Nürnberger City-Point: Der Abriss schockt das Personal

Claudine Stauber

Lokalredakteurin Nürnberg

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2.3.2018, 05:51 Uhr
Lange Gesichter machen Denise Steidl, Jenny Mierich, Corinna Koj und Alexandra Milosch vom "Elbenwald"-Shop im City-Point. Die Nachricht vom Abriss hat sie kalt erwischt.

© Horst Linke Lange Gesichter machen Denise Steidl, Jenny Mierich, Corinna Koj und Alexandra Milosch vom "Elbenwald"-Shop im City-Point. Die Nachricht vom Abriss hat sie kalt erwischt.

Bleibt nur Pokerface. Jennifer Koch, seit drei Jahren Filialleiterin bei Street One im Erdgeschoss, macht gute Miene zum bösen Spiel. "Für mich ist das bitter", sagt sie — und lächelt gleichzeitig Richtung Kundschaft. Wolfgang Bauerreiss, Inhaber von zehn Boutiquen in Deutschland, ist ihr Chef und hat einen Mietvertrag, der noch sieben Jahre läuft. Der Abriss allerdings könnte schon Ende 2019 kommen.

Nürnberger City-Point: Der Abriss schockt das Personal

© Horst Linke

Er habe das Aus geahnt und bei der Center-Leitung deshalb nachgebohrt. Bauerreiss: "Aber die haben das weit weggeschoben." Er habe viel Geld investiert, "da steckt Herzblut drin". Irgendwie müsse man ihn jetzt loswerden. Wie, weiß keiner, auch wenn bereits Gerüchte über gezahlte Abfindungen im Haus die Runde machen.

Wie berichtet, will City-Point-Eigentümer Personal Partners aus Düsseldorf das erst 19 Jahre alte Nürnberger Objekt in der Pfannenschmiedsgasse abreißen und inklusive Hotel neu bauen. So steht es zumindest in der Vorlage für den Stadtplanungsausschuss, der am 8. März tagt. Das bestätigt auch Baureferent Daniel Ulrich, der sich über die "eigenwillige Kommunikationsstrategie" der Düsseldorfer wundert. Ehrlichkeit wäre besser gewesen, meint Ulrich. Der Abriss sei unstrittig.

"Hier geht’s um Existenzen", sagt Alexandra Milosch sichtlich erschüttert. Die nächste Filiale sei weit weg, den Arbeitsplatz zu wechseln deshalb unmöglich. Mit drei Kolleginnen steht sie im "Elbenwald"-Shop, der vor allem Fan-Artikel im Angebot hat. Es sei "eine Frechheit", dass niemand auf die Mieter zugehe, findet die Frau mit den knallrot gefärbten Haaren.

Sauer stößt es dem Team auch auf, dass manche Kunden jetzt bereits "Leichenfledderei betreiben". Wann es denn endlich 50 Prozent Nachlass wegen Geschäftsaufgabe gebe, diese Frage hört das Team zurzeit häufig. Von der Center-Leitung habe man immer nur gehört, niemand brauche sich mit Blick auf die Zukunft Sorgen zu machen. Tatsächlich war zunächst nur von Modernisierung und Umstrukturierung im City-Point die Rede gewesen.

Nur eine Option?

Während der für Nürnberg verantwortliche Mitarbeiter von Personal Partner seit Tagen nicht zurückruft, versucht es sein Kollege Ralf Bettges in Düsseldorf mit Abwiegeln. Die Pläne seien noch vage, das 19 Jahre alte Gebäude "nicht optimierungswürdig", ein Umbau trotzdem nicht ausgeschlossen. Abriss sei nur eine Option. Bei einer Mieterversammlung vor zwei Monaten habe es geheißen, es gehe weiter. Das sagt Dieter Grötschel (Olymp Store), dessen sechs Angestellte ebenfalls erschüttert sind.

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