Park auf Zeit: Lorenzer Platz soll Treffpunkt werden
4.2.2021, 06:00 UhrOb hinter der Lorenzkirche in diesem Jahr Zitronen heran reifen werden? Über die Auswahl der Pflanzen hat sich Daniela Bock zwar noch keine detaillierten Gedanken gemacht, doch möglich wäre es durchaus, sagt die Landschaftsarchitektin, die auch an der Aktion im vergangenen Jahr beteiligt war. "Man könnte im Prinzip jede Pflanze nehmen." Denn das System, mit dem die Vorsitzende des Vereins "Grünclusiv" die Fläche vor dem Heimatministerium in diesem Jahr aufwerten will, ist so flexibel, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Umfangreiche Baumaßnahmen: Das soll sich in der Lorenzkirche ändern
Bock möchte schlichte Container, genauer gesagt: sogenannte Abrollmulden, zu einem kleinen Park zusammenfügen und bepflanzen. Sogar Bäume könnten darin Wurzeln schlagen, betont die Expertin, die die "fröhliche, lebendige" Bepflanzung schon vor sich sieht. "Viele Blüten und Farben" schweben ihr vor, vielleicht auch ein paar essbare Früchte.
Beginn im April
Schon im April soll es voraussichtlich los gehen, wenn die Pandemie es zulässt, werden die Container am Rand auch mit Sitzgelegenheiten bestückt. Denn das Grün soll nicht nur ein hübscher Anblick fürs Auge sein, sondern den Lorenzer Platz beleben und zu einem Treffpunkt machen - wenn möglich, auch mit einem zusätzlichen Kulturprogramm. Entstanden ist das Konzept im Rahmen der "City-Werkstatt", die die Stadt gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Ende vergangenen Jahres aus der Taufe gehoben hat.
Händler, Gastronomen und Vermieter sitzen dabei mit Behördenvertretern an einem Tisch, um Projekte zur Stärkung der Innenstadt voran zu treiben. Denn mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen sich die Initiatoren um die Zukunft des Handels durchaus Sorgen. Vor allem die derzeit noch fehlenden Staatshilfen machen den Geschäftsleuten zu schaffen. "Mich erreichen täglich verzweifelte Anrufe", sagt Wirtschaftsreferent Michael Fraas. "Das Geld kommt nicht an."
Den Händlern fehle zudem die Planbarkeit, weil nicht klar sei, wie lange der Lockdown noch andauern werde, ergänzt Alexander Fortunato von der IHK. "Sie wüssten gerne, was sie für die aktuelle Saison noch einkaufen sollen."
Umsatzrückgänge wegen fehlender Touristen
Seit Mitte Dezember sind die Geschäfte geschlossen. Viele Händler hätten schon zuvor über starke Umsatzrückgänge geklagt, unter anderem, weil die Touristen fehlten, so Fraas. "Es stehen viele vor einer existenzbedrohenden Situation." Mit den Projekten der City-Werkstatt wollen Stadt und IHK gegensteuern.
Nürnberg habe eine attraktive Innenstadt und könne nicht nur mit den entsprechenden Geschäften, sondern auch mit einem attraktiven Umfeld punkten. Dazu zählt Fraas neben der Gastronomie auch Museen und Kirchen - und künftig eben auch neu gestaltete Plätze wie den Lorenzer Platz. Wenn sich das mobile Grün dort bewährt, könnte die Idee auch anderswo Wurzeln schlagen, hoffen die Beteiligten.
Neue Projekte: Wohnen auf Zeit
Sie wollen zudem weitere Projekte anstoßen. Dazu gehören zum Beispiel Pop-up-Stores junger Existenzgründer, die sich die hohen Mieten in der Fußgängerzone noch nicht leisten können. Sie könnten auf Zeit und zu günstigen Konditionen in leer stehenden Läden unterkommen, hofft Silvia Kuttruff vom Amt für Wirtschaftsförderung.
Die Stadt will gezielt Eigentümer ansprechen, etwa in der Breiten Gasse, wo es schon etliche Leerstände gibt. "Wir müssen das einfach mal ausprobieren", sagt Fraas, der sich auch vorstellen kann, dass die Stadt eine Fläche anmietet, um das Konzept zu testen. Als schnelle Maßnahme gegen die Folgen des Lockdowns haben die Händler einen Lieferdienst organisiert, geplant ist zudem eine regionale Werbekampagne.
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Nachbarn reagieren positiv
"Einfach mal ausprobieren", das gelte auch für den Lorenzer Platz, betont Gregor Heilmaier von der IHK, der das Projekt gemeinsam mit Christian Scholl vom Bürgermeisteramt betreut. Dank der Beteiligung verschiedener Ämter seien die Entscheidungswege kurz, entsprechend schnell könne der "lebendige Platz" realisiert werden.
"Wir haben die an einen Tisch geholt, die Interesse haben und das auch umsetzen können", betont Kuttruff. Auch bei den Nachbarn sei die Resonanz positiv. Claudia Voigt-Grabenstein, Pfarrerin der Lorenzkirche, freut sich jedenfalls auf viel Leben vor der Haustür des frisch sanierten Lorenzer Pfarrhofs. "Das ist genau das, was wir brauchen."
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