Nürnberger Opernhaus: Zerstört und wiederauferstanden

18.7.2018, 14:01 Uhr
Nürnberger Opernhaus: Zerstört und wiederauferstanden

© Fotos: Stadtarchiv/Sebastian Gulden

Der Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten machte vor der Kultur nicht Halt. 1944 befahl Adolf Hitler jene aufs Schlachtfeld, die ihm zuvor noch im Nürnberger Opernhaus Richard Wagners "Meistersinger" präsentiert hatten. Binnen einer Woche musste das Personal die Spielstätte, die nun nur noch gelegentlich als Kino für Angehörige der Wehrmacht diente, einmotten. Am 31. August fiel mit Wagners "Götterdämmerung" (welche Ironie!) der vorerst letzte Vorhang.

Dann kam die Vernichtung aus der Luft. Fliegerbomben zerstörten den nördlichen Arm des Bühnenhauses und den südlichen Teil des Magazinbaus an der Lessingstraße. Die Notbesatzung harrte in den Luftschutzkellern im Untergeschoss aus, wo ihnen Kampfreden Hitlers an den Wänden Durchhaltewillen einprügeln sollten. Am Ende half all das nichts - Gott sei Dank.

Geringe Kriegsschäden

Nürnberger Opernhaus: Zerstört und wiederauferstanden

© Foto: Sebastian Gulden

Im Vergleich zu den anderen Prachtbauten am Frauentorgraben waren die Kriegsschäden am Opernhaus gering. Kein Wunder also, dass die US-Armee nach ihrem Einmarsch Verwendung für den Prachtbau fand. Fortan konnten nur noch an zwei Tagen in der Woche deutschsprachige Aufführungen gegeben werden. Ansonsten war das "Opera House" den Amerikanern vorbehalten.

In der ehemaligen Kantine im Untergeschoss mit ihrer rustikalen Ausstattung aus der NS-Zeit zog das Restaurant "Bavarian Room" ein, im heutigen Glucksaal die Bar "Stork Club", die man nach dem seinerzeit berühmtesten Nachtlokal in New York City benannt hatte. Der nachmals weltberühmte Jazz-Pianist Dave Brubeck ("Take Five") gab hier seine ersten Gigs mit der Soldatenband "The Wolfpack".

Großer Um- und Ausbau

Auf Dauer wollten die Nürnberger ihr Opernhaus zurück. Die Stadt baldowerte einen Plan aus, mit dem sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte: 1951 erbauten Kurt Schneckendorf und Theo Kief im Süden des Richard-Wagner-Platzes das Amerikanische Theater, ein Lichtspielhaus mit Bar in den geschwungenen Formen der Zeit. Damit gewann die Stadt nicht nur das Opernhaus zurück; mittelfristig sollte das Kino zum Schauspielhaus umgebaut werden. 1959 war es so weit: Die Amerikaner verließen Tafelhof, und die Stadt konnte den großen Um- und Ausbau ihres Theater-Areals ins Werk setzen. Mit der Einweihung des Verwaltungstraktes am Richard-Wagner-Platz war das Ensemble 1966 vollendet, wenn auch äußerlich in anderer Form, als es Heinrich Seeling, nach dessen Entwürfen das Opernhaus 1901 bis 1905 errichtet worden war, geplant hatte.

Noch während die US-Armee das Opernhaus nutzte, begann der Wiederaufbau. Die Obergeschosse des Magazins sowie der nördliche Arm und die Laterne des Bühnenhauses erstanden bis 1956 in modernen Formen neu. Doch es dauerte bis 1998, als die neu geschaffenen Bronzefiguren der Fama, der Noris (der weiblichen Personifikationen des Künstlerruhmes und der Stadt Nürnberg), des Lustigen Rates und des Meistersingers sowie der altnordischen Göttinnen Hel und Freya wieder an ihre Plätze am West- und Ostgiebel kamen. Sie waren nicht etwa im Krieg zerstört worden: Die Originale hatte man 1944 einschmelzen lassen, um ihr Metall für die Rüstungsindustrie zu verwenden.

Nürnberger Opernhaus: Zerstört und wiederauferstanden

© Fotos: Stadtarchiv/Sebastian Gulden

Kein Comeback für den Jugendstil

Ebenfalls in den 1990er Jahren baute man die Laternen auf dem Zuschauer- und dem Bühnenhaus, deren Verkleidungen ebenfalls eingeschmolzen worden waren, in Anlehnung an den Zustand von 1905 wieder auf. Auch im Inneren des Theaters versuchte man, den 1935 auf Hitlers Geheiß überarbeiteten Räumen wieder mehr Farbe und Festlichkeit zu verleihen.

Die Jugendstil-Ausstattung von einst aber feierte kein Comeback, und so wird es wohl bleiben: Die Dokumentation des ursprünglichen Zustandes ist zu lückenhaft, und auch die Zutaten der NS-Zeit galt und gilt es als Sedimente der wechselvollen Geschichte des Hauses zu würdigen. 

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© Opernhaus beschnitten

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