Nürnberg: Stammzellspender werden beim Corona-Test
23.4.2021, 09:15 UhrMund auf! Und gleich noch mal bitte! Schulsekretärin Tatjana Pucher ist am Mittag zum wöchentlichen Coronavirus-Abstrich in der Sabel-Schule erschienen. Routine seit Monaten – aber heute ist etwas neu. Die blau verhüllten Mitarbeiter des Medic-Centers fahren mit einem zusätzlichen Wattestäbchen über die Wangenschleimhaut.
Dieser Tupfer geht zur Auswertung nach München, an die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB): Sie registriert die junge Nürnbergerin als Stammzellspenderin. Mit ihrer Hilfe könnten einmal Patienten mit lebensbedrohlichen Bluterkrankungen geheilt werden. Die 21-Jährige war die Erste von zehn Mitarbeitern der Sabel-Schule, die sich am Donnerstag für die AKB typisieren ließen. Alle, die vom Alter her infrage kamen, machten mit. "Wenn man auf diesem Weg jemandem helfen könnte, wäre das doch toll", findet sie. Sie musste ein Kärtchen ausfüllen, ihre Daten einmalig im Internet aktivieren. "Es würden sich viel mehr Menschen registrieren, wenn es so liefe."
Immer mehr Testzentren
Falk Stirkat, Arzt beim Medic-Center Nürnberg und Partner des Podcasts "DocPod" auf nordbayern.de, hatte die Idee dazu. Bei Tausenden von Corona-Tests lassen sich Menschen täglich in den Rachen stochern. Würde man ihnen zugleich einen Typisierungs-Abstrich anbieten, könnte das Einbrüche beim Spendernachwuchs wettmachen, die die Stammzellspenderdateien weltweit wegen der Pandemie erleiden. "Viele Menschen möchten Gutes tun", sagt Stirkat. "Wir könnten ein bisschen was Gutes aus Corona holen."
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Das Ärztezentrum Medic-Center will mit diesem neuen Ansatz Schule machen. Es betreibt ein Corona-Testzentrum an der Gustav-Adolf-Straße, möchte in den kommenden Wochen weitere an der Münchener Straße, in Fürth und Schwabach eröffnen – und dort schon bald mit der Erfahrung aus der Sabel-Schule die Knochenmarkspender-Abstriche integrieren. Bereits jetzt wickle man täglich rund 500 Schnelltests und wöchentlich 1200 PCR-Tests ab, sagt Geschäftsführer Michael Langer. "Die Leute sind da und haben den Mund offen."
Vorher die Tragweite überlegen
Registrieren können sich bei der AKB nur gesunde Menschen zwischen 17 und 45 Jahren. Und auch eine gewisse Besonnenheit ist Voraussetzung. "Es ist wichtig, dass man sich vor der Zustimmung mit einer möglichen Spende auseinandergesetzt hat", sagt Koordinatorin Cornelia Kellermann. "Nichts ist schlimmer, als wenn der geeignete Spender irgendwann gefunden ist, aber in letzter Minute abspringt."
Nur etwa einer von hundert Registrierten kommt im Lauf der Zeit überhaupt als Spender für Blutkrebspatienten infrage; die allermeisten hören nie wieder etwas. "Aber wenn sich die Idee deutschlandweit verbreiten würde und andere Organisationen sie übernehmen, summieren sich die Chancen beträchtlich", hofft Falk Stirkat.
Weitere Informationen: stammzellspender@mediccenter.de, Stiftung AKB 089/89 32 66 28
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