"Brauchen politische Lösung"
Spielzeit vorerst gerettet, Unsicherheit bleibt - so geht es mit dem Gostner Hoftheater weiter
12.3.2024, 08:25 UhrPandemie, Energiekrise, Inflation, und steigende Kosten machten dem Gostner Hoftheater schwer zu schaffen. Beinahe den Todesstoß gab dem Theater eine Tariferhöhung für Schauspielerinnen und Schauspieler: Rund 150.000 Euro fehlten im Budget. Damals war unklar, ob das Theater die Spielzeit vorzeitig abbrechen muss.
"Ich weiß ehrlicherweise nicht genau, was wir machen sollen, wenn wir keine Kunst produzieren können", sagte Christine Haas, künstlerische Leitung des Gostner Hoftheaters, damals. "Es wäre grotesk, wenn wir ein Theater sind, in das kein Publikum kommen kann."
Um das zu vermeiden, sammelte das Gostner Hoftheater damals Spenden, startete ein Crowdfunding, mehrere Benefizveranstaltungen fanden statt. Noch bis zuletzt blieb es spannend, lediglich rund 90.000 Euro zählte das Theater im Januar - davon mehr als 45.000 Euro durch das Crowdfunding.
Nun können die Kulturschaffenden des Gostner Hoftheaters aufatmen - vorerst. "Wir haben über 80 Prozent erreicht", erzählt Christine Haas. Das sind etwa 120.000 Euro, davon ungefähr 70.000 Euro reine Spenden - ganz ohne Gegenleistung. Damit kann das Theater die Spielzeit zu Ende bringen. Nur die letzte Produktion ist noch nicht vollumfänglich finanziert - dafür laufen aktuell Anträge bei verschiedenen Stiftungen. "Wir sind zuversichtlich", sagt Haas.
"Wir brauchen eine politische Lösung"
Dennoch ist die Erleichterung nur von kurzer Dauer, denn: Die gleiche Situation könnte schon im Herbst wieder drohen, zu hoch sind die laufenden Kosten. "Wir brauchen eine politische Lösung", sagt Haas. "Es kann nicht sein, dass man da immer nur einen Brand löscht, man braucht Brandschutzmaßnahmen." Man könne nicht jedes Jahr aufs Neue auf den Rückhalt und die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger hoffen: "Wenn man immer auf Kante kalkuliert, hat man keinen Spielraum."
Die Kosten werden künftig sogar steigen. Erst zum 1. März wurde der Tarifvertrag für Schauspielerinnen und Schauspieler erneut erhöht, nun liegt die Mindestgage bei 3110 Euro. Zum Vergleich: Zur Spielzeit 2022/2023 lag die Mindestgage für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger noch bei 2550.
Eine politische Lösung sei also unabdingbar. Gerade, weil das Theater so wichtig für die Nürnberger Kulturszene ist. "Es geht ja nicht um Spaß", erklärt Haas weiter. "Theater ist wichtig für die Bildung, bringt Menschen zusammen." Einfach die Preise anzuheben, sei keine Option: "Wir haben einen hohen sozialen Anspruch und wollen Theater auch für Geflüchtete und Bedürftige anbieten", so Haas weiter. Auch für Schulausflüge müssten die Preise sozialverträglich bleiben: "Schüler:innen können keine 20 Euro pro Ticket zahlen, das geht nicht!"
Aktuell ist die Leitung des Gostner Hoftheaters in Gesprächen mit den Stadtratsfraktionen. "Die Gespräche laufen gut an, es klingt so, als wäre viel Wille da", verrät Haas. Im Mai wird das Gostner Hoftheater sein Anliegen vor dem Kulturausschuss vortragen. Doch der Prozess, eine politische Lösung zu finden, zieht sich: "Ich hatte gehofft, dass es schneller geht", erzählt Haas.
Zwar unterstützen die Stadt Nürnberg, der Freistaat Bayern und der Bezirk Mittelfranken das Theater finanziell, damit könne aber nur etwa die Hälfte der laufenden Kosten gedeckt werden. Und das reicht nicht, um das Theater am Leben zu halten. Zwar wurde das schon in den vergangenen Haushaltsverhandlungen diskutiert, gebracht habe es aber nicht viel. "Es war eher eine Art Inflationsausgleich", so Haas.
"Kein Gostner-Problem"
Die Spielzeit im Frühling 2024 ist zwar vorerst gerettet. Die Unsicherheit bleibt jedoch: "Die große Frage ist, wie es in den freien Theatern in Zukunft weitergeht", sagt Haas.
Nicht nur das Gostner Hoftheater bangt: Alle freien Theater haben mit denselben Problemen zu kämpfen, auch das Theater Mummpitz, das Theater Pfütze und das Theater Salz&Pfeffer sind betroffen. "Wir waren nur die ersten", erzählt Haas. "Mir ist wichtig, dass es nicht nur ein Gostner-Problem ist. Das betrifft alle freien Häuser."
Sollte sich keine politische Lösung finden lassen, wäre das katastrophal für die Kulturszene in Nürnberg. Haas schließt: "Eigentlich wollten wir 2025 Kulturhauptstadt werden - es wäre ja schön, wenn wir dann auch alle noch da wären, auch wenn wir es nicht geworden sind."