Rassismusvorwurf: Nürnberger Stadtrat wehrt sich nach Äußerungen über Migranten

Elke Graßer-Reitzner

Lokalredaktion Nürnberg und Rechercheteam

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25.3.2021, 05:49 Uhr
Im Jahr 2014 ist Jürgen Dörfler in den Stadtrat eingezogen.  2007 war der bis dahin langjährige CSU-Aktivist erstmals für die Freien Wähler angetreten. 

© Stefan Hippel Im Jahr 2014 ist Jürgen Dörfler in den Stadtrat eingezogen.  2007 war der bis dahin langjährige CSU-Aktivist erstmals für die Freien Wähler angetreten. 

Jürgen Dörfler, seit 2014 im Stadtrat vertreten und zudem Mitglied des Ältestenrates, ist bekannt für seine pointierten Äußerungen. Nach einer Sitzung, in der Oberbürgermeister Marcus König (CSU) das Corona-Infektionsgeschehen in Nürnberg anhand statistischer Daten näher aufschlüsseln ließ, hatte er mit seiner Einschätzung nicht hinter dem Berg gehalten.

Kritik vom Bündnis Nazistopp

Weil in Quartieren mit einem hohen Ausländeranteil sich mehr Menschen als anderswo angesteckt haben, äußerte Dörfler gegenüber dem Donaukurier, integrationsunwillige Zuwanderer würden sich offensichtlich weniger an die Corona-Regeln halten. Das Nürnberger Bündnis Nazistopp leitete aus der Notiz "schon wieder rechtspopulistische und rassistische Untertöne bei den Freien Wählern" ab.

Auf der Homepage des Bündnisses, eine Vereinigung zur Eindämmung und Verhinderung von extrem rechten Aktivitäten, heißt es dazu, dass Faktoren wie Bildung, beengte Wohn- und miese Arbeitsverhältnisse in den Vierteln ausschlaggebend für die Infektionen seien: "Anstelle soziales Elend und dessen Folgen zu skandalisieren, setzt Herr Dörfler offensichtlich eher auf Stigmatisierung."

Großvater war Jude

Der so Gescholtene weist die Vorwürfe entschieden zurück. Er sei keinesfalls rassistisch, sagte Dörfler unserer Redaktion, und fügte hinzu, sein Großvater sei Jude gewesen. Jedoch sei es Fakt, dass fast 50 Prozent der positiv auf Corona Getesteten aus den Stadtteilen Gostenhof, Galgenhof, Tafelhof und Gibitzenhof kämen, also aus Vierteln, in denen zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund leben.

Nur dies habe er festgehalten, betont der Stadtrat. Das habe nichts mit Rassismus zu tun, ein Vorwurf, den er als "Kampfkeule der Linken" bezeichnete. Die unzureichenden Wohnverhältnisse dieser Bevölkerungsgruppe seien nicht zu leugnen.


Nürnberg wächst dank Zuwanderung


Jedoch sehe er fast täglich Pulks von Jugendlichen, die sich auf der Museumsbrücke tummelten, ohne Maske zu tragen. Auch für deren Sicherheit setze er sich ein, sagte Dörfler. Doch man müsse wissen, wo und wie sich die Menschen in Nürnberg mit dem Virus infizieren.

Die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion hatte zuletzt von Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger "klare Kante" gegen Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit innerhalb seiner Gruppierung gefordert. Vor allem die Fürther Stadträtin Lau und die Feuchter FW-Gemeinderätin Birgit Ruder, die auf der rechtspopulistischen Plattform "Hallo Meinung" des Schwarzenbrucker Unternehmers Peter Weber die Allianz sowie engagierte Bürger verunglimpften, hatten für heftige Diskussionen gesorgt.

"Wir distanzieren uns von diesen Äußerungen, denn Extremismus, Hetze und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind den Freien Wählern zuwider, sagt nun Steffen Schmidt, FW-Bezirksvorsitzender in Mittelfranken. Er erhält Zustimmung von Stefan Doll, dem Vorsitzenden der Allianz. So zeige man gemeinsam Flagge gegen Rechtsextremismus und trete für eine offene, solidarische und diverse Gesellschaft ein.