Radentscheid in Nürnberg: Stadtrat strebt Mobilitätspakt an

André Fischer

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28.12.2020, 16:51 Uhr
Der Radentscheid soll die Verkehrssicherheit erhöhen.

© Daniel Karmann, NNZ Der Radentscheid soll die Verkehrssicherheit erhöhen.

In der Stadtverwaltung und bei den Stadträten kursiert unter dem Titel "Mobilität in der Stadt" derzeit ein Papier, das fast alle Forderungen der Anhänger des Radentscheids enthält und noch darüber hinausgeht. Es ist eine Art "Mobilitätspakt" von dem Oberbürgermeister Marcus König schon in seinem Wahlkampf gesprochen hat. Mit den Vorschlägen der Verwaltung werden die Interessen von Fußgängern, Fahrradfahrern, ÖPNV-Nutzern und Autofahrern berücksichtigt. An der Politik liegt es jetzt, die Vorschläge aufeinander abzustimmen und die großen Linien vorzugeben.


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Oberstes Ziel ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit

Oberstes Ziel soll sein, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Die Mobilitätswünsche sollen zusammen mit den stadt- und umweltgerechten Verkehrsarten wie zu Fuß gehen, Rad fahren und den öffentlichen Nahverkehr realisiert werden. Daraus leitet die Stadtverwaltung ab, dass vor allem im Hinblick auf die Sicherheit von Senioren zusammen mit dem Stadtseniorenrat deutlich mehr Aktionen durchgeführt werden müssen. Aber auch Kinder sollen im Hinblick auf den Verkehr intensiver geschult werden. Künftig soll bei neuen und geänderten Verkehrsführungen das Thema Sicherheit ganz groß geschrieben werden.

Beim Radverkehr steht die Komplettierung eines durchgängigen und komfortablen Redewegenetz im Vordergrund. Bis 2030 soll das schon beschlossene, 285 Kilometer lange Radwegenetz auch umgesetzt sein. Entlang von Hauptverkehrsstraßen sollen Stellplätze von Autos zugunsten von Radverkehrsanlagen, Grünflächen und Straßenbäumen umgebaut werden. Um Fahrradfahren auch für Pendler attraktiver zu machen, werden bis 2030 Radschnellverbindungen nach Erlangen, Zirndorf/Oberasbach, Stein und zum Südwestpark hergestellt.

Fußgänger – hier unterwegs an der Färberstraße – wurden in der Verkehrspolitik lange unterschätzt und oft vernachlässigt. Jetzt entdeckt das Rathaus sie langsam wieder. Problemstellen sollen beseitigt werden

Fußgänger – hier unterwegs an der Färberstraße – wurden in der Verkehrspolitik lange unterschätzt und oft vernachlässigt. Jetzt entdeckt das Rathaus sie langsam wieder. Problemstellen sollen beseitigt werden © Stefan Hippel, NNZ

Ebenfalls bis 2030 sollen jedes Jahr zusätzlich 1000 Fahrradabstellplätze auf dem gesamten Stadtgebiet eingerichtet werden, vor allem auch in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen. Bei Baustellen werden die Belange der Radfahrer künftig besser berücksichtigt. Die Stadt will auch eine Grüne Welle für Radfahrer entlang der Radverkehrsachsen schaffen und sich mehr um das Räumen von Fahrradwegen wie auch von Fußwegen bemühen, wenn es einmal schneit.

Bis 2030 fußgängerfreundliche Stadtteile

Innerhalb des Rings sollen bis 2030 fußgängerfreundliche Stadtteile entwickelt werden. Dazu gehört, dass die Aufenthaltsqualität von Straßen und Plätzen erhöht wird. Außerhalb des Altstadtbereichs sollen mit Verkehrsberuhigungsmaßnahmen systematisch der Fußverkehr gefördert werden.

Es wird vorgeschlagen, dass neue Fußwege 2,50 Meter breit sind. Beim Bestand werden 1,50 Meter angestrebt. Es ist auch an eine strengere Kontrolle von Fuß- und Radwegen gedacht, um das Gehwegparken einzudämmen. Auch der ÖPNV soll vorangebracht werden. Bis 2026, so die Planungen, soll die Lücke im Straßenbahnnetz bei der Minervastraße geschlossen werden, die Stadtparkschleife reaktiviert werden und die Straßenbahntrasse bis zur neuen Universität verlängert werden. Straßenbahn und Busse werden mit Abmarkierungen und Ampelschaltungen beschleunigt. Überlegt wird auch, dass die Straßenbahnen in Haupt- und Nebenverkehrszeiten einen Fünf-Minuten-Takt fahren. Der Mindesttakt von Buslinien soll von 40 auf 30 Minuten gesenkt werden.

In dem Papier der Verwaltung heißt es außerdem, dass der Individualverkehr nicht vernachlässigt werden darf. Durch den Ausbau von Fuß- und Radwegen sowie des ÖPNV dürfte es aber weniger Gründe geben, das Auto zu verwenden.

Als weitere Maßnahmen sind geplant, die multimodalen Mobilitätspunkte. an denen Fahrräder und Autos geliehen werden können, von derzeit 30 bis 2025 auf 100 zu erhöhen. Bis 2030 sollen zwei bis drei Quartiersparkhäuser in der Innenstadt errichtet werden, um den Parkdruck zu verringern. Die öffentliche E-Ladeinfrastruktur, so ein Vorschlag, soll pro Jahr um 30 Stationen ausgebaut werden.

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