Kein Herauskommen für Autos
Nürnberger Stadtteil von Wassermassen eingekesselt: Ausnahmezustand und Großeinsatz in Gleißhammer
17.5.2024, 12:24 UhrNach einem kleinen Regenschütter am Nachmittag schien sich die Lage im Nürnberger Osten zu beruhigen - eigentlich. Um 18 Uhr war es noch leichter Regen bei Sonnenschein und über Zerzabelshof strahlte ein Regenbogen. Doch erste Donner hallten wie eine Warnung über den Goldbach. Wenig später sollte die Oststadt zum Einsatz-Schwerpunkt der Nürnberger Feuerwehr werden.
Auch in Gleißhammer begann es aus Strömen zu regnen. Es folgte Hagel und dicke Körner prasselten auf Dächer und das Zeltnerschloss. Weit über 500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW rückten in der Stadt aus. Zeitweise waren sämtliche verfügbaren Kräfte im Einsatz - ein großer Teil davon in Nürnbergs Osten.
Die Zerzabelshofstraße wurde zum Schauplatz einer sonderbaren Situation. Dass die kleine Unterführung überläuft, ist der Klassiker bei diesem Wetter, doch dass auch die große Unterführung am Gleißhammer Bahnhof so vollläuft, wie sie an diesem Abend volllief, "komme nicht alle Tage vor", erzählt eine Anwohnerin, die aus ihrer Wohnung auf die Straße gekommen ist. Vier bis fünfmal habe sie das bisher erlebt und sie wohne schon länger hier.
An der Unterführung bei der kleinen Eisenbahnbrücke blieben ein Auto und ein Kleintransporter im Wasser stecken. Die Unterführung war derart vollgelaufen, dass das Auto zeitweise von außen nicht mehr sichtbar war.
Die kleine Unterführung sei diesmal besonders voll gelaufen, weiß ein Anwohner aus der Pastoriusstraße, der bei diesen Wetterereignissen gerne mal zur Zerzabelshofstraße schaut. Er ist nicht der einzige, die Straße erlebt an diesem Abend einen regen Fußgängerbesuch. Menschen stehen zusammen, reden, rauchen Zigaretten und halten den Moment mit ihren Handys fest.
Ein Pärchen sitzt im Auto, sie schauen konzentriert auf ein Handy und fahren mit den Fingern über die Karte am Display. Bald werden sie feststellen: Einen Ausweg gibt es für sie die nächsten Stunden nicht. Und auch für kein anderes Auto, das zwischen den beiden Unterführungen steht. Und auch nicht für einen Stadtbus der Linie 44, der in Richtung Langwasser Mitte unterwegs war.
Tatsächlich führt für Autos und Busse nur die Zerzabelshofstraße aus dem Bereich innerhalb der beiden Unterführungen. Auch die größere Unterführung am Gleißhammer Bahnhof war derart vollgelaufen, dass ein Auto begann, in braunem muffigen Wasser herumzudümpeln.
Früher habe es noch einen kleinen Schleichweg für Autofahrerinnen und Autofahrer hinten an der Goldbachstraße gegeben, doch diesen gebe es schon seit Jahren nicht mehr, erzählt eine Anwohnerin.
Über vier Stunden waren Autos und der VAG-Bus von der restlichen Stadt abgeschnitten. Ab 18.30 Uhr ging für die Stadtbusse der Linien 43 und 44 im Bereich der Komotauer Straße und dem Gleißhammer Bahnhof nichts mehr, berichtet die VAG auf Nachfrage. Die Busse der Linien 43 und 44 mussten über Stunden umgeleitet werden. Dies geschah vom Hauptbahnhof kommend über die Scharrerstraße. Auch um kurz vor 23 Uhr warteten der Busfahrer mit seinem Gefährt und einige Autos auf die Freigabe.
Die Feuerwehr sprach am Tag darauf von einer "dramatischen Situation" in der Zerzabelshofstraße. Von dem Dach eines der beiden steckengebliebenen Autos mussten zwei Personen in Sicherheit gebracht werden. Die Berufsfeuerwehr rückte mit der Wasserrettung an und Taucher retteten die beiden. Sie blieben zum Glück unverletzt.