Neue Projekte in der Innenstadt

Pop-up-Läden und begrünte Sitzplätze sollen die Nürnberger City beleben

19.6.2021, 12:14 Uhr
So sieht er aus, der erste Pop-up-Laden Nürnbergs, ZwischenZeit, von Iris Wörnlein-Herbke und Berndt Richter.

© Michael Matejka, NNZ So sieht er aus, der erste Pop-up-Laden Nürnbergs, ZwischenZeit, von Iris Wörnlein-Herbke und Berndt Richter.

Es ist ein Laden, in dem es einiges zu entdecken gibt: Große Grünpflanzen stehen in Kübeln, die selbst schon wieder ein Hingucker sind, auffällige Holzobjekte kommen als Kunst daher, entpuppen sich aber als Garderobe, dazwischen stehen Senf und Obstweine in den Regalen, die ebenfalls einen zweiten Blick wert sind. Denn die Regale sind eigentlich fahrbare Schränke, die sich ebenso schnell wieder abbauen lassen wie sie aufgebaut sind. Und das könnte nötig sein, denn Berndt Richter, der die Möbel entworfen hat, betreibt den Laden mit seiner Geschäftspartnerin Iris Wörnlein-Herbke nur auf Zeit. "Wenn es sein muss, sind wir in 48 Stunden wieder weg."

"ZwischenZEIT" heißt der erste Pop-up-Laden, der in Nürnberg auf Vermittlung des Wirtschaftsreferates an den Start gegangen ist. Die Stadt will damit etwas gegen die Leerstände in der Innenstadt tun - allein in der Breiten Gasse hat die Kommune kürzlich rund zehn verwaiste Geschäfte gezählt. Damit die City nicht auf Dauer verödet, versucht das Wirtschaftsreferat, die leeren Läden für eine Zwischennutzung zu vermitteln - zu günstigen Konditionen, aber mit der Maßgabe, dass die Mieter auf Zeit bei Bedarf die Flächen schnell wieder räumen. Entstanden ist das Konzept im Rahmen der City-Werkstatt, in der Stadt und Industrie- und Handelskammer gemeinsam mit Händlern, Gastronomen und Vermietern an einem Tisch sitzen, um Projekte zur Stärkung der Innenstadt voran zu treiben.


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Aus der Sicht von Iris Wörnlein-Herbke ist das Pop-up-Prinzip für die Beteiligten eine Win-win-Situation: "Der Laden ist bespielt, jeder kann ihn sich anschauen und er wird instand gehalten." Sie selbst wiederum könne die Fläche in der Adlerstraße für ein Projekt nutzen, das an dieser Stelle sonst kaum tragbar wäre. Denn gemeinsam mit Berndt Richter, der ebenfalls in der Veranstaltungsbranche tätig ist, bietet die Geschäftsführerin von Messebau Wörnlein jungen Start-ups aus der Region ein Forum für ihre Produkte.

Frisches Grün statt einer Wüste aus Pflaster und Beton: So soll der Lorenzer Platz über den Sommer aussehen.

Frisches Grün statt einer Wüste aus Pflaster und Beton: So soll der Lorenzer Platz über den Sommer aussehen. © Michael Matejka, NNZ

Darunter sind die Spielentwickler von "Swimwin-Games", die Kartenspiele für Kinder entwerfen und die Firma "Tailored Grips", die im 3D-Druck Fahrradgriffe herstellen, die individuell auf die jeweiligen Hände zugeschnitten sind. Gleichzeitig wollen Richter und Wörnlein-Herbke, die seit anderthalb Jahren in ihrem Kerngeschäft Messe und Veranstaltungen nichts mehr tun können, Werbung für die von ihnen entworfenen transportablen Mietmöbel machen. Jetzt müssen nur noch die Kunden kommen. Der Start sei schwierig gewesen, sagt Richter. "Die ersten zwei Tage hatten wir null Euro Umsatz." Was auch an der etwas abseitigen Lage in der nicht sonderlich attraktiven Adlerstraße liegen dürfte.

Doch daran soll sich jetzt etwas ändern. "Summerstreet" heißt ein weiteres Projekt, das im Rahmen der City-Werkstatt entstanden ist. Nach dem Vorbild des Weinmarkts soll die Adlerstraße in den kommenden Monaten weitgehend verkehrsberuhigt werden, statt Autos sollen dort die unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten parken. Mehr Platz für die Außengastronomie ist ebenso in Planung wie Freiraum für Sitzkissen, Hochbeete oder Foodtrucks.

"Es ist ein Pilotvorhaben", erklärt Frank Jülich, Leiter der Verkehrsplanung Nürnberg. In der Adlerstraße will die Stadt erproben, wie man mehr Aufenthaltsqualität im Zentrum schaffen kann. Die Interessen der lokalen Gastronomen und Geschäftsinhaber sollen dabei ebenso berücksichtig werden wie jene der oft vom Parkverkehr belästigten Anwohner. Finanzielle Unterstützung könnte es dafür vom Freistaat Bayern geben, der das Förderprogramm "Innenstädte beleben" mit einem Fonds von 100 Millionen Euro aufgelegt hat. Die Summerstreet ist eines der Projekte, mit denen sich Nürnberg dafür bewirbt.

"Aus der Straße kann man was machen", sagt Wörnlein-Herbke, die sich mit ihrem Kollegen an der Aktion beteiligen will. Spielaktionen für Kinder, Handwerk zum Mitmachen, eine kleine Fahrradwerkstatt - an Ideen mangelt es dem Team der "ZwischenZEIT" nicht. "Wir brauchen etwas, das die Innenstadt lebendig hält."

Die Stadt sieht es ähnlich, deshalb tut sich derzeit auch etwas auf dem Lorenzer Platz. Ulrich Schäfer, Chef der Firma Nordgrün, baut mit seinem Team gerade einen mobilen Park auf. Felsenbirne und Apfelbaum schlagen schon Wurzeln im Containerbeet, bunte Stauden werden folgen. "Das wird super", freut sich Jürgen Arauner, der sich um die Bewässerung kümmert. Beide Männer engagieren sich im Verein "Grünclusiv", der das Projekt gemeinsam mit Stadt und IHK aus der Taufe gehoben hat. Die Innenstadt attraktiver zu machen, ist auch hierbei das Ziel. Und das Konzept scheint anzukommen, schon während der Aufbauarbeiten bleiben die ersten Passanten stehen. "Schön, dass es hier grüner wird", sagen sie unisono.

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