So gut ist der Nürnberger Tiergarten gegen Brände gewappnet

Alexander Brock

Lokales

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2.1.2020, 06:00 Uhr
Ein Weißgesichtsaki im Manatihaus des Nürnberger Tiergartens, der vieles dafür tut, damit dieses und andere Tiere in Sicherheit sind.

© Horst Linke Ein Weißgesichtsaki im Manatihaus des Nürnberger Tiergartens, der vieles dafür tut, damit dieses und andere Tiere in Sicherheit sind.

Sie bestehen aus dünnem Seidenpapier, für den Auftrieb in den Himmel sorgen Kerzen oder Behälter mit Brennpasten: Himmelslaternen, oder auch Kong-Ming-Laternen genannt, geben ein romantisches Licht. Doch sind die fliegenden Flammen auch brandgefährlich. Deshalb sind sie seit 2009 auch im gesamten Bundesgebiet verboten. Solche flackernden Mini-Ballone sollen nach ersten Ermittlungsergebnissen die Ursache des verheerenden Brandes im Affenhaus des Krefelder Zoos in der Silvesternacht gewesen sein, dem rund 30 Tiere zum Opfer fielen.

1995 brannte das Kamelhaus im Nürnberger Tiergarten. Glücklicherweise wurden keine Tiere verletzt.

1995 brannte das Kamelhaus im Nürnberger Tiergarten. Glücklicherweise wurden keine Tiere verletzt.

Das Feuer weckt bei manchen Kennern des Nürnberger Tiergartens auch böse Erinnerungen an ein ähnliches Ereignis. Am 22. August 1995 loderten im Kamelhaus des Tiergartens die Flammen am helllichten Tag. Ein Imbiss-Betreiber im Zoo war einer der ersten Zeugen, denen der dichte Qualm auffiel. Er hatte ein Handy dabei, was in diesen Jahren noch keine Selbstverständlichkeit war, und setzte einen Notruf ab. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, zu retten gab es allerdings nicht mehr viel: Das Gebäude aus dem Jahr 1939 brannte bis auf die Grundmauern nieder. Glücklicherweise wurde kein Tier verletzt, auch kam auch keines ums Leben. Sie befanden sich im Freigehege.


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Um die Ursache des Feuers zu ermitteln, kamen extra Spezialisten des Landeskriminalamtes in München nach Nürnberg. Die LKA-Brandermittler kamen zusammen mit der Kripo Nürnberg zu dem Ergebnis, dass ein technischer Defekt Ursache war. "Mäuse hatten damals Kabel angefressen und lösten damit einen Kurzschluss aus", sagt Helmut Mägdefrau, stellvertretender Tiergarten-Chef, gegenüber den Nürnberger Nachrichten.

Doch die Katastrophe von damals löste bei den Verantwortlichen mehr aus. In der Folge machte man sich Gedanken, wie mehr Sicherheit für Tiere geschaffen werden kann. Schließlich waren die Tiere zu diesem Zeitpunkt im Gehege und nicht im Haus, weil es Sommer war. Im Winter bei frostigen Temperaturen wäre die Sache möglicherweise anders ausgegangen - so wie in Krefeld aktuell in der Silvesternacht.

"Das brennt wie Zunder"

Zwei Jahre vor dem Brand war das Kamelhaus noch mit einem Reet-Dach (Schilf) abgedeckt. Als das Feuer ausbrach, war es bereits mit Ziegeln bedeckt. Nach und nach hatte die Tiergarten-Leitung alle noch übrigen Reet-Dach-Gebäude am Schmausenbuck umbauen lassen und das trockene Schilf gegen Ziegel oder Blech ausgetauscht. Mägdefrau: "Zum einen sind Reet-Dächer teuer im Unterhalt und zum anderen brennen sie wie Zunder und bilden somit eine dauerhafte Gefahr."

Peu à peu investierte der Tiergarten immer mehr in den Brandschutz, heute sind nahezu alle Zoo-Gebäude mit Brandmeldeanlagen ausgerüstet, die direkt mit der Berufsfeuerwehr verbunden sind. "Wir haben dafür viel Geld in die Hand genommen", sagt der Vize-Direktor.

Im Ernstfall wären auch Tierpfleger rasch am Brandort und könnten die Tiere ins Freie lassen. "Jeder hat heute ein Handy, die Mitarbeiter sind untereinander vernetzt. Außerdem wohnen einige von ihnen sogar im Tiergarten - allen voran unser Chef, Tiergartendirektor Dag Encke." Und nachts? Auch dafür sei gesorgt. Jede Nacht drei Mal geht ein privater Sicherheitsdienst im Nürnberger Zoo auf Streife. Dennoch, so Mägdefrau: "Trotz aller Maßnahmen - eine hundertprozentige Sicherheit gibt es auch in Nürnberg nicht."

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