Tod eines Charakterkopfes: Nürnberg trauert um Arno Hamburger
30.9.2013, 14:41 UhrEin Moment wird unweigerlich mit dem Namen Arno Hamburger verbunden bleiben. Im Februar 2009 gab der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg seine Bundesverdienstkreuze zurück. Aus Protest. Kurz zuvor hatte die Israel-Kritikerin Felicia Langer ebenfalls das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten. "Ich kann und will nicht die gleichen Auszeichnungen tragen, mit denen eine Frau Langer geehrt wurde", sagte Hamburger damals.
"Eine Institution": Stimmen zum Tod von Arno Hamburger
Arno Hamburger war ein Charakterkopf, durch und durch. Er war vielleicht einer der letzten Menschen, die als Zeitzeugen von den Nürnberger Prozessen berichten konnten. Immer eng verwurzelt mit Nürnberg, seiner Heimatstadt, aus der er 1939 im letzten Moment vor dem Nazi-Terror fliehen konnte. In die er aber auch zurückkehrte, um das kulturelle und politische Leben der Stadt zu bereichern - auch wenn er die zerstörte Stadt kaum wiedererkannte.
Seit 1972 saß Arno Hamburger für die SPD im Stadtrat, hellwach und streitbar, im gleichen Jahr wurde er auch Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde. In beiden Ämtern und vielen weiteren Vereinen engagierte sich Hamburger für die Stadt und ihre Menschen. Vor allem aber trat er Zeit seines Lebens Antisemitismus und Rassenhass entgegen und trug dazu bei, dass jüdischer Glaube und Kultur in Nürnberg einen festen Platz haben.
Bei einer Gedenkveranstaltung zu der von den Nazis im August 1938 abgerissenen Hauptsynagoge sagte Hamburger: „Die Israelitische Kultusgemeinde und ihre Vorsitzenden haben daran mitgewirkt, aus der Stadt der Reichsparteitage die Stadt der Menschenrechte zu machen.“
Noch im Februar hatte Arno Hamburger seinen 90. Geburtstag gefeiert.
Die Trauerfeier fand auf Wunsch der Familie erst am heutigen Montag statt.
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