Trotz Corona-Schließungen: Hier darf trainiert werden
10.11.2020, 14:04 Uhr„Yoga-Studios und EMS-Studios sind keine Fitnessstudios im Sinne der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“, sagt das Bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage unseres Medienhauses. Das Ministerium bezieht sich auf Gerichtsentscheidungen.
Demnach seien Yoga- und EMS-Studios, die nur Einzeltraining anbieten, als Dienstleistungsbetriebe mit Kundenverkehr anzusehen. „Unter dieser Voraussetzung wird sowohl in Yoga- als auch in EMS-Studios in der Regel Individualsport ausgeübt“, so ein Sprecher. Die Ausübung sei nur allein, zu zweit oder mit den Angehörigen eines weiteren Hausstands erlaubt.
In Nürnberg haben zahlreiche EMS-Studios geöffnet und verzeichnen rege Nachfrage. Aber auch einige Yoga-Studios in Nürnberg bieten Einzelstunden an. Hai Nguyen von Crazy Ganesha Yoga am Rosenaupark hat einige Privatschüler, die sie nach genauer Anamnese individuell betreut.
Allerdings bilden diese die Ausnahme: „Es ist relativ teuer im Vergleich zu einer Studio- oder Online-Klasse. Daher ist es für die meisten einfach nicht zugänglich“, so die Nürnberger Yogalehrerin. Gemeinsam mit einer Kollegin arbeitet sie derzeit an einem Konzept, günstigere Einzelstunden für Anfänger, Fortgeschrittene und Schwangere anzubieten.
„Es sind ja wahrscheinlich ziemlich viele durch Corona finanziell gebeutelt. Genau jetzt ist es wichtig Yoga für viele zugänglich zu machen“, findet Hai Nguyen.
Online-Unterricht als Lösung
Bereits beim ersten Lockdown stellte die Nürnbergerin - ebenso wie viele andere Yogastudios im Stadtgebiet - auf Online-Unterricht um. Nach den ersten Lockerungen startete sie mit einem Hygiene-Konzept wieder mit ersten Präsenzstunden durch. „Ich habe von ehemals zwölf auf vier bis fünf Mattenplätze reduziert. Das lohnt sich aber finanziell kaum. Daher habe ich zwei Klassen auf Hybrid-Unterricht umgestellt“, berichtet die Studio-Gründerin.
Nun unterrichten sie und ihre Kolleginnen wieder viel online. Die Umstellung auf Live-Übertragung sei kein Problem gewesen, weil die technische Ausstattung dafür seit dem ersten Lockdown schon vorhanden ist.
Für einige Yogaschüler seien die Online-Klassen eine gute Alternative. Allerdings nicht für Hai Nguyens Hauptzielgruppen: Schwangere, frisch gebackene Mütter und internationales Publikum. „Sie sind sehr auf den persönlichen Kontakt und Austausch angewiesen. Für sie sind Online-Klassen keine Dauerlösung“, so die Yoga-Lehrerin.
Isabel Lasthaus, Gründerin und Inhaberin von My Shanti Yoga in St. Peter setzt derzeit fast ausschließlich auf Online-Unterricht. "Wir haben vereinzelt Anfragen für Einzelstunden. Wir bewerben das aber nicht", so die Yoga-Lehrerin. Auch ihre Yoga-Lehrer-Ausbildung, die die gebürtige Nürnbergerin seit Jahren anbietet, läuft derzeit über das Internet.
Persönlicher Kontakt wichtig
Den persönlichen Austausch schätzen auch die Kunden von Pilates-Lehrerin Katharina Weißbarth. Freilich bietet sie Online-Unterricht an und selbstverständlich hat sie auch einige Personal-Training-Kunden. Allerdings seien das fast ausschließlich Stamm-Teilnehmer. Neukundengewinnung sei momentan enorm schwierig.
„Gerade beim Einstieg ist der persönliche Kontakt sehr wichtig“, sagt Weißbarth. Schüler und Lehrerin klären dabei ab, welche persönlichen Bedürfnisse bestehen, ob etwa auf körperliche Beeinträchtigungen geachtet werden muss. „Das lässt sich online nur teilweise realisieren“, so die Pilates-Lehrerin.
Für die Selbstständige, die erst vor zwei Jahren ihr Studio im Nürnberger Stadtteil Schniegling eröffnet hat, ist der erneute Lockdown nach eigenen Angaben existenzbedrohend:. „Das ist mehr als nur eine geschäftliche Katastrophe“, sagt die Pilates-Lehrerin.
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