Nürnbergs Messe wird zum Corona-Impfzentrum
21.11.2020, 06:00 UhrDas Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben in den USA die Zulassung für ihren Impfstoff beantragt. Gibt die Behörde grünes Licht, können erste Dosen schon in kurzer Zeit ausgeliefert werden.
Parallel dazu läuft in Deutschland der Aufbau der Corona-Impfzentren. Mindestens 96 solcher Stationen sollen ab dem 15. Dezember in Bayern startklar sein. Alle Landkreise und kreisfreien Städte haben den Auftrag, passende Gebäude dafür zu suchen. Auch die Organisation und das Personal liegen in der Verantwortung der Kreise und Städte, heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium.
Feuerwehr plant den Ablauf
In Nürnberg steht jetzt der Ort für das geplante Impfzentrum fest: die Messe Nürnberg. Hier sind die Voraussetzungen gegeben, um eine Vielzahl an Menschen mit dem schützenden Serum zu versorgen. Schließlich müssen für eine erfolgversprechende Herdenimmunität 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, sagen Virologen. In Nürnberg sind das bei knapp 520.000 Einwohnern mindestens 310.000 Menschen. Eine Impfpflicht gibt es aber nicht. Das Messegelände ist gut per ÖPNV oder mit dem Auto zu erreichen, Parkplätze sind reichlich vorhanden.
Die Vorbereitungen hat die Nürnberger Berufsfeuerwehr als Katastrophenschutzbehörde in der Hand. „Wir haben eine Projektgruppe gebildet. Sie entwickelt Ideen und Vorschläge“, berichtet Volker Skrok, Leiter der Berufsfeuerwehr. In die Planungen eingebunden sind auch weitere städtische Dienststellen wie das Gesundheitsamt oder das Seniorenamt.
Streitgespräch zu Corona-Impfstoffen: "Natürlich gibt es Restrisiken"
Die Impfstrategie ist nach Vorgaben der Gesundheitsministerien des Bundes und der Länder in zwei Phasen unterteilt, so Skrok. In der ersten geht es darum, vulnerablen Gruppen, die einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, den Zugang zur Impfung zu ermöglichen. In einem ersten Schritt dieser Phase wird Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen, in Einrichtungen für behinderte Menschen und in Obdachlosenunterkünften die Injektion angeboten. „Mobile Teams kommen dorthin und impfen. Es geht darum, die Wege für diese Leute möglichst kurz zu halten.“
Ruhephase nach der Spritze
Im zweiten Schritt geht es darum, den Mitarbeitern, die mit vulnerablen Gruppen zu tun haben, die Impfung anzubieten. Dazu zählen beispielsweise Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, Mitarbeiter in Kindertagesstätten und das Personal in Kliniken. Im Gespräch sind auch Lehrkräfte, zumal der Freistaat die Schulen offen lassen will. „Das denken wir uns nicht aus, es sind Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko)“, fügt der Feuerwehr-Chef an.
In der zweiten Phase kann sich die übrige Bevölkerung impfen lassen, hier kommt das Impfzentrum ins Spiel. Die Menschen melden sich an, erhalten einen Termin und kommen zur Messe. „Im besten Fall werden gleich zwei Termine vereinbart, da ein zweites Mal geimpft werden muss in einem Abstand von zwei bis drei Wochen“, erklärt der Dienststellenleiter. Vor dem Setzen der Spritze steht ein Impfgespräch mit dem Arzt an, nach dem Stich folgt eine Ruhephase. „Wir rechnen für einen Impfvorgang mit 15 bis 20 Minuten.“
Neun geheim gehaltene Orte
Der Freistaat stellt es den Landkreisen und Städten frei, die Impfzentren in eigener Regie zu führen oder die Aufgabe externen Dienstleistern zu übertragen. In Nürnberg läuft es laut Skrok auf Letzteres hinaus. Die Kosten übernimmt das Land, heißt es im Gesundheitsministerium. Anfang Dezember soll der Startschuss für den Aufbau des Impfzentrums in den Messehallen fallen. Die Stadt werde in den nächsten Wochen intensive Öffentlichkeitsarbeit betreiben, sagt der Feuerwehrchef. Die Rathausspitze will das Angebot mit allen Risiken so transparent wie möglich machen und auf die Notwendigkeit einer Impfung hinweisen.
Bayern hat indes angekündigt, die Lieferungen des Serums an neun geheim gehaltenen Orten zwischenzulagern, berichtet tagesschau.de. Eine logistische Herausforderung dürfte der Umgang mit dem Serum aus dem Hause Biontech/Pfizer sein. Die Dosen müssen bei minus 70 Grad gelagert werden. Bayern hat dafür bereits Ultra-Tiefkühlschränke bestellt. Außerdem hat der Freistaat 34 Millionen Spritzen angefordert.
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