Stadt geht gegen Wettbüro am Aufseßplatz vor
28.6.2018, 10:27 UhrEs riecht nach Farbe und frisch verlegtem Bodenbelag. Das Thema des Tages ist Fußball. Auf den Bildschirmen an den Wänden laufen aktuelle Berichte. Wo einst die Metzgerei Stübinger die Südstädter mit Fleisch versorgte, befindet sich jetzt ein Wettbüro - das an dieser Stelle eigentlich gar nicht existieren darf.
Baureferent Daniel Ulrich ist zutiefst verärgert. Aus mehreren Gründen. Im Januar 2018 habe der Betreiber des Wettbüros einen Bauantrag gestellt, berichtet Ulrich. Dieser sei schon seit langer Zeit negativ beschieden. Die Stadt erlaube am Aufseßplatz die Neueröffnung von Wettbüros und Spielhallen nicht. "In dem Bereich gibt es viel zu viele", sagt Ulrich. Auf der Grundlage ihres Vergnügungsstättenkonzepts könne die Verwaltung deshalb verhindern, dass sich neue ansiedeln.
"Vorbeugende Nutzungsuntersagung" durch die Baubehörde
Trotzdem prangt an den Schaufenstern der früheren Metzgerei irgendwann Werbung für ein Wettbüro. Am 21. Juni war die Bauaufsicht vor Ort, berichtet Daniel Ulrich, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Drei Tage später erließ sie einen Bescheid über eine "vorbeugende Nutzungsuntersagung".
Als der Baureferent erfährt, dass das Wettbüro trotzdem eröffnet hat, entfährt ihm spontan das Wort "furchtbar". Er schicke sofort den Außendienst an die Breitscheidstraße.
Eigentlich war der Fall für die Stadt klar. "Einmal haben wir unser Vergnügungsstättenkonzept und außerdem gehört der Bereich Aufseßplatz zum Sanierungsgebiet Galgenhof und Steinbühl", sagt Ulrich. Auf dieser Grundlage könne die Verwaltung Neuansiedlungen von Spielstätten und Wettbüros verhindern. "Damit haben wir zwei gleichrangige Instrumente, um vor Gericht bestehen zu können."
Die Baubehörde will generell verhindern, dass die Unternehmen Tatsachen schaffen, indem sie ohne Baugenehmigung eröffnen. Sind sie erst einmal da, wie im aktuellen Fall, ist es für die Stadt aufwendig, die Läden wieder schließen zu lassen. Denn auch die Betreiber ziehen häufig vor Gericht.
Ümit Sormaz, der Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberg-Süd, ist angesichts der aktuellen Entwicklung am Aufseßplatz verärgert und besorgt gleichermaßen. "Ich bin dafür, dass jeder sein Geschäft macht, aber was dort geschieht, macht mich richtig wütend." Seiner Ansicht nach müsse die Verwaltung sich noch viel stärker um die Südstadt kümmern. "Sie wird zu oft alleingelassen." Es sei jedoch ein super Signal, wenn sie erfolgreich gegen das Wettbüro vorgeht, sagt er.
Warten auf das "Schocken Center"
Ein Lichtblick für die Südstadt ist bereits in Sicht. Wie berichtet hat die Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen das Kaufhof-Gebäude vor zwei Jahren gekauft. Der Bau soll abgerissen werden und einem Nahversorgungszentrum mit Namen "Schocken Center" weichen – in Erinnerung an das Kaufhaus Schocken, das 1926 am Aufseßplatz entstanden war.
Für Abriss und Neubau ist das Jahr 2019 im Gespräch. Genauere Details liegen derzeit aber nicht vor, wie Wirtschaftsreferent Michael Fraas sagt. Das Unternehmen sei in der Planung, brauche aber Zeit, da es sich um ein außergewöhnliches Projekt handle. Es gehe dabei auch um das Thema Stadtentwicklung.
Immerhin geht es in einer Angelegenheit voran. Der Brunnen des dänischen Künstlers Jeppe Hein wird gerade auf dem Aufseßplatz errichtet. Nach Stationen auf dem Klarissen- und dem Richard-Wagner-Platz ist er in der Südstadt angekommen. Wenn die nächste Hitzewelle kommt, lässt sich dort wunderbar Abkühlung finden.
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