Nürnberger verärgert: Einwohneramt sperrte einfach früher zu

4.4.2019, 19:00 Uhr

An der Eingangstür hing ein Zettel mit dem Aufdruck: "Wegen hohen Personenaufkommens können keine Wartemarken mehr ausgegeben werden". "Hier kocht die Wut, das ist wirklich skandalös", sagt Uli Veitengruber zornig. Sie wollte lediglich einen Personalausweis abholen und hatte sich - wie viele andere arbeitende Bürgerinnen und Bürger - eigens den Dienstag ausgesucht, weil die Behörde nur an diesem Tag abends geöffnet hat. Ansonsten schließt das Amt in der Äußeren Laufer Gasse bereits um 15.30 Uhr (montags und donnerstags) oder sogar schon um 12.30 Uhr (mittwochs und freitags).

Eine Traube von zehn bis 15 Wartenden hoffte an jenem Dienstag gegen 17.20 Uhr vergeblich auf Einlass. Der Sicherheitsdienst machte den neu Dazukommenden deutlich, dass nichts mehr geht - ohne Wartemarke. Selbst für eine Mutter mit einem schwerbehinderten Kind wurde keine Ausnahme gemacht.


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Doch warum wurde bereits 40 Minuten vor der offiziellen Schließung dichtgemacht? Norbert Bimüller, Abteilungsleiter des Melde- und Passwesens, erklärt dazu: "In der Wartehalle waren bereits über 100 Kundinnen und Kunden." Allein um diesen Stau abzuarbeiten, hätten die Beschäftigten bis 19 Uhr Dienst tun müssen. Um dies zu schaffen, habe man sämtliche Kolleginnen und Kollegen an den Schaltern des Wartesaals zusammengezogen. Dadurch seien andere Büros - wie etwa die Abholung von Pass- oder Personalausweisen - nicht mehr besetzt gewesen. Die Dienstzeiten könne er schließlich nicht beliebig ausweiten, erklärt Bimüller: "Ich habe eine Verpflichtung meinen Mitarbeitern gegenüber."

Amt ist in Sondersituation

Außerdem befinde sich das Einwohneramt momentan in einer Sondersituation: Weil das Haus eine einzige Großbaustelle ist, sind manche Räume gar nicht zugänglich. "Zusätzliches Personal hätte also keinen Sinn gemacht. Denn ich wüsste gar nicht, wo ich es hinsetzen sollte", sagt der Abteilungsleiter. Es sei zum ersten Mal passiert, dass die Dienstagabendöffnung vorzeitig abgebrochen werden musste - Ärger um lange Wartezeiten gab es in den vergangenen Jahren allerdings schon öfter.

Manche vergeblich Wartende empfanden es als schäbig, dass niemand von der Dienststellenleitung mit ihnen gesprochen hat, sondern dass diese unangenehme Aufgabe die Security-Leuten übernehmen mussten. Dies wiederum empört Bimüller: "Ich bin drinnen herumgerannt und habe den Betrieb aufrechterhalten." Er könne nicht ausschließen, dass sich der Engpass wiederholt.

Expressschalter in Planung

Der Abteilungsleiter setzt seine Hoffnung auf einen "Expressschalter", der eventuell im Mai eingerichtet wird und an dem einfache Fälle wie Führungszeugnis, Beglaubigungen oder die Personalausweis-Abholung rasch erledigen werden können.

Bimüller lässt zum Schluss noch einmal Dampf ab: "Unsere Mitarbeiter müssen sich von den Kunden viel gefallen lassen. Was sie seit Jahren alles an Unverschämtheiten und Beleidigungen zu hören bekommen! Da würde es mich nicht wundern, wenn manche sagen: Bis zur Rente mache ich diese Aufgabe nicht."

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