ÖDP: Unvorstellbarer Dilettantismus zu Lasten der Schüler

Matthias Oberth

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20.1.2021, 18:25 Uhr

"Wir versündigen uns gerade an einer ganzen Generation", macht Rechholz seinem Ärger Luft. Er ist empört, dass in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown so wenig geschehen ist, um einen geordneten Schulbetrieb jetzt aufrechterhalten zu können. "In den Schulen wurden teilweise super Konzepte erarbeitet, wie der Unterricht nach den Weihnachtsferien organisiert werden kann", schildert der 48-Jährige die Lage. Am Freitag vor dem Schulstart wurde jedoch alles wieder über den Haufen geworfen. Und am Sonntag kommuniziere der Kultusminister dann über die Medien eine abermals andere Lösung. Schüler und Lehrer waren gleichermaßen irritiert und die Vorarbeiten "für den Papierkorb", so Rechholz.


Aus seiner Sicht verstärkt sich in diesen Monaten die "Bildungsungerechtigkeit", da gerade sozial schwache Familien oder Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund ins Hintertreffen geraten. Es sei alles andere als selbstverständlich, dass in einem Haushalt mehrere Computer für den Distanzunterricht zur Verfügung stehen. "Manche haben nur das Handy zum Arbeiten", sagt der ÖDP-Vorsitzende und fragt: "Warum lässt man die Schüler nicht in die Schule?"


Es fehle eine klare Datenbasis, die belegt, wie sich die Infektionen verbreiten, so Rechholz. Solche Daten zu erheben, wurde versäumt und nun agiere die Politik aufgrund von Mutmaßungen. Die Annahme, dass das Klassenzimmer ein Hotspot für den Corona-Virus sein könnte, sei reine Spekulation.

Gleichzeitig gibt Rechholz zu, dass Markus Söder mit Blick auf die Umfragewerte scheinbar vieles richtig macht. Für ihn ist es jedoch "verhängnisvoll", dass der Ministerpräsident auf "Angst-Rhetorik" setze, um weiter "von absoluten Mehrheiten und Kanzlerschaft" träumen zu können. "Er denkt in Schlagzeilen", lautet sein Vorwurf. Gleichzeitig führe solche Politik dazu, dass "Menschen aus Furcht vor einer Ansteckung nicht mehr zum Arzt gehen und Krankheiten verschleppen bis hin zum Tod", sagt Rechholz.


Auf die Frage, warum die ÖDP trotz der politischen Erfolge, wie etwa beim Volksbegehren "Rettet die Bienen", in der Wählergunst weiterhin mehr als deutlich hinter den Grünen liegt, hat der Bundesvorsitzende eine klare Antwort: "Die Grünen haben sich weichgespült, damit sie für jeden ein möglicher Partner sein können". Das "Aufhübschen als Braut" gehe mit dem Verlust an Kontur einher.
Die ÖDP bleibe sich dagegen treu. Als ökologischer Stachel könnte die Partei in Richtung der Grünen jene Rolle spielen, die die Linke etwa gegenüber der SPD bei der Frage nach sozialer Gerechtigkeit einnimmt. Denn eines ist für Christian Rechholz klar und er hat Sorge, dass dieses Thema inzwischen viel zu wenig Beachtung findet: "Die viel größere Gefahr als Corona ist eigentlich die Klimakatastrophe."

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