Nürnberger Sternerestaurant gibt Rabatt für Gäste unter 35
5.3.2020, 18:15 UhrWie kann das sein? Die NZ hat mit Chefkoch Fabian Denninger gesprochen – auch darüber, wie man junge Menschen für Gourmetküche begeistern kann.
Herr Denninger, warum bieten Sie Rabatt für junge Menschen?
Fabian Denninger: Wir mussten uns Gedanken um die Gästeklientel machen. Die meisten Gäste sind in den 40ern, 50ern oder 60ern. Freilich, es kommen auch junge Menschen – etwa dann, wenn sie eingeladen werden. Dass aber mal ein Tisch dabei ist, an dem nur Menschen bis Mitte 30 sitzen, das kommt vielleicht alle drei Monate mal vor.
Woran liegt das?
Denninger: Der Preis ist sicher eine Hemmschwelle. Normalerweise kostet ein Fünf-Gang-Menü bei uns 99 Euro, dazu kommen die Getränke. Wenn man es richtig krachen lässt mit sieben Gängen, Wein und Champagner, dann ist man bei 200 bis 220 Euro pro Person. Dafür braucht man schon einen gewissen finanziellen Background. Das kann sich im Normalfall jemand, der von der Schule kommt und in der Ausbildung ist, nicht leisten.
Bleibt es dann wirklich bei den 89 Euro?
Denninger: Bei dem Angebot ist alles dabei: Aperitif, Wasser, begleitender Wein, Kaffee. Man braucht keine Angst zu haben, dass man noch etwas aufgeschwatzt bekommt. Das ist ein Abend, an dem man einmal reinschnuppern kann. Ich sage aber auch ganz klar, wenn man sich das Sieben-Gang-Menü bestellt, hat man andere Erfahrungswerte. Wir servieren zwar dieselben Gerichte, wir bestimmen aber auch, welche Gänge und welcher Wein serviert werden – eine abgespeckte Version eben.
Bleibt da für Sie überhaupt noch etwas hängen?
Denninger: Das ist ein Kampfpreis. Betriebswirtschaftlich kann ich deshalb unter der Woche auch nur zwei, maximal drei Tische dafür bereitstellen. Am Wochenende, wo es besser frequentiert ist, maximal einen. Bei einem ausgebuchten Restaurant haben wir definitiv Umsatzeinbußen, aber das nehm’ ich in Kauf. Ich sperr’ diesen Tisch an einem Samstagabend bewusst und verzichte auch den Umsatz, den ich sonst machen würde, um es jungen Menschen zu ermöglichen, da reinzuschnuppern.
Wie waren die Rückmeldungen bislang?
Denninger: Sehr positiv und besser als erhofft. Innerhalb einer Woche wurden schon zwölf Tische reserviert, das hätte ich nicht gedacht. Aber wir haben auch bewusst dort geworben, wo sich die junge Generation umschaut – bei Instagram.
Und Sie kontrollieren dann bestimmt die Ausweise der Gäste...
Denninger: Nein. Wir drücken auch einmal ein Auge zu. Nur: Irgendwo mussten wir ja eine Grenze ziehen. Sonst nutzen die das Angebot, die sowieso schon gerne kommen.
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Sternerestaurants sind nobel – wirkt das nicht auch abschreckend auf junge Menschen?
Denninger: Solche Vorurteile kann man nur abbauen, wenn man zu uns kommt. Ich kann zwar sagen, dass man hier auch mit zerrissenen Jeans und Sneakers hereinkommen kann – aber kommt deswegen jemand? Das muss man wirklich erleben. Bei uns geht es zwar vornehm zu, aber nicht elitär. Wir sind auch ein junges Team. Ich bin 38 und der Älteste. Gäste können ihr Tattoo zeigen, ein Piercing haben, einen Tunnel im Ohr oder gefärbte Haare. Wenn andere Gäste damit ein Problem haben, dann brauch’ ich die nicht. Da grenz’ ich niemanden aus. Egal ob der jetzt 18, 19 oder 99 ist.
"Entenstuben", Schranke 9 in 90489 Nürnberg, geöffnet von Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr, Reservierungen bitte unter 09 11/5 20 91 28
www.entenstuben.de.