Stattdessen ist Karin Müller zu Hause, sitzt im Garten, geht Gassi mit ihren beiden Hunden. Oder sie ist an ihrem Handy, "das ich jetzt schon tagsüber statt nachts aufladen muss", erzählt sie. "Familie XXL" heißt die WhatsApp-Gruppe, in der Geschwister und Anhang Ostergrüße und viele Bilder austauschen. Auf denen kann sie sehen, wie die Tochter ihres Patenkinds ihr Osternest findet. Sogar ihr Festnetz-Telefon hat sie reaktiviert, "das benutze ich wieder viel mehr, zum Beispiel, um mit meinen Freundinnen in Kontakt zu bleiben".
RKI schätzt: Etwa die Hälfte der Infizierten in Deutschland ist genesen
Ihre eigenen Enkelkinder sieht sie regelmäßig – auf Videos aus deren Garten. "Das tut richtig gut", sagt die 66-Jährige. Denn gerade an den Feiertagen fällt ihr die coronabedingte Isolation mitunter schwer. Das traditionelle Karfreitagsmenü bei ihrem Sohn ist ausgefallen. Zumindest in seiner eigentlichen Form. "Ich habe es in Tupperware geliefert bekommen und mir dann daheim schön angerichtet", lacht die Rentnerin. Weil der Sohn sich auch um die gemeinsamen Hunde kümmert, hat er ihr das Essen vorbeigebracht.
Auch Nicole Bolsinger hat Oma, Opa und Bruder gesehen – per Sykpe. "Mit 13 Leuten, das war auch lustig", sagt sie. Dasselbe war es nicht. Auch wenn sie am Ostermontag lange ausschlafen darf und von ihren Kindern mit einem Brunch überrascht wird, wandern ihre Gedanken am Osterwochenende mehrmals zur Familie in Schwaben. "Ich habe daran gedacht, was wir jetzt gemacht hätten und wie schön, dass gewesen wäre."
Endlich Zeit für "Die Siedler von Nürnberg"
Daheim nutzt die Familie die Zeit, um auch alte Spiele mal wieder auszupacken, "Die Siedler von Nürnberg" beispielsweise. "Das dauert ja eineinhalb bis zwei Stunden, dafür hat man jetzt Zeit." Fit halten sich die Kinder im eigenen Wohnzimmer – mit Workout. Die 19-jährige Magdalena turnt ihren Geschwistern vor, während die Eltern lieber Joggen gehen. "Sofern das möglich ist, soviel wie rund um den Wöhrder See los ist." Wenn nicht, wird eben das Wohnzimmer zum Parkett. Weil sie ihre Tanzschule im Moment nicht besuchen können, tanzen sie zu Hause. Das Tanzstudio Schlegl in Nürnberg hat extra einen Online-Tanzkurs zur Verfügung gestellt "mit Figuren für kleine Räume".
Auch Stephan Müller hat auf die Corona-Krise reagiert. Der Pfarrer hat in Langwasser online Gottesdienste gehalten. 90 Geräte haben sich zum Beispiel am Gründonnerstag eingewählt, "vor den Bildschirmen saßen dann oft mehrere Menschen", erklärt Müller. Die haben nicht nur zugehört, sondern auch mitgemacht. "Einige haben von daheim Fürbitten gelesen, dann haben wir alle zusammen gesungen." Die Musik liefert der Organist der Kirche – ebenfalls von daheim. Die Texte und Noten bekommen die Gottesdienst-Teilnehmer auf dem Bildschirm eingeblendet.
Als "sehr berührend" hat der Pfarrer den Gottesdienst empfunden. Er ist auch ohne die üblichen Veranstaltungen über die Osterfeiertage viel beschäftigt. Am Ostersonntag haben den ganzen Tag Gemeindemitglieder das Osterlicht in der Kirche besucht und sich den Segen abgeholt – oder selbst daran Kerzen entzündet und mit nach Hause genommen. Es soll den Menschen Zuversicht geben.
Die holt sich auch Karin Müller bei einem Gottesdienst im Fernseher und einem Gebet. Ihr fehlt vor allem die körperliche Nähe, ihre Kinder und Enkel in die Arme zu schließen. Auch wenn sie schon darauf konditioniert ist, Abstand zu halten: "Wenn ich einen Film schaue und die Menschen dort nah aufeinandersitzen, denke ich schon immer: Was machen die denn?", lacht die 66-Jährige.
Wir informieren Sie mit unserem täglichen Corona-Newsletter über die aktuelle Lage in der Coronakrise, geben Ihnen Hinweise zum richtigen Verhalten und Tipps zum alltäglichen Leben. Hier kostenlos bestellen. Immer um 17 Uhr frisch in Ihrem Mailpostfach.
Sie bevorzugen Nachrichten zur Krise im Zeitungsformat? Erhalten Sie mit unserem E-Paper-Aktionsangebot immer die wichtigsten Corona-News direkt nach Hause: Ein Monat lesen für nur 99 Cent! Hier gelangen Sie direkt zum Angebot.
Sie wollen in der Corona-Krise helfen: Dann sind Sie in unserer Facebookgruppe "Nordbayern hilft" genau richtig!