Sperrung auf der U1: VCD will Chaos vermeiden - und fordert Alternativen

Johannes Handl

Lokalredaktion

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10.1.2021, 05:43 Uhr
Von außen ist die Baustelle bereits deutlich zu erkennen. Von Februar bis Mai wird der U-Bahnhof Muggenhof gesperrt. In diesem Zeitraum wird ein Ersatzverkehr eingerichtet.

© Stefan Hippel Von außen ist die Baustelle bereits deutlich zu erkennen. Von Februar bis Mai wird der U-Bahnhof Muggenhof gesperrt. In diesem Zeitraum wird ein Ersatzverkehr eingerichtet.

Der Nürnberger Kreisverband des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) macht sich Sorgen. Sprecher Berthold Söder hat die Ereignisse vom Sommer noch gut vor Augen. Ende Juli 2020 war die U-Bahnlinie 1 zwischen den Bahnhöfen Frankenstraße und Hasenbuck komplett gesperrt. Zwischen den Haltestellen wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Doch dieser lief nicht wie geplant.

In den Sommerferien kam es zu Verzögerungen und überfüllten Fahrzeugen, "wodurch in der Pandemie die Einhaltung des Abstandsgebots unmöglich" wurde, wie Söder kritisiert. Ein Problem bestand darin, dass viele Fahrgäste unbedingt in den ersten der unmittelbar nacheinander abfahrenden Ersatzbusse wollten. Dort standen die Menschen dicht an dicht, während die folgenden Fahrzeuge zum Teil fast leer waren. Szenen wie diese sollen sich tunlichst nicht wiederholen, wenn von Februar bis Mai auf derselben Linie "eine längere und einschneidendere Sperrung" bevorsteht, wie Söder betont.

Damit der Ersatzverkehr zwischen Maximilianstraße und Fürth Hauptbahnhof beziehungsweise Jakobinenstraße ohne Probleme rollen kann, formuliert der VCD-Kreisverband Nürnberg zwei zentrale Anliegen: Es sollen eine durchgehende "Pop-up-Busspur" - also mit zeitlicher Begrenzung - für die Ersatzbusse eingerichtet und der S-Bahn-Takt zwischen Nürnberg und Fürth verdichtet werden.

Pünktlich sollen sie sein

"Pünktlichkeit ist grundlegend für einen guten Ersatzverkehr", heißt es in einer Mitteilung des VCD-Kreisverbands Nürnberg. Denn schon bei kleinsten Verzögerungen kann es laut VCD an den Enden zu großen Ansammlungen von Fahrgästen kommen. Die Folge sind überfüllte Busse, die weitere Verspätungen verursachen. Vor allem aber wären die zurzeit so wichtigen Mindestabstände nicht einhaltbar.

Der Verkehrsclub verweist auch auf Mehrkosten, die der VAG durch Verspätungen entstünden, weil sie mehr Busse einsetzen müsste. "Um das zu verhindern und um das hohe Busaufkommen zu bewältigen, braucht es für den Zeitraum der U-Bahn-Sperrung eine durchgängige 'Pop-up-Busspur' für den Schienenersatzverkehr", so die Forderung. Ein Instrument, das in Berlin bei der Sperrung der U1/U3 bereits erfolgreich zum Einsatz gekommen sei - und ein wichtiges Zeichen für den Vorrang des ÖPNV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr.

Fahrgäste weichen aus

Der VCD-Kreisverband Nürnberg geht davon aus, dass sich das Fahrgastaufkommen von der U- auf die S-Bahn zwischen Fürth und Nürnberg verlagert, wenn der U-Bahnhof Muggenhof erst einmal gesperrt ist. Deshalb regt er eine Taktverdichtung der S1 von zwei auf drei Züge pro Stunde an.

Möglich wäre demnach etwa eine Verlängerung der S1-Verstärkerzüge zwischen Lauf und Nürnberg nach Fürth. "So kann trotz U-Bahn-Sperrung ein attraktives Schienenangebot zwischen beiden Städten bereitgestellt und der Ersatzverkehr auf der Straße entlastet werden", heißt es weiter. Die VAG sollte über das Angebot entsprechend informieren.

Den Nürnberger und den Fürther Stadtrat fordert der VCD-Kreisverband Nürnberg auf, sich zeitnah für diese Maßnahmen einzusetzen: "Sie sind im Interesse des Gesundheitsschutzes für Personal und Fahrgäste unumgänglich."

Die VAG bleibt entspannt

Barbara Lohss wundert sich über das Vorgehen des Kreisverbands: "Der VCD hat sich nicht an uns gewendet", sagt die VAG-Sprecherin und ergänzt: "Das wäre naheliegend gewesen." Die Planungen mit der Stadt würden bereits seit zwei Jahren laufen. "Pop-up-Buslinien" einzurichten, werde im Einzelfall geprüft, kam hier laut Lohss aber nicht infrage. Die Baustelle in Muggenhof bereite John Borchers, dem Geschäftsbereichsleiter Planung der VAG, keine Bauchschmerzen.

Den S-Bahn-Takt zu erhöhen, wofür sich zunächst erst einmal die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) aussprechen müsste, halten die Planer laut Lohss für ebenfalls nicht notwendig: "Es fahren ja nicht nur S-, sondern auch Regionalbahnen.“ Demnach dürften im fraglichen Zeitraum sechs bis acht Bahnen pro Stunde zwischen Nürnberg und Fürth verkehren. In den Augen der Verantwortlichen sei das Angebot ausreichend. Anfangsschwierigkeiten gebe es bei Projekten wie diesen immer, räumt Lohss ein. Dennoch blicke John Borchers zuversichtlich nach vorn.

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