Prozess in Frankreich: Drei junge Nürnberger bleiben in Haft

bih/roe

27.9.2019, 18:46 Uhr

Die 18 bis 23 Jahre alten Männer waren nach Angaben ihrer Familien einige Tage vor dem G7-Gipfel in Biarritz auf dem Weg in den Urlaub im spanischen Baskenland, als sie an einer Mautstation an der Autobahn festgenommen wurden. Erst Tage später erfuhren die Eltern in Nürnberg, was mit ihren Söhnen passiert war. Weil die jungen Männer, die in der linken Szene aktiv sind, Sturmhauben, Pfefferspray und einschlägige Literatur dabei hatten, wurden sie in einem Schnellverfahren zu zwei und drei Monaten Haft verurteilt. Die Richter gingen davon aus, dass das Trio möglicherweise gewalttätig werden könnte. Das französische Strafrecht lässt eine solche präventive Verurteilung zu, es stellt den "Zusammenschluss zur Begehung von Gewalttaten" unter Strafe.


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Die Eltern, die bis heute nur brieflichen Kontakt zu ihren Söhnen hatten, hoffen dennoch auf eine schnelle Freilassung. Doch bis Mitte Oktober müssen die Nürnberger auf jeden Fall im Gefängnis bleiben. Diese Entscheidung des Gerichtes am Freitagabend führte im Anschluss zu Tumulten unter den Zuhörern, die nach Angaben von Augenzeugen von der französischen Polizei unsanft aus dem Gebäude gewiesen wurden.

Nach Angaben des "Solidaritätskreises für die drei von der Autobahn" standen die jungen Leute möglicherweise auf einer Liste politischer Aktivisten, die den französischen Behörden vom deutschen Verfassungsschutz übermittelt wurde. Das Bundesinnenminsterium hatte auf Anfrage der Linken bestätigt, dass entsprechende Daten weitergeleitet wurden. In Nürnberg hatten erst vor wenigen Tagen 200 Menschen für die Freilassung des Trios demonstriert. Mehrere politische Jugendorganisationen fordern in einem offenen Brief den Stadtrat auf, Position zu beziehen.