Schmerzen durch kaputte Knie: Welche Klinik hilft?
10.10.2020, 06:00 UhrRund 181.000-mal werden in deutschen Kliniken jährlich künstliche Kniegelenke eingesetzt. Die gute Nachricht vorweg: Die gesetzlichen Qualitätsprüfer sind mit der Versorgungsqualität bundesweit sehr zufrieden. Der Anteil als statistisch auffällig bewerteter Krankenhäuser liegt laut Qualitätsreport des IQTIG-Instituts bei unter zehn Prozent, der Anteil als qualitativ auffällig bewerteter Krankenhäuser bei unter fünf Prozent.
"Es ist eine Standard-Operation, die aber wie jede Operation mit Risiken verbunden ist. Und die muss man dem Patienten klar benennen", sagt Prof. Hans-Dieter Carl, seit 2016 Chefarzt der Orthopädie und des Endoprothetik-Zentrums am Nürnberger Krankenhaus Martha-Maria. Sein Haus erzielt im NZ-Klinikcheck 2020 die besten Ergebnisse unter 25 verglichenen Häusern im nordbayerischen Raum.
Akribische Klärung der persönlichen OP-Risiken
In die Spitzengruppe schafften es weitere acht Kliniken, darunter auch wieder die in früheren Jahren bestplatzierten Kliniken Dr. Erler Nürnberg, die Ende Oktober schließende Schön-Klinik Nürnberg-Fürth sowie das Klinikum Altmühlfranken Gunzenhausen. Auf unserer Übersichtskarte sind die Standorte der verglichenen Kliniken zu sehen.
Sieger-Chefarzt Hans-Dieter Carl führt die guten Noten für Martha-Maria auf mehrere Faktoren zurück. Neben der großen Erfahrung seiner Operateure und aller Mitarbeitenden komme es auf eine akribische Klärung der persönlichen Risiken eines Patienten vor dem Eingriff an.
Dazu zähle beispielsweise eine genaue Prüfung der Blutwerte und Begleiterkrankungen. Bei starkem Übergewicht müsse eine Operation manchmal auch erst einmal zurückgestellt werden. Das Krankenhaus in Erlenstegen profitiere außerdem davon, dass zum Haus eine große Abteilung für Innere Medizin gehört, die viele Patienten bei Bedarf sofort mitbehandeln kann.
In den NZ-Klinikcheck wird einberechnet, wie oft es zu Komplikationen kam, ob die Entscheidung zur Operation gerechtfertigt gefallen ist und wie zufrieden die Patienten mit ihrer Krankenhausbehandlung waren. Ob sie hinterher zufrieden mit dem neuen Kniegelenk sind, steht auf einem anderen Blatt.
Mediziner Carl warnt hier vor übertriebenen Ansprüchen. Eine "realistische Erwartungshaltung" sei wichtig. In den allermeisten Fällen gibt eine altersbedingte Arthrose den Ausschlag für den Gelenkersatz. Sie kann mit den Jahren überaus schmerzhaft werden und den Alltag der Betroffenen enorm einschränken. Verhindern lässt sich die Volkskrankheit nicht. Allerdings lässt sich das Kunstgelenk, für das unwiederbringlich das vorhandene Gelenk zerstört wird, hinauszögern.
Alternativverfahren oft teuer und wirkungslos
Sanfte Bewegung und eine gezielte Schmerztherapie sind ratsam, so Carl. Auch eine gelenkerhaltende Operation zur Korrektur der Beinachsen kann bei geeigneten Patienten zunächst helfen. Hingegen sollten Patienten bei einer Vielzahl von angebotenen alternativen Behandlungsmethoden kritisch hinschauen, besonders wenn sie kostspielig seien. Über die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) lasse sich herausfinden, bei welchen Verfahren überhaupt ein Nutzen bewiesen ist.
Die detaillierten Ergebnisse des Klinikchecks werden hier veröffentlicht.
Das NZ-Klinikranking will dazu beitragen, den Patienten die besten Kliniken aufzuzeigen und zugleich das Qualitätsbewusstsein bei den Krankenhäusern zu schärfen. Dass dies bereits gelungen ist, zeigt sich an einzelnen Kliniken, die die aktuellen Ergebnisse Woche für Woche gemeinsam mit den Fachärzten auswerten. Auch niedergelassenen Medizinern, die oft nicht die Zeit haben, sich in ausführliche Qualitätsberichte einzulesen, will das Projekt Hilfestellung geben, die jeweils beste Klinik für ihre Patienten zu finden.
PD Dr. Martin Emmert von der Universität Erlangen-Nürnberg betont, dass im Vergleich zu anderen Rankings wie der Focus-Ärzteliste oder dem FAZ-Ranking "Deutschlands beste Krankenhäuser" die Vorgehensweise beim NZ-Klinikcheck von jedem Interessierten einsehbar und nachvollziehbar ist. "Wir sind zu 100 Prozent transparent", sagt Emmert.
Die nächste Folge am Samstag, 17. Oktober, beschäftigt sich mit der Dekubitus-Prophylaxe, den pflegerischen Maßnahmen gegen das Wundliegen.
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