"Besonders schwerer Diebstahl"
Nürnberger Pater Jörg Alt erhält nach dem Containern Vorladung der Polizei
23.12.2021, 15:00 UhrDer Nürnberger Jesuiten-Pater Jörg Alt, der in dieser Woche öffentlichkeitswirksam containert hat, hat eine Vorladung der Polizei wegen „besonders schweren Diebstahls“ bekommen. „Ich bin total zufrieden, das hätte nicht besser laufen können“, sagte Alt. Eine Anzeige und ein öffentliches Verfahren waren schließlich das erklärte Ziel der Aktion „Essen retten, bis die Polizei kommt.“ Er habe zudem viele positive Reaktionen aus der Bevölkerung bekommen, erzählte Alt. Vor der Vorladung in der kommenden Woche will sich der Pater jetzt von einem Anwalt beraten lassen und für die entstehenden Kosten einen Spendenaufruf starten.
Alt hatte am Wochenende und in der Nacht zum Dienstag an drei Nürnberger Supermärkten Gemüse, Fertiggerichte, Brot und Milchprodukte beim sogenannten „Containern“ aus Mülltonnen gestohlen. Die Lebensmittel verschenkte er in der Innenstadt vor einer Discounterfiliale. Mit der Aktion will der Priester auf ein Gesetz aufmerksam machen, das es in Deutschland verbietet, noch essbare Nahrungsmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten zu holen. Es sei Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das Privateigentum und den Profit weniger Menschen über den realen Bedarf der vielen setze, kritisiert er. Der Pater fordert zusammen mit der Initiative „Aufstand der letzten Generation“ ein Lebensmittelrettungsgesetz, wie es in Frankreich bereits 2016 eingeführt wurde. Es habe dazu geführt, dass viele noch essbare Produkte den Tafeln und anderen Hilfsorganisationen zugutekämen. Dieser Umgang mit Lebensmitteln sei „nicht mehr hinnehmbar“, so Alt.
Mit dem „peinlichen Verfahren“ könne er nun die Bundesregierung daran erinnern, dass im Ampel-Koalitionsvertrag ein Lebensmittelrettungsgesetz versprochen werde. Für ein solches Gesetz existiere bereits ein umsetzungsfertiger Vorschlag. „Es gibt also keinen Grund, die Dinge zu verzögern“, sagte Alt. Der Pater sicherte zu, er werde alle Auflagen und Strafen gegen ihn wegen des Ermittlungsverfahrens akzeptieren, wenn das Gesetz durch den Bundestag sei. Solange es aber nicht verabschiedet sei, werde er „weiter sticheln“ und sich durch möglichst viele Instanzen klagen.
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