Trotz Prioritätsgruppe 3: Warum wurde Söder schon geimpft?
30.4.2021, 16:11 UhrDie Prioritätsgruppen 1 und 2 werden derzeit abgeschlossen, doch "die Übergangsphase zwischen Prio 2 und 3 ist fließend", erklärt dazu Christine Schüßler, die Chefin des Nürnberger Impfzentrums. "Wir haben bereits in der letzten Woche einzelne Personen aus der Prio 3 impfen können. Dies liegt daran, dass wir sehr viele 'Karteileichen' haben – also Personen in der Prio 2, die bei uns noch gemeldet sind, aber zum Beispiel bereits über den Hausarzt geimpft wurden und ihren Account nicht gelöscht haben." Das Impfzentrum habe daher immer mehr Leute für eine Terminvergabe einladen müssen. Und darunter seien dann auch Personen aus Prioritätsgruppe 3 gewesen. Auch Markus Söder sei in dieser Übergangsphase bei seinem Hausarzt gewesen.
Den vollständigen Impfschutz haben inzwischen 6,4 Prozent der Gesamteinwohnerzahl, meldet die Stadt Nürnberg (Stand 28. April 2021). Die impfbare Bevölkerung beträgt lediglich 423.244 statt der gemeldeten 531.170 Einwohner, denn Schwangere, an Covid-19 Erkrankte und Genesende, die noch nicht geimpft werden dürfen, werden abgezogen. Auch Kinder bis 16 Jahre zählen nicht zur impfbaren Bevölkerung.
Gemäß der Reihenfolge ist nun vor allem die ältere Bevölkerung geschützt: Fast die Hälfte der Geimpften ist zwischen 50 und 79, mehr als ein Viertel sind mindestens 80. Der Rest ist meist zwischen 30 und 49, nur acht Prozent sind jünger als 29 Jahre.
Im Durchschnitt
Mit diesem Tempo liegt Nürnberg im guten Durchschnitt. In Fürth sind die Zahlen vergleichbar. Im Nürnberger Land haben 22,6 Prozent eine erste Impfung erhalten und 5,9 Prozent auch schon die zweite. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind 23,9 Prozent der Bevölkerung erstmals geimpft und 6,4 Prozent vollständig.
Ab nächster Woche erhält die Prio-Gruppe 3 Einladungen ins Impfzentrum oder zum Hausarzt. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem alle Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind oder eine Erkrankung wie Rheuma, Asthma, Bluthochdruck haben. Außerdem das Personal im Supermarkt sowie Berufe wie Bestatter und Apotheker.
Lieferungen, Impfquoten, Tageswerte: Der große Impf-Überblick
Doch was passiert mit den Impfdosen, wenn Menschen zu ihren Terminen einfach nicht erscheinen? So wanderte in Berlin nach Medienberichten wertvoller Impfstoff in den Müll. Offenbar, weil der Wirkstoff schon zu lange in Spritzen aufgezogen war und nicht mehr verimpft werden konnte. Sollte im Nürnberger Impfzentrum ein Termin platzen, existieren "Reservelisten und von dieser werden die Personen angerufen", versichert Christine Schüßler.
Impfstoff im Müll
Dennoch wird in Nürnberg tatsächlich auch Impfstoff weggeworfen, bedauert sie. Nämlich die "Überschussmengen", die pro Fläschchen und Ampulle mitgeliefert werden. Beim Impfstoff von Biontech ist das die siebte, bei dem von Astrazeneca die elfte Dosis. Es liegt nämlich im Ermessen der Impfärzte, was sie mit den "Überschussmengen" machen. "Der Arzt müsste die Verantwortung bei Komplikationen für die Impfung übernehmen", erklärt Schüßler. Aus Sorge, für eventuell resultierende Impfschäden haftbar gemacht zu werden, landet der Impfstoff im Müll.