Söders Versprechen platzt: Fernmeldeturm bleibt dicht
8.2.2018, 05:50 UhrAnruf im Finanzministerium in München vor zwei Wochen: Zuletzt hatte 2015 ein Tag der offenen Tür im Fernmeldeturm stattgefunden, plant Minister Markus Söder für 2018 endlich eine Neuauflage? 2016 und 2017 war das "Ei" für die Nürnberger verschlossen geblieben, die Erklärung hierfür aus Söders Büro: Die Deutsche Funkturm GmbH, Eigentümerin des Nürnberger Wahrzeichens, habe eine "Generalvermietung des Turms an die Forchheimer Werbeagentur Roth für drei Jahre" unterschrieben.
Das stimmte freilich nicht. Agenturchef Stefan Roth bestätigte 2016 zwar, dass er mit der Deutschen Funkturm GmbH verhandele, aber unterschrieben sei nichts. Tatsächlich wurden sich Roth und die Eigentümerin des 292,80 Meter hohen Wahrzeichens nie handelseinig und Roth hat längst kein Interesse mehr daran, in luftiger Höhe Events zu veranstalten. 2015 nutzten 1320 Neugierige die Chance, an zwei Wochenenden im Aufzug bis zur Aussichtsplattform zu fahren.
Auf die aktuelle Nachfrage erklärt Söders Sprecherin Tanja Sterian: "Wir planen für 2018 keinen Tag der offenen Tür im Fernmeldeturm." Was Benedikt Albers wundert. Er macht Öffentlichkeitsarbeit für die Deutsche Funkturm GmbH und weiß, dass eine Mitarbeiterin des Finanzministeriums letzte Woche in Münster anrief, um zu klären "ob die Deutsche Funkturm generell bereit ist, im Fernmeldeturm einen Tag der offenen Tür zu wiederholen". Das habe man bejaht. "Wir sind so verblieben, dass das Finanzministerium nach internen Abstimmungen wieder auf uns zukommt", sagt Albers.
Davon weiß Sterian nichts. Sie deutet aber an, dass Markus Söder vor seinem Wechsel in das Amt des Ministerpräsidenten andere Themen als den Fernmeldeturm habe. Dessen Zukunft liege in der Hand der Deutschen Funkturm und nicht in der des Ministers.
Tatsächlich verhandelt die Eigentümerin laut Albers mit neuen Interessenten über eine Anmietung des Drehrestaurants. Aber konkret sei nichts und die Gespräche stünden keinesfalls einem Tag der offenen Tür im Wege.
Richtfunk, Antennen für Radiosender und TV, Behördenfunk - die Technik auf dem "Ei" sei unverzichtbar, betont Albers. Und widerspricht damit Johannes Wicht, Ortsvorsitzender der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM in Bamberg und selbst ernannter Streiter für den Nürnberger Fernsehturm. Den wolle die Deutsche Funkturm am liebsten abreißen, behauptet Wicht. Doch das Bauwerk Baujahr 1980 stehe unter Denkmalschutz. Auch hier korrigiert ihn Albers: Viele Funktürme seien geschützt, der Nürnberger aber nicht.
Wicht möchte, dass sich in Nürnberg, frei nach dem Dresdener Vorbild, die Stadt an den Kosten für eine Wiedereröffnung der Gastronomie beteiligt. In Dresden haben sich Vertreter der Kommune, der Deutschen Funkturm und einer Bürgerinitiative zusammengesetzt und überlegt, wie sich die Investitionskosten von rund 15 Millionen Euro stemmen lassen. Die Diskussion in Dresden sei "von wenige Bereitschaft zum Konsens geprägt", bedauert Benedikt Albers. Denn in Dresden wie in Nürnberg sei klar: Die Deutsche Funkturm findet es schön, wenn in ihren Türmen Cafés eröffnen, "aber wir verpachten die Fläche nur und beteiligen uns nicht an den Kosten". In Dresden seien gerade viele Bürger sauer, dass man nichts zum Turmcafé dazubuttert.
Man brauche schon ein gutes wirtschaftliches Konzept, um in einem Fernmeldeturm mit Gastronomie Gewinne zu machen, sagt Albers. 2013 ließ das Finanzministerium prüfen, wie hoch die Sanierungskosten für das Nürnberger "Ei" ausfallen würden. Heraus kam, dass für Brandschutz, Barrierefreiheit, Sicherheitstechnik und um das Drehrestaurant wieder in Gang zu bringen zwischen 12 und 15 Millionen Euro nötig sind.
Doch Wicht schrecken die Zahlen nicht. Er schrieb Oberbürgermeister Ulrich Maly an und riet diesem, mit der Deutschen Funkturm zusammenzuarbeiten. Wichts Ziel: "Die Telekom eröffnet den höchsten T-Punkt Bayerns, die Stadt könnte Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen auf höchster Ebene anbieten." Maly antwortete Wicht diplomatisch: Er wisse, dass sich viele Bürger eine Wiedereröffnung wünschen. Die Stadt würde das auch begrüßen. Dafür Geld lockerzumachen, sei aber nicht vorgesehen.
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