Entscheidung gefallen

Neues bei Radio Z: So geht es mit Nürnbergs letztem nicht kommerziellen Radiosender weiter

Saskia Muhs

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19.7.2024, 17:00 Uhr
Das "Radio Z"-Logo im Sendestudio in Nürnberg.

© Privat Das "Radio Z"-Logo im Sendestudio in Nürnberg.

Seit 1987 ist Radio Z Teil der Nürnberger Radiolandschaft. Doch der letzte nicht-kommerzielle Sender der Stadt musste kurzzeitig um sein Fortbestehen bangen. Denn ein Sender, der komplett auf Einnahmen aus Werbung verzichtet, ist dringend auf staatliche Zuschüsse angewiesen. Genau diese drohten zwischenzeitlich komplett wegzufallen. Nun soll es doch noch weitergehen - zumindest vorerst.

In einer Mitgliedermail vom 18. Juli 2024 verkündet Radio Z, dass in der Medienratssitzung am 11. Juli beschlossen wurde, dass die gemeinnützigen Hörfunksender – also auch Radio Z - weiterhin ab dem 1. Juli 2024 bis 2027 eine UKW Förderung in Höhe von 70 Prozent erhalten. DAB+ wird weiterhin zu 90 Prozent gefördert. Konkret heißt das für Radio Z, dass weiterhin jährlich rund 10.000 Euro als Eigenanteil geleistet werden müssen – wie schon in der Vergangenheit.

Communityradio: nicht umsonst, aber auch nicht kostenlos

Radio Z ist ein nicht kommerzieller Radiosender und wird als freier Hörfunksender von dem gemeinnützigen Verein Rundfunk Aktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen e. V. (R.A.D.I.O. e. V.) getragen. Das hat die letzten 37 Jahre durch die Unterstützung der treuen Mitglieder, die Arbeit von Dutzenden ehrenamtlichen Redakteuren und Redakteurinnen, aber auch durch großzügige Zuschüsse funktioniert. Neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden wurden die anfallenden Kosten vor allem durch die geduldete Bezuschussung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und der bayrischen Staatskanzlei für die Sendeverbreitungskosten finanziert.

Im März bekam die Belegschaft dann eine Mail der Geschäftsführung. Darin wurde verkündet, dass es zwar prinzipiell keine Probleme bei der Verlängerung der Sendefrequenz gibt (diese wird in regelmäßigen Abständen durch die BLM neu vergeben, bzw. verlängert, es aber Einsparungen bei gemeinnützigen Anbietern geben solle.

Im Fall von Radio Z handelt es sich dabei um eine Summe von 30.000 Euro, die als Zuschuss für die Sendeverbreitungskosten gezahlt werden. Die Summe für Sendeverbreitungskosten (UKW Ausstrahlung zwölf Stunden und DAB+ Ausstrahlung 24 Stunden) beläuft sich auf 60.000 Euro. Diese wurden bis Juni von der BLM und der Staatskanzlei bezuschusst in Höhe von 50.000 Euro (40 Prozent Steuergelder – 60 Prozent Rundfunkgebühren), sodass Radio Z bis jetzt jedes Jahr einen Eigenanteil in Höhe von 10.000 Euro finanzieren musste. Der Anteil pro Mitglied in Form eines jährlichen Beitrags beträgt zwischen 40 und 80 Euro – je nach Einkommen.

Wären die Einsparungen seitens BLM und Staatskanzlei tatsächlich durchgeführt worden, wäre der Eigenanteil damit zusätzlich um 30.000 Euro pro Jahr gestiegen. Eine Summe, die ein kleiner, gemeinnütziger Verein zusätzlich nicht stemmen kann. "Radio Z würde dann in der jetzigen Form nicht mehr existieren können", so die Geschäftsleitung im März in ihrer Mail.

Finanzierung geklärt - doch es gibt einen Haken

"Diesen Erfolg haben wir aufgrund der großen medialen Öffentlichkeit, der Mitgliederkampagne und den Verhandlungen mit den politisch Verantwortlichen erreicht", fasst die Geschäftsführung von Radio Z in einer neuen Mail vom 18. Juli 2024 zusammen. Doch ganz gerettet ist Nürnbergs letztes Communityradio immer noch nicht, denn auch wenn die Finanzierung vorerst geklärt ist, gibt es bislang keine Sende-Lizenzverlängerung nach dem 30. April 2025. Darüber wollen die Verantwortlichen der BLM frühestens im Herbst entscheiden. Ob die Zuschüsse vom Freistaat also künftig überhaupt abgerufen werden können, bleibt zunächst offen.

Radio Z – die Subkultur im Fokus

Radio Z bietet nicht nur Musik und Unterhaltung ohne Werbeunterbrechung, der Sender hat durchaus eine Relevanz für die lokale (Sub-)Kultur- und Musikszene und erfüllt auch einen sozialen Auftrag: Zum Beispiel durch Formate wie "Strafzeit" – eine Grußsendung für Inhaftierte, für die die Sendung eine wichtige Brücke nach draußen ist, "Schwarzfunk", der regionalen Instanz für Dark Wave, Synth, Gothik und Elektro, bis hin zu "ZOSH! Das Magazin für harte Musik", bei dem alle Metalfans in Sachen (Live-)Musik auf dem Laufenden gehalten werden. Und nicht zu vergessen: die prämierte Sendung "Lokale. Leidenschaften", die lokalen Musikerinnen und Musikern eine Plattform bietet. Auch Kultur und Politik kommen auf der 95,8 nicht zu kurz – unter anderem im Magazin "Stoffwechsel". Kurzum: Do-it-Yourself-Radio, Nische und Underground fernab des Mainstreams.

Wer selbst einmal Radioluft schnuppern möchte: Radio Z sucht zur Verstärkung des Musikreaktions-Tagesteams ab sofort
ehrenamtliche Musikredakteurinnen und Redakteure für einen oder zwei Tage pro Woche. Bewerbungen bitte an musik@radio-z.net.