Sport braucht Platz in Nürnberg: Das ist konkret geplant
5.1.2020, 05:20 UhrNZ: Herr Oehmke, Sie sind im April aus Berlin zum SportService gekommen und kennen die Situation außerhalb der Stadt. Wie ist Nürnberg in Sachen Sportstätten aufgestellt?
Hans-Jörg Oehmke: In Nürnberg ist es wie überall in Deutschland: Im Winter sind die Hallen knapp. Und selbst im Sommer bräuchte man mehr Hallenflächen. Die Entwicklung im Sport findet immer dann statt, wenn es die Möglichkeit dazu gibt. Wenn eine neue Sportstätte entsteht, gibt es immer neue Ideen und Konzepte, mit der die Halle gefüllt wird.
Es ist deshalb sinnvoll, dass Stadt und Vereine an der Infrastruktur weiterarbeiten. Bei den Freisportflächen können die Nürnberger Vereine meist auf eigene Anlagen zurückgreifen. Wir haben Vereine, die haben drei Plätze und könnten durchaus einen weiteren brauchen. Bei anderen sind die Plätze nicht ausgelastet. Die müssen wir zusammenbringen. Häufig liegen die Anlagen aber nicht räumlich beieinander.
Der Stadtrat hat sich für eine neue Sport- und Eventhalle ausgesprochen. Vor allem die Zweitliga-Basketballer der Falcons sehnen sie dringend herbei. Wann wird sie fertig?
Oehmke: Ziel ist es, dass die Halle im Herbst 2020 fertig wird. Bereits vor zehn Jahren stand fest, dass man eine neue Halle für Sportveranstaltungen bauen möchte. Aus verschiedensten Gründen hat es nie geklappt. Der Aufstieg der Falcons hat den Bedarf nun noch mal gezeigt. Manchmal wird einfach eine Idee zur rechten Zeit reif. Es gab eine geeignete Fläche am Tillypark, der Stadtrat stimmte zu. Jetzt arbeiten alle Stellen intensiv zusammen, um dieses ehrgeizige Ziel zu realisieren. Da ist jetzt richtig Dampf drin.
Es sollen übrigens nicht nur Basketballspiele ausgetragen werden. Die Halle ist für alle Nürnberger Vereine mit einem höherklassigen Ligabetrieb und nationalen und internationalen Wettkämpfen gedacht, zum Beispiel Badminton, Rhythmische Sportgymnastik, Ringen, Futsal, Volleyball oder Handball.
Ist auch eine kulturelle Nutzung geplant?
Oehmke: Auch wenn es punktuell voraussichtlich einzelne kleinere kulturelle Veranstaltungen geben kann, so entsteht in erster Linie eine Veranstaltungshalle für den Sport.
Gibt es noch weiteren Bedarf an Neubauten?
Oehmke: Es ist ein zusätzlicher Bedarf an Eisflächen da. Ein Konzept für eine neue Eishalle an der Ingolstädter Straße hat sich zerschlagen, nachdem die Firma Max Bögl im April als Betreiber ausgestiegen ist. Derzeit sind wir wieder am Anfang der Suche nach geeigneten Flächen.
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Es gibt von vielen Seiten den Wunsch einer Trendsporthalle in Kooperation mit einem Jugendtreff. Gibt es konkrete Pläne?
Oehmke: Eine Trendsporthalle wurde vom Jugendhilfeausschuss befürwortet. Bei der Planung ist das Jugendamt federführend. Wir beteiligen uns an den Gesprächen, die sich derzeit aber noch im Denkprozess befinden.
Wie werden die Bewegungsparks in sportliche Konzepte eingebunden?
Oehmke: Wir bieten seit sechs Jahren das Programm "Mach mit, bleib fit!" an. Qualifizierte Übungsleiter aus mittlerweile acht Nürnberger Sportvereinen bieten von Frühjahr bis Herbst offene und kostenlose Bewegungskurse in den Bewegungsparks an. Die Stadt finanziert die Kosten für Übungsleiter, weil wir für Bewegung werben möchten. Wer im Winter in einer Halle weitermachen oder sich einer festen Sportgruppe anschließen möchte, hat gleich Kontakt zu den Vereinen.
