Terror-Verdächtiger war bei Nürnberger Fackelmarsch

woh

17.2.2020, 19:23 Uhr
Sie wollen martialisch wirken: Mitglieder von "Wodans Erben", einer rechten Gruppierung, posierten im Februar 2019 mit Fackeln auf der Steintribüne.

© Screenshot YouTube Sie wollen martialisch wirken: Mitglieder von "Wodans Erben", einer rechten Gruppierung, posierten im Februar 2019 mit Fackeln auf der Steintribüne.

Inzwischen sitzen zwölf Verdächtige in Untersuchungshaft, unter ihnen, so der BR weiter, Frank H. aus München. Er war in den vergangenen Monaten bei rechtsextremen Bürgerwehren vor allem in München aktiv und pflegte Kontakte zu Nürnberger Neonazis. So gehörte er, den Recherchen zufolge, auch zu dem Kreis, der sich an der Tribüne auf dem Zeppelingelände in Szene setzte. Die Nürnberger Polizei wusste zwar davon und hatte damals auch die Personalien der Beteiligten festgestellt, sie im übrigen aber gewähren lassen - statt das Treiben zu unterbinden. Ein Vorfall, der weit über Bayern hinaus Aufsehen und Empörung erregte.


Zwölf Unterstützer mutmaßlicher rechter Terrorzelle festgenommen


Vier der bisher Festgenommenen gelten als Mitglieder der Gruppe, acht als Unterstützer. Bei dem mutmaßlichen Anführer der Gruppe soll es sich um den 53-jährigen Werner S. aus Augsburg handeln. Laut ARD-Informationen soll in der Runde über Anschläge auf Moscheen gesprochen worden sein, konkrete Taten haben demnach aber nicht unmittelbar bevorgestanden. Nach Recherchen des SWR und des ARD-Hauptstadtstudios gibt es allerdings noch einen 13. Mann, der nicht festgenommen wurde - und als Informant diente.

Dieser soll bereits Anfang Oktober 2019, also vier Monate vor Auffliegen der Gruppe, der Polizei gegenüber umfangreiche Angaben über die Terrorzelle gemacht, die anderen Mitglieder der Gruppe jedoch nicht gewarnt haben. Ebenfalls Anfang Oktober wurde dieser Mann auf dem Heidelberger Hauptbahnhof von der Bundespolizei kontrolliert. Die Beamten fanden eine Gasdruck-Waffe bei ihm, die er nicht hätte besitzen dürfen.

Razzien offensichtlich ziemlich kurzfristig angesetzt

Auch bei einem Treffen der Gruppe auf einem Grillplatz östlich von Stuttgart sei der Mann dabeigewesen und hätte sich vor dem Rest der Gruppe mit einem martialischen Messer präsentiert, meldet der BR mit Berufung auf die Kollegen der anderen Sender. In der vergangenen Woche sei der Kontakt der Polizei zu dem Mann abgerissen. Daraufhin schien dem federführende Landeskriminalamt Baden-Württemberg offenbar Eile geboten, aus Sorge einerseits um die Sicherheit des Mannes, andererseits vor spontanen Taten der Gruppe. Die Razzien von vergangener Woche waren daher offenkundig ziemlich kurzfristig angesetzt worden.