig-Türmen an der Beuthener Straße, entlang am Morlock-Stadion. Martialisch sollen sie wirken, die Bilder. In einem Video im Netz ist all das unterlegt mit "Deutschland, Deutschland über alles"-Klängen. Mit der ersten Strophe des "Lied der Deutschen", dem Teil, der zu Zeiten des Dritten Reichs in Deutschland gesungen wurde.

Bereits am Sonntagabend meldete sich das Nürnberger Bündnis Nazistopp zu Wort. Man wolle nicht auf jede Provokation von Rechts reagieren, bei einem derart bedrohlichen Szenario vor einer Flüchtlingsunterkunft sei das aber notwendig. "War diese Veranstaltung bei den städtischen Behörden angezeigt? Stimmt es, dass die Polizei das Ganze durchgewunken hat?", fragen die Aktivisten in einer kurzen Pressemitteilung. In dem Video, das im Netz verbreitet wurde, ist ein Polizeibus zu sehen, der Personen im unmittelbaren Umfeld des Fackelzuges kontrolliert. "Wir erinnern an den ungestört abgelaufenen Marsch der Holocaustleugner am 30. Juni 2018." Damals zogen 200 Rechte durch die Stadt, selbst nach einem Hitlergruß wurde die Kundgebung nicht gestoppt. 

Hinter dem Fackelmarsch von Anfang Februar steckt wohl die rechte Gruppierung "Wodans Erben Germanien", die in ihrem Namen Bezug auf den Gott Odin nimmt. Immer wieder benutzen Neonazis Kulte, Wodan etwa gilt als Hauptgott der Germanen-Mythologie. Wie groß die Gruppierung ist, ist unklar. Die größte "Division", wie sich die regionalen Ableger selbst nennen, ist wohl die in Baden-Württemberg. Sie hat auf Facebook knapp 11.000 "Gefällt Mir"-Angaben, dann folgt die bayerische mit knapp 5000. Die Mitglieder nennen sich selbst "Patrioten", rufen zum Kampf auf, nutzen bewusst furchteinflößende Bilder. Auch, um Präsenz im öffentlichen Raum zu demonstrieren.

Plenumsanfrage im bayerischen Landtag

Der Verfassungsschutz hat seit Längerem rechte Bürgerwehren im Visier. Sie wollen die Behörden als schwach darstellen, das Gewaltmonopol des Staates anzweifeln, sagen die Experten. In Nürnberg patrouillierte etwa die "Schutzzone" der NPD sowie die "Vikings Security Germania". Ob es Verbindungen zwischen den Bürgerwehren und dem Aufmarsch an der Steintribüne gibt, ist unklar. 


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Der Vorfall hat mittlerweile auch den bayerischen Landtag erreicht. Der Münchner SPD-Abgeordnete Florian Ritter hat eine Plenumsanfrage gestellt. Er will wissen, wie sich Fackelmärsche an derart sensiblen und historisch aufgeladenen Orten verhindern lassen. Ritter fordert von der Staatsregierung Aufklärung, unter welchen Umständen ein solcher Aufmarsch stattfinden konnte. Die Antwort zur Plenumsanfrage wird für Donnerstag erwartet. 

Stadt: "Hätten Demonstration nicht zugelassen" 

Die Stadt, das erklärt Sprecher Siegfried Zelnhefer auf nordbayern.de-Nachfrage, wusste vorab nichts von dem Fackelmarsch. "Eine Demonstration dieser Art hätten wir selbstverständlich nicht zugelassen." Er könne sich zumindest in den letzten Jahren an keine größere Kundgebungen auf dem ehemaligen NS-Gelände erinnern. "Im Umfeld durchaus, aber direkt an der Tribüne nicht", sagt Zelnhefer. Ein Konzept, derartige Vorfälle mit Rechten zu verhindern, gibt es nicht, auch keine kommunale Videoüberwachung. "Letztlich ist es Aufgabe der Polizei, dagegen vorzugehen." 


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Die hat Aufklärung angekündigt. Derzeit versuche man die Vorfälle zu rekonstruieren, wie Elke Schönwald, Leiterin der Pressestelle beim Polizeipräsidium Mittelfranken, auf nordbayern.de-Nachfrage sagte. Erst am Dienstag könne man genauer Auskunft geben.