Stadt kontert Kritik: Nürnbergs neuer Stadtteil bleibt autoarm

11.2.2019, 05:32 Uhr
Stadt kontert Kritik: Nürnbergs neuer Stadtteil bleibt autoarm

© Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Für den Baureferenten Daniel Ulrich gibt es angenehmere Lektüren als den Artikel "Rad-Begehren: Bietet der neue Stadtteil zu wenig?". Ulrich hält an dem Modell "autoarmer Stadtteil" fest, einige Argumente, die dagegen vorgebracht wurden, seien schlichtweg falsch. Bei den Planungen an der Brunecker Straße sei es nach Angaben des Baureferenten so, dass dem Kfz-Verkehr im Stadtbild nur eine untergeordnete Rolle zugestanden werde. Daran zweifelte der ADFC.

Ulrich führt eine Reihe von Beispielen auf, die das Vorhaben untermauern sollen: Darunter die Tempo- 30-Zone im gesamten Gebiet, die stark reduzierte Zahl von Pkw-Stellplätzen entlang der Erschließungsstraßen zugunsten von Raum für Fußgänger, eine intensive Begrünung von Straßenräumen sowie die zwingende Vorgabe, private Stellplätze ausschließlich in Tiefgaragen vorzusehen. Über das gesamte Gebiet werden fünf Standorte mit Leih-Pkw (Carsharing) verteilt werden.

Im öffentlichen Raum gebe es daher fast keine Längsparker. Allerdings, so Ulrich, sei dies im Bebauungsplan ebenso wenig ersichtlich wie die Fahrradabstellplätze. Warum? Ulrich: "Die Darstellungsmöglichkeiten sind schlichtweg aufgrund des hierfür anzulegenden Maßstabs von 1:1000 begrenzt; ein Fahrradstellplatz hätte hier eine Größe von einem auf 0,5 Millimeter. Ein Bebauungsplan stellt Flächen dar, keine Details."

Die Stadt Nürnberg und der Eigentümer der Flächen arbeiten parallel zum Bebauungsplan an der Ausführungsplanung, die dann die im Bebauungsplan festgesetzten Flächen in größerer Detailschärfe zeige — "bis hin zum Standort der künftigen Papierkörbe", kündigt der Baureferent an.

Wetterfest und diebstahlsicher

Fahrräder können, so Ulrich, wetterfest und diebstahlsicher sowohl innerhalb der Gebäude, als auch oberirdisch auf den künftigen Privatgrundstücken untergebracht werden – auch signalhaft vor den Häusern. Dies sei für die künftigen Bauherren und deren Ausführungsplanung bindend. Zudem seien öffentliche Fahrradstellplätze an den Haltepunkten des ÖPNV geplant und immer wieder im öffentlichen Raum entlang der Erschließungsstraßen.

Der Kritik, es gebe keine ausreichenden Radwege, widerspricht Ulrich. Radfahrer können entlang des öffentlichen Parks auf weitestgehend autofreien Straßen aus dem Hasenbuck westlich der Brunecker Straße und östlich der Brunecker Straße und über die Münchener Straße hinweg Richtung Volkspark Dutzendteich fahren.

Hierzu wurde ein Konzept entwickelt, das nördlich und südlich des Parks Straßenabschnitte gänzlich ohne Kfz-Verkehr vorsieht. Außerdem soll es Straßenabschnitte geben, durch die der Kfz-Verkehr lediglich fahren, dort aber nicht parken darf.

Durchdacht sei auch die für den Radverkehr erforderliche Nord-Süd-Verbindung. Entlang der Brunecker Straße sei eine Gesamtbreite festgesetzt, die den separaten Radweg möglich macht. Die Wegeverbindung durch die südliche, naturnah zu gestaltende Grünfläche, bleibe erhalten.

Ulrich kommt zu dem Fazit: "Die bewusste Zurückdrängung des Platzbedarfs des Kfz-Verkehrs im öffentlichen Raum geht mit einer deutlichen Stärkung anderer Verkehrsarten einher." Unglücklich sei er mit der Stellungnahme des ADFC dennoch nicht. "Verwaltung und Politik brauchen ehrenamtliches Engagement, den Einsatz auch des ADFC für ein modernes Verkehrskonzept im neuen Stadtteil finde ich wichtig. Ohne hohe Ansprüche an eine Planung kann es ja keinen planerischen Fortschritt geben." Am Ende, so der Baureferent, sei er sicher, dass auch die Radfahrer sich in der Planung gut wiederfinden werden.

 

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