Könnte Überflutungen verhindern

„Schwammstadt“ Nürnberg?: Das tut die Stadt, um enorme Wassermengen in den Griff zu bekommen

Erika Balzer

Volontärin

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12.8.2024, 04:55 Uhr
Unter anderem sollen Rigolen wie links im Bild (Beispielbild aus Bochum) dafür sorgen, Niederschlagswasser zu speichern oder ins Grundwasser abzuleiten.

© Funke Foto Services/IMAGO, Frank Mertel/NEWS5 Unter anderem sollen Rigolen wie links im Bild (Beispielbild aus Bochum) dafür sorgen, Niederschlagswasser zu speichern oder ins Grundwasser abzuleiten.

Extreme Wetterphänomene wie Starkregen in den Sommermonaten können für Überschwemmungen sorgen. Besonders in den heißen und deshalb überwiegend trockenen Sommermonaten kann der Boden das Regenwasser nicht vollständig aufnehmen. Die Wassermengen sammeln sich also an bestimmten Stellen und können nicht abfließen. Zum Teil führen sie zu Überschwemmungen.

Wiederum gibt es aber auch extrem trockene Tage und Wochen, sodass Bäume und Pflanzen zusätzlich bewässert werden müssen. Um beiden Extremen entgegenzuwirken, soll Nürnberg zur "Schwammstadt" werden.

Was ist eine "Schwammstadt"?

Das heißt, Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass das (Regen-)Wasser direkt vor Ort aufgenommen und gespeichert wird - es quasi wie einen Schwamm aufsaugt. Der Abfluss in die Kanalisation soll also nicht die einzige Lösung sein. Die Stadt setzt vor allem auf eins: Rigolen. Rigolen sind Regenwasserspeicher unter Bäumen, die zur Bewässerung von Pflanzen und Bäumen vor Ort dienen oder den Niederschlag ins Grundwasser ableiten.

Erste Maßnahmen bereits getroffen

Der Pressesprecher André Winkel des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR) der Stadt Nürnberg schreibt auf eine Anfrage von nordbayern.de "es tut sich einiges beim Thema ‚Nürnberg als Schwammstadt‘". Die Stadt hat bereits einige Projekte abgeschlossen, andere laufen noch. Sie sollen helfen, das Wasser zu speichern und vor Ort wiederzuverwenden. Das sind die bisherigen Maßnahmen:

Züricher Park

Im Südwesten von Nürnberg wird derzeit der Züricher Park an der U-Bahn-Station Großreuth b. Schweinau umgestaltet. Zwei öffentliche Spielplätze und genug Platz zum Erholen soll die drei Hektar große Fläche bieten. Der Park soll außerdem der Versickerung von Regenwasser und als Überflutungsschutz dienen, so der SÖR-Sprecher. Das Areal dient nach Ende der Bauarbeiten als Überflutungsfläche und soll sogar extreme Jahrhundert-Regenfälle aufnehmen können. Mulden, Rigolen und die Rasenfläche sollen die Versickerung von Regenwasser ermöglichen.

Mögeldorfer Plärrer

Seit Mai 2024 gestaltet SÖR den zentralen Platz an der S-Bahn-Station Mögeldorf im Osten Nürnbergs um. Neues Pflaster (Sickepflaster), zwölf neue Bäume sowie Rigolen sind geplant.

Heinickeplatz

Die zentrale Grünanlage in Eberhardshof im Westen Nürnbergs wird ab Juli 2024 erneuert. Ein Versickerungsstreifen entlang der Muggenhofer Straße ersetzt zukünftig die Einläufe und Kanalanschlüsse dort. Niederschlagswasser soll zukünftig dadurch in die Anlage geleitet werden.

Helmut-Herold-Platz

Insgesamt 750 Quadratmeter Fläche wurden am Helmut-Herold-Platz an der Frankenstraße in der Nürnberger Südstadt entsiegelt. Durch diese Entsiegelung und die neue Fläche könne Regenwasser besser aufgenommen und zur Bewässerung vor Ort verwendet werden.

Prof- Ernst-Nathan-Straße

"Sämtliches Wasser, das in der Grünanlage durch Regen oder Schnee anfällt, wird entweder direkt über die Pflanzflächen oder über unterirdische Rigolen versickert und kommt so vollständig den Bäumen zugute", erklärt Winkel. Außerdem wurden laut SÖR in dem Areal 100 Quadratmeter entsiegelt.

SÖR-Zentrale am Pferdemarkt

Der neue Sitz des SÖR in der Schwabacher Straße im Westen der Stadt befindet sich derzeit noch im Bau. Zukünftig soll das Regenwasser dort aber nicht in die Kanalisation fließen, stattdessen sei vorgesehen, es zu sammeln "und als Brauchwasser für das Gebäude, für den Betrieb und zur Bewässerung der Grünfläche bzw. Bäume" zu verwenden. Schmutzwasser (beispielsweise aus Fahrzeugwaschflächen) soll zurückgehalten und gereinigt werden.

Neubleiche

Auch hier, in der Anlage im Osten Nürnbergs, versickert das anfallende Niederschlagswasser vollständig auf der Fläche. Oberflächenwasser, das sich trotzdem sammelt, wird in eine Schotterpackung eingeleitet.

Siegfried Dengler, der Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Nürnberg, schreibt auf Anfrage von nordbayern.de, die Stadt würde bei jeder Planung die Maßnahmen für eine Schwammstadt berücksichtigen - soweit dies im Einzelfall möglich sei.

Als weitere Projekte führt Dengler das Stadtquartier Lichtenreuth, das Regensburger Viertel, die Planung des Obstmarkts und das Konzept für die Umgestaltung der Breiten Gasse an. In Planung ist auch die Neugestaltung des Plärrers. Bei diesen Projekten sieht die Stadt Dachbegrünungen vor.

Die Stadt achte bei neuen Projekten und Neugestaltungen zwar darauf, dass Bedingungen einer "Schwammstadt" erfüllt seien. Jedoch gäbe es auch hier Grenzen. Der Bund Naturschutz (BN) kritisiert die Pläne der Stadt und wünscht sich mehr Maßnahmen, um Nürnberg zur "Schwammstadt" zu machen - zuletzt äußerte der BN Kritik an der geplanten Bebauung am Wetzendorfer Graben.

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