Kirchweihplatz inklusive

Schmelzer-Firma kauft riesiges Grundstück im Norden Nürnbergs - Anwohner in Sorge

Timo Schickler

Lokalredaktion Nürnberg

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26.7.2021, 14:38 Uhr
An fünf Tagen im Jahr ist hier Kirchweih. Sonst dient die Schotterfläche in Boxdorf als Parkplatz.

© Stefan Hippel, NNZ An fünf Tagen im Jahr ist hier Kirchweih. Sonst dient die Schotterfläche in Boxdorf als Parkplatz.

Die Sebalder Höfe, der Grundig Immobilienpark oder gerade erst der bei Passanten so beliebte Augustinerhof: Gerd Schmelzer und seine Alpha Gruppe bauen gerne groß. Die Liste der Quartiere, die das Unternehmen aus Nürnberg mit Büros oder Einzelhandel versorgt hat, ist lang, die Standorte am Hauptmarkt oder an der Stadtmauer oft markant.

Festgelände mitten in Boxdorf

Jetzt aber hat sich der Immobilienentwickler ein Grundstück im Knoblauchsland gesichert, hoch im Nürnberger Norden. Dort dafür zentral: Das Unternehmen ist neuer Eigentümer des Festplatzes mitten in Boxdorf. Diesen hat die Gruppe einer Erbengemeinschaft abgekauft - zusammen mit dem kompletten Karree an der Boxdorfer Hauptstraße.

30.000 Quadratmeter umfasst die Fläche, die von Fritz-Ehler-, Thomas-Dehler- und Hugo-Haase-Straße eingerahmt wird. Ausgenommen ein paar Wohnhäuser in der nordöstlichen Ecke. Dafür inklusive der alten Ziegelei, einer großen grünen Wiese - und eben dem Platz, auf dem Boxdorf jedes Jahr seine Kirchweih feiert.

Viele Gerüchte in Nürnberg-Nord

Der Verkauf sorgt für viele Gerüchte im Dorf, was mit dem Grundstück passiert. Kommt ein großer Wohnblock? Oder ein Hochhaus? Fragen, die auch an SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm herangetragen werden. Zum Beispiel, wie es um den Immissionsschutz steht, wenn hier groß gebaut wird.

Vor allem aber sind es die Sorgen um die Kirchweih, die diesen freien Platz nutzt. "Zudem dient die Fläche auch als Parkplatz für die Mehrzweckhalle des ASC Boxdorf bei Sport- und Freizeitveranstaltungen und für städtische Belange wie die Bürgerversammlung oder zuletzt als Impfzentrum." Für Boxdorf, weiß Brehm, bedeutet ein Vorhaben an dieser Stelle "einen großen Umgriff", bei dem "eine angemessene Bürgerinformation und -beteiligung unerlässlich ist".

Hier soll die Neue Mitte Boxdorf entstehen. Wie die aussieht, sollen die Anwohner mitbestimmen.

Hier soll die Neue Mitte Boxdorf entstehen. Wie die aussieht, sollen die Anwohner mitbestimmen. © Stefan Hippel, NNZ

Das sieht Max Müller genauso. Der CSU-Stadtrat ist Prokurist bei der Alpha Gruppe und zuständig für die Entwicklung der Fläche. Zu der ist das Immobilienunternehmen eher zufällig gekommen. "Die Erbengemeinschaft ist an uns herangetreten", verrät Müller. Auch in der Überzeugung, "dass wir hier etwas Besonderes machen". Zwei Jahre ist das bereits her. So lange schon haben die Gemeinschaft, die das Karree verkauft hat, und die Alpha Gruppe darüber gesprochen, was an dieser Stelle passieren soll. Und was nicht.

Kärwa soll hier Platz haben

Nun hat das Unternehmen das Grundstück gekauft, "obwohl eine solche Entwicklung gar nicht unser Bereich ist". Die Alpha Gruppe, sagt Müller, steht vor allem für Gewerbegebiete. Hier aber sei mehr gefragt. Denn die Erbengemeinschaft hat genaue Vorstellungen, was mit dem Gelände passieren soll - und das auch vertraglich festgehalten. Zum Beispiel eine Garantie, dass die Kirchweih auch in Zukunft auf dem Gelände stattfinden wird.

Max Müller geht sogar davon aus, dass "die Kärwa hier nicht ein Jahr ausfallen wird". Das Gelände soll in Abschnitten entwickelt werden, so dass immer Platz für ein Fest ist. Gestartet wird im Süden. Fest stehe aber auch, "dass der Platz, auf dem die Kirchweih ist, sich verändern muss". Denn hier sei eben fünf Tage Kirchweih, ansonsten eine Schotterpiste, auf der geparkt werde. Müller aber stellt sich einen Stadtteilplatz vor, "auf dem auch mal ein Markt stattfindet oder eine andere Veranstaltung", sagt der Prokurist.

Möglich sei vieles - doch fest steht noch wenig. "Denn wir wollen das maximal transparent gestalten", sagt Müller. "Mit den Boxdorfern." Deshalb soll nach den Sommerferien eine Bürgerbeteiligung stattfinden. "Wir wollen wissen, was sich die Menschen für das Gelände vorstellen", sagt Müller.

Freizeitpark nein, Wohnen ja

Auch wenn er weiß, "dass wir keinen Freizeitpark bauen können - und natürlich Platz für Wohnen brauchen". Das wiederum, verspricht Müller, soll breit aufgestellt sein, "vom Einfamilienhaus bis zu einer etwas höheren Wohnbebauung. Ein Hochhaus mit sechs oder sieben Stockwerken schließt er aus, die Wohnflächen sollen sich "der Struktur des Dorfes anpassen".


100 Neue Wohnungen: Projekt im Norden Boxdorfs


Und es soll eben nicht nur gewohnt werden. Gedanken gemacht hat sich die Alpha Gruppe bereits, zum Beispiel über altersgerechtes Wohnen, aber auch über Einzelhandel. "Kein Discounter, aber vielleicht ein Bio-Fachmarkt." Auch Parkplätze sind ein Thema. Mit der Stadt hat die Alpha Gruppe außerdem Gespräche geführt, ob eine Kita nötig ist.

Unterhalten haben sich die Verantwortlichen für das Projekt auch mit denen, die den Platz nutzen - wie dem Verein Gut Schuss Boxdorf. Die Bogenschützen werden mit ihrer Schießhalle weichen müssen. Genauso wie die Bewohner zweier Häuser. "Wir sind aber in guten Gesprächen", sagt Müller.

Was wird aus Zieglei?

Der Denkmalschutz hat die Ziegelei schon untersucht, aber noch nicht schlussendlich bewertet.

Der Denkmalschutz hat die Ziegelei schon untersucht, aber noch nicht schlussendlich bewertet. © Stefan Hippel, NNZ

Die haben mit dem Denkmalschutz schon stattgefunden - über die alte Ziegelei auf dem Gelände. Die Tendenz der Experten geht er dahin, das für das Gebäude kein Schutz besteht. "Wenn sie aber in die Pläne gut eingebunden werden kann, wäre das charmant", sagt Max Müller.

Das soll sich - nach der Bürgerbeteiligung - in einem Architektenwettbewerb zeigen. Läuft alles nach Plan, soll der noch heuer starten, damit im kommenden Jahr eine Baugenehmigung eingereicht werden kann. Und 2023 die Bagger rollen. Unweit der Kärwa.

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