Photovoltaik auf Kirchendächern
11.3.2020, 12:32 UhrSebald mit Photovoltaik-Modulen auf dem Dach. Es ist eine provokante Idee, die die Nürnberger Grünen da auf den Tisch bringen – und das wissen sie selbst. Aber so können sie sich sicher sein, von den Bürgern gehört zu werden.
Dabei geht es nicht einmal primär um das Dach von St. Sebald, sondern vielmehr darum, mehr Solarstrom-Lösungen auf Kirchen und anderen Dächern in der Stadt zu platzieren. Denn davon gibt es nicht allzu viele: Die Photovoltaik liegt beim Nürnberger Gesamtstromverbrauch gerade einmal bei gut einem Prozent. "Wir wollen die Photovoltaik mindestens auf das Zehnfache vergrößern", sagt OB-Kandidatin Verena Osgyan.
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Um dieses Ziel zu erreichen, komme man an den Kirchendächern nicht vorbei. Da sie besonders großflächig seien und auch die richtige Ausrichtung hätten. Doch der Denkmalschutz spielt da eben auch eine große Rolle. Osgyan bleibt dabei: "Photovoltaik und Denkmalschutz müssen sich nicht gegenseitig ausschließen", wie sie sagt. Schließlich handele es sich um "eine minimalinvasive Methode".
Unterstützung bekommt sie dabei von Architekt Mario Bodem, der auch Mitglied des Arbeitskreises "Umwelt und Energie" ist. "Die technischen Lösungen sind da, modern Module so zu installieren, dass man sie auch nicht als solche wahrnimmt", so Bodem.
Ein Baustein reicht nicht
Am Beispiel der möglichen Anlage auf St. Sebald spricht er davon, dass damit nicht nur 75 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden könnten, sondern auch 90 Tonnen CO2 eingespart werden würden. Er betont, dass das Thema grundsätzlich in den nächsten fünf Jahren angegangen werden müsse, um CO2 tatsächlich zeitnah und nachhaltig zu reduzieren. Hierfür müsse man großflächig decken. "Die Energiewende ist nicht mit einem Baustein zu erreichen."
Auch Osgyan sagt, dass sich das in der nächsten Stadtratsperiode entscheiden müsse. Finanziert werden soll dies unter anderem auch durch einen Klimafonds in Höhe von 15 Millionen Euro, den Osgyan auflegen will. Im Stadtrat will auch der Grüne Marc Schüller künftig mitmischen, der die Idee initiiert hat und glaubt, damit auf breiten Zuspruch zu stoßen. "Unter der Bevölkerung ist der Wunsch nach Veränderung da", so Schüller.
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Man müsse weg von den versteckten Anlagen, wie etwa den Paneelen auf dem Rathaus, die eben zur Innenhofseite reichen würden. Das Thema müsse mehr ins öffentliche Bewusstsein.
Neu ist die Idee mit dem Strom vom Kirchendach nicht. So gibt es längst in anderen Bundesländern, wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Gotteshäuser mit solchen Anlagen. Aber auch die Pfarrkirche Heilige Familie in Reichelsdorf bemühte sich jahrelang im Streit mit den städtischen Denkmalschützern um Photovoltaik-Paneele auf dem Dach – und bekam schließlich doch grünes Licht.
Inzwischen habe man für alle Nürnberger Kirchengemeinden untersucht, ob eine solche Anlage auf den jeweiligen Kirchendächern realisierbar wäre, so Stadtrat Achim Mletzko. "Und bei allen wäre es baulich möglich." Zudem habe man bei den Gemeinden eine "unglaubliche Aufgeschlossenheit" bezüglich des Themas gespürt, so Mletzko weiter. Die braucht es. Schließlich geht es um sakrale Bauten und nicht nur um öffentliche Gebäude.
Große Strahlkraft
Gerade deshalb versprechen sich die Grünen von einem Pilotprojekt auf Kirchendächern auch eine große Strahlkraft. "Was im Großen funktioniert, funktioniert dann viel leichter auch im Kleinen, um mehr Anlagen in der Stadt platzieren zu können", so Verena Osgyan.