Nürnberger Original: Hauptmarkt-Brezenmann Günter Seifert
29.2.2016, 12:44 UhrSeinen hölzernen Wagen mit dem rot-weißen Dach hat er sich vor mehr als 30 Jahren extra anfertigen lassen. Dank liebevoller Pflege ist der auch nach drei Jahrzehnten noch top in Schuss: "Mal muss ich ihn ein bisschen ölen, abstauben, solche Sachen halt", sagt Günter Seifert. Er selbst gehört, zusammen mit dem einzigen mobilen Brezenverkaufswagen Nürnbergs, seit mehr als 30 Jahren bei Wind und Wetter zum Inventar des Hauptmarkts.
"Eine Breze, der Herr, mit oder ohne Salz?" - wie oft er diesen Satz am Tag sagt, weiß Günter Seifert selber nicht - und wenn, würde er es nicht verraten. "Dann wüssten Sie ja, wie viel Brezen ich verkaufe und übers Geschäft redet man nicht", sagt er und lacht. Oft antwortet sein Gegenüber jedenfalls einfach: "Wie immer." Denn treue Stammkunden, davon hat Günter Seifert jede Menge. "Die kann ich nicht im Stich lassen", sagt er.
Aber natürlich, mit 86 Jahren stellt sich die Frage, wie lange er seine Brezen noch verkaufen kann oder will. "Solange es der Körper mitmacht. Aber das Verkaufen hält ja meinen Kopf und die Muskeln fit - und ich habe eine Aufgabe, die mir Spaß macht."
In über 30 Jahren kann er sich, was seine Kunden angeht, auch nur an ein einziges unschönes Erlebnis erinnern: Er drehte sich um, holte eine Breze aus dem Korb. Als er sich seiner vermeintlichen Kundschaft wieder zuwandte, war die verschwunden – mit seiner Kasse, in der 100 Euro lagen. "War ich ja aber auch selbst schuld. Ich hätte sie halt von der Theke runterstellen sollen. Und heute ist das schon vergeben und vergessen."
Vergessen ist auch fast die Zeit, in der der 86-Jährige etwas anderes gemacht hat, als Brezen zu verkaufen. "Ich war Außendienstler bei einer großen Firma. Aber das ist ja ewig her", erzählt er – über 30 Jahre mindestens.
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