Stoppt Gift den Ausbau des Frankenschnellweg?
10.5.2015, 06:00 UhrBereits im November 2014 berichteten die Nürnberger Nachrichten über Altlasten auf einem großen Grundstück der früheren Ewag und heutigen N-Ergie. Es liegt am Frankenschnellweg, dort, wo die Großbaustelle geplant ist. Seit 1979 schon laufen Bodensanierungen auf dem früheren Betriebsgelände der Stadtwerke. Und noch immer gibt es drei Belastungsschwerpunkte auf dem Areal.
Das geht aus einer Antwort der bayerischen Staatsregierung an den Nürnberger Landtagsabgeordneten der Grünen, Markus Ganserer, hervor. Der hatte sich auf die Nürnberger Nachrichten bezogen und einen umfangreichen Fragenkatalog im Landtag eingereicht. Die Antworten liegen nun vor - und können hier im Wortlaut Nachgelesen werden.
Im Boden befinden sich noch immer Polizyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). "Viele PAK haben krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften", warnt Ganserer. Einige PAK verblieben sehr lange in der Umwelt und würden kaum abgebaut, reicherten sich in Organismen an und seien giftig für Menschen und andere Lebewesen.
Die Stadt muss das Grundwasser schützen
Das Thema spielt daher auch beim Bauprojekt Frankenschnellweg eine wichtige Rolle. Die Regierung von Mittelfranken hat beim Planfeststellungsbeschluss zum kreuzungsfreien Ausbau mit Tunnel hier eine spezielle Auflage gemacht. Die Stadt Nürnberg muss sicherstellen, dass die Schadstoffe im Boden sich nicht über das Grundwasser ausbreiten, wenn der Tunnel gebaut wird.
Aktuelle Untersuchungen zeigen laut Staatsregierung zwar, dass „der vorliegende Schaden unter ungestörten Verhältnissen weitestgehend immobil“ sei. Gestört werden die Verhältnisse aber eben durch den Ausbau des Frankenschnellwegs. Und die drei Schadzentren liegen zwischen den Strömungen des Grundwassers.
Auswirkungen sind noch nicht abschätzbar
Daher werden während der Bauzeit - vorausgesetzt, das Projekt wird nicht noch durch die Klage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof gestoppt - die Grundwassermessstellen auf dem Grundstück überwacht. „Sobald ein definierter Grundwasserstand erreicht ist, bei dem eine Verfrachtung von Schadstoffen zu befürchten ist, werden entsprechende Gegenmaßnahmen, zum Beispiel die Inbetriebnahme von Abwehrbrunnen, ergriffen“, heißt es in der Antwort.
Wie konkret ein Abdriften der Schadstoffe verhindert und Gegenmaßnahmen umgesetzt werden sollen, wird derzeit von einem Gutachter ebenso untersucht wie auch weitere Standorte, auf denen Schadstoffuntersuchungen erfolgen sollen.Laut Staatsregierung liegt das Gutachten "Anfang 2017" vor.
"Die Stadt hat ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht“, wettert Ganserer. Auch ohne Klage hätte sie mit dem Bau noch gar nicht beginnen können. Die Vorbereitungen für die „Bauwasserhaltung“ zum Ausbau des Frankenschnellwegs sind für Anfang 2018 geplant.
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