Tod durch Drogen: Sozialreferent fordert Konsumraum für Nürnberg

9.11.2019, 05:53 Uhr
In 16 deutschen Städten, wie hier in Hamburg, gibt es Drogenkonsumräume, in Nürnberg bisher nicht.

© Christophe Gateau (dpa) In 16 deutschen Städten, wie hier in Hamburg, gibt es Drogenkonsumräume, in Nürnberg bisher nicht.

"Sicherlich ist es eine schwierige Abwägung von Rechtsgütern. Aber wenn es durch eine solche Einrichtung gelingen sollte, die Zahl der Drogentoten deutlich zu reduzieren, dann muss das höher gewichtet werden als ordnungspolitische Vorstellungen", meint Prölß.

Drogentote auf Toiletten und in Parks

Bislang gab es in diesem Jahr 23 Drogentote in Nürnberg. Zehn Menschen sind im öffentlichen Raum verstorben, also auf einer öffentlichen Toilette, in einem Park oder auf einem Spielplatz. Eine Befragung von Konsumentinnen und Konsumenten von Drogen im Jahr 2017 durch die Drogenhilfe Mudra ergab, dass etwa zwei Drittel des Konsums in der Öffentlichkeit stattfinden.

Ein Drogenkonsumraum könnte laut Prölß nicht nur die Sicherheit für Abhängige erhöhen, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Bürger im öffentlichen Raum steigern. Ähnlich äußert sich die SPD. "Wir brauchen pragmatische Ansätze, um Menschenleben zu retten", meint Thortsen Brehm, SPD-Stadtrat und OB-Kandidat.

Gut ausgebautes Hilfsnetz

Nürnberg besitzt ein gut ausgebautes Drogenhilfesystem von Notschlafstelle, Beratungsstellen, Streetwork, Arbeitsprojekten, betreutem Wohnen, Substitutionspraxen, klinischen Entzugsstationen. Ein Drogenkonsumraum als weiterer Baustein fehlt bislang.

"Wir wissen, dass der Drogenkonsumraum nicht das Allheilmittel ist. Er ist aber ein Bestandteil für den sicheren Konsum außerhalb des öffentlichen Raums", findet Prölß. In anderen Bundesländern wurden positive Erfahrungen mit Drogenkonsumräume gemacht. Dies werde auch durch verschiedene wissenschaftliche Studien gestützt.

 

Für Nürnberg liegt ein gemeinsam beschlossenes Konzept aller lokalen Einrichtungen der Drogenhilfe vor, das sich noch in Feinabstimmung befindet. Ungeklärt ist bislang noch die Frage die Finanzierung. Den Vorschlag der bayerischen Ärztekammer, den Personalaufwand durch das Land zu fördern, befürwortet Sozialreferent Prölß.

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