Nürnberger spielte vor wenigen Tagen in Notre-Dame Orgel
16.4.2019, 17:01 UhrHerr Wilke, wie haben Sie auf den Brand der Kathedrale reagiert?
Denny Wilke: Es war ein Stich ins Herz. Es schmerzte einfach und ich war bestürzt. Vom 7. bis 9. April war ich drei Abende von 20 Uhr bis 1 Uhr allein in Notre-Dame, um etwas einzuregistrieren. Ich hatte die Orgel für mich und musste die Klangfarben aussuchen. Ich war in Paris, weil mein ehemaliger Lehrer dort ein Orgelkonzert gab. Ich selbst hatte auch Probezeit, weil ich am 20. Juli in Notre-Dame ein Orgelkonzert geben sollte, was nun hinfällig ist.
Was haben Sie von den Bauarbeiten an der Kathedrale mitbekommen?
Wilke: Eigentlich nichts weiter. Man sah die Gerüste und weiß ja, dass an großen Kirchen immer irgendwo welche drankleben. Das gehört zu großen Kathedralen einfach dazu.
Wie haben Sie von dem Brand erfahren?
Wilke: Durch meinen Nachbarn und meinen Kollegen Martin Brons, den Pfarrer von St. Sebald. An so etwas denkt man ja gar nicht. Dass es in Kirchen manchmal Brände gibt, so will ich es eigentlich nicht sagen, "kann passieren". Dass innerhalb einer Stunde die ganze Kathedrale in Flammen steht, ist schon der Wahnsinn.
Ist damit der Traum geplatzt, dort vor Publikum aufzutreten?
Wilke: Das kleine Fünkchen Glück ist, dass ich die Kathedrale und diese grandiose Orgel noch so erlebt habe. Ich habe in Notre-Dame bereits 2015 ein Konzert gegeben. Im Nachgang bin ich aber wirklich froh, das jetzt noch einmal allein erlebt zu haben. Wie der Wiederaufbau sein wird – wie die Frauenkirche in Dresden eins zu eins oder visionär –, das wissen wir noch nicht. Ich hoffe, dass sie das Bestmögliche rausholen. Immerhin hat der stellvertretende Bürgermeister von Paris mitgeteilt, dass die Orgel noch intakt sei.