Neben der Stadt gibt es ja auch Vereine, die Anlagen planen. Der Verein "Dauerwelle" möchte eine Surferwelle auf der Pegnitz am Fuchsloch realisieren. Wann können die Nürnberger sich dort aufs Brett schwingen?
Oehmke: Die geplante Surferwelle ist einzigartig: Man kann sie ein- und ausschalten und für Kinder und Anfänger einstellen. Sie ist technisch ausgereift, sie wird vom Stadtrat befürwortet und ist gut vorbereitet. Alle offenen Fragen wurden mit den Beteiligten, etwa den Umweltschutzbehörden und dem Wasserwirtschaftsamt, abgeklärt. Derzeit müssen noch einzelne Fragen der Finanzierung mit Zuschussgebern außerhalb der Stadt abgeklärt werden. Einen Termin für die Fertigstellung gibt es noch nicht.
Sport findet auch in der Schule statt. Wie ist der Zustand der Schulsportstätten?
Oehmke: Den gerade in letzter Zeit häufig zitierten Investitionsstau bei den Schulen gibt es auch in Nürnberg und das sieht man auch in der ein oder anderen Schulsporthalle. Dennoch sind wir auf einem guten Weg, gerade was den Schulneubau in der wachsenden Stadt betrifft. Wir haben in Nürnberg den Vorteil, dass Schule und Sport in einem Geschäftsbereich beim dritten Bürgermeister angesiedelt sind. Deshalb werden Schule und Sport automatisch gemeinsam gedacht.
Frau Wendrich, Sie sind für die Planung der Schulsportanlagen zuständig. Was sind die größten "Baustellen"?
Nicole Wendrich: Beim Neubau der Bertolt-Brecht-Schule wird es insgesamt sieben Hallen und Nebenräume geben, für das Schulzentrum Südwest soll die bisherige Vierfach-Halle ersetzt und zusätzlich eine weitere Dreifach-Halle gebaut werden. Dazu kommen ebenfalls Nebenräume für Kraft- und Konditionstraining. Größere Hallenneubauten gibt es zum Beispiel auch im Zuge der Ersatzneubauten an der Maiacher Straße und in Thon. Und in den nächsten Jahren werden auch mehrere Grundschul-Turnhallen saniert, zum Beispiel in Fischbach.
Viele Vereine nutzen Schulsportflächen. Wie werden sie bei den Planungen berücksichtigt?
Wendrich: Wir überlegen immer, wie Vereine die Anlagen außerhalb der Schulzeit nutzen können. Bei Neuplanungen denken wir zum Beispiel an gesonderte Zugänge für die Vereine, damit die Sportler nicht durchs Schulhaus müssen. Auch bei den Freisportflächen überlegen wir, wie man sie für den Breitensport nutzbar machen und Kooperationen mit Vereinen verbessern kann. Das Problem ist, dass in Nürnberg freie Flächen knapp sind.
Herr Oehmke, sind die Nürnberger Vereine mit ihrem Angebot gut für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt?
Oehmke: Viele Vereine entwickeln neue Ideen und Konzepte. Einige Vereine sind da Vorreiter, etwa der Post SV, der mit einem sehr großen Angebot etwa im Bereich Breiten-, Freizeit- und Reha-Sport viele Menschen anspricht und weit über Bayerns Grenzen hinaus großes Renommee genießt.
Aktuell ist gerade der ATV 1873 Frankonia für seine zukunftsorientierte Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten ausgezeichnet worden. Und eine Vielzahl weiterer Vereine ist auf dem Weg oder entwickelt gerade attraktive Konzepte für die Zukunft. Hier gilt es seitens der Stadt so gut es geht zu unterstützen.
Die ganze Welt spricht von Digitalisierung. Müssen die Vereine auch digitaler werden?
Oehmke: Die Vereine sind heute schon mit dem BLSV (Bayerischen Landessportverband) über das Internet in Kontakt, etwa um Spieler für den Ligabetrieb anzumelden. Der Verband entwickelt derzeit eine Software, die die Verwaltungstätigkeiten erleichtern soll. Digitale Helfer werden bei der Organisation des Vereins und beim Marketing natürlich immer wichtiger. Der Sport an sich findet aber nach wie vor analog statt.
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