Tierschützer demonstrieren in Nürnberg gegen Circus Voyage
21.5.2016, 18:54 Uhr"Tiere gehören in die Wildnis", sagt Simon Fischer. Er hat die Protestaktion zusammen mit zwei Mitstreitern angemeldet. Was ihn an der Tierhaltung im "Circus Voyage" am meisten stört: "Die Tiere werden bis zu 50-mal im Jahr transportiert, das bedeutet Stress." Außerdem: "Es kann doch nicht sein, dass Giraffen und Co. direkt an der Sigmundstraße stehen und die ganzen Abgase und den Lärm abbekommen." Zusammen mit rund 50 Mitstreitern und einem Megafon steht er deshalb vor der Premiere an der Straße. Wenn es nach ihm ginge, dann sollte der Zirkus seine Tiere an eine Auffangstation geben. In die Wildnis setzen kann man die Elefanten, Giraffen und Tiger schließlich auch nicht. Ähnlich sieht das auch Helmut Wolff. Er engagiert sich auch für die Partei "Mensch, Umwelt, Tierschutz". Wolff will Tiere nicht nur nicht im Zirkus, sondern auch nicht auf seinem Teller sehen. Seit drei Jahren lebt er vegan, würde auch keine Lederschuhe kaufen. "Hier wächst ja kaum Gras", kritisiert er an dem Platz, auf dem der Zirkus seine Zelte aufgeschlagen hat. Ein weiterer Mitstreiter bringt kurz darauf seinen Hund weg – ohne Leine, direkt neben der Sigmundstraße.
Amtstierarzt war zufrieden
Am Samstag wurde bekannt, dass sich auch Rechtsradikale unter die Demonstranten gemischt hatten. Die Initiative "Wildtierverbot Deutschland" distanzierte sich auf Facebook von den rechtsextremen Teilnehmern.
Die Organisatoren der Demonstration distanzierten sich von der Aktion der Rechten und kommentierten dazu auf ihrer Facebook-Seite: "Wir hatten zuvor mehrfach klar gemacht, dass wir Personen mit rechter Gesinnung (AfD, NPD, PEGIDA, etc) von unserer Veranstaltung ausschließen, da rechte Ideologien nicht zum Tierschutz passen!"
Das Premierenpublikum - viele Familien mit kleinen Kindern - musste am Freitag an den Demonstranten vorbeilaufen, die Aktivisten verteilten Flyer.
Der Zirkus wehrt sich gegen die Vorwürfe der Tierschützer. "Kein Tierbestand in Deutschland wird so oft kontrolliert ein Zirkus", heißt es in einem Einspieler in der Manege. Bei der letzten amtstierärztlichen Kontrolle vor zehn Tagen gab es nichts zu beanstanden. Immer wieder wird das Publikum dazu aufgerufen, eine Petition gegen ein Wildtierverbot in Zirkussen zu unterschreiben. Gäbe es ein solches in Nürnberg - andere Städte haben derartige Bestimmungen erlassen - es hätte für den "Circus Voyage" keine Auswirkungen. Der Platz an der Sigmundstraße ist schließlich Privatgrund.
Reiten auf dem Elefanten
Das Publikum - das Zelt war zur Premiere fast voll - freut sich über die Hunde, die Kunststücke vorführen. "Ich hoffe, es kommen noch mehr Tiere", sagt eine 42-Jährige in der Pause. Sie ist mit einer Freundin und deren fünfjährigen Sohn da. "Zum Flic Flac ohne Tiere wären wir mit ihm wohl nicht gegangen", sagt diese. Ein schlechtes Gewissen haben die drei nicht.
Nach der Pause folgt das große Tierprogramm in der Manege. Pferde laufen Formationen, Tiger hüpfen auf Podeste, Elefanten drehen Runden und kicken einen Ball ins Publikum. Giraffendame Schakira wird eine Runde herumgeführt und futtert Brotstücke aus den Händen der Besucher. Flusspferdbub Jedi wackelt langsam in die Manege und zeigt seine Zähne. Dann passiert ein Malheur: Jedi muss pinkeln. Einige Besucher werden nass.
Wer mag, darf nach der Vorstellung auf den Elefanten durch die Manege reiten. Die Tiere sind zahm, lassen sich am Rüssel streicheln.
Zirkussprecher Sascha Grodotzki betont noch einmal, dass der "Circus Voyage" transparent sein möchte. Am Montag könne deshalb jeder um 15 Uhr zur Elefantenfütterung vorbeikommen und sich selbst ein Bild davon machen, wie die Tiere im Zirkus gehalten werden.
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