Tucher: So will die Großbrauerei die Corona-Krise überleben
11.12.2020, 06:04 UhrDie Tucher-Bräu erwartet keine schnelle Entspannung in der Gastronomiebranche. Geschäftsführer Heinz Christ rechnet "mit einer Durststrecke bis 2023". Vor allem an das kommende Jahr knüpft er keine allzu großen Erwartungen, zumal die Gastronomie, für Tucher ein zentraler Bestandteil des Geschäfts, erst langsam wieder in die Gänge kommen dürfte. Christ vermutet. "dass neue Konzepte für diese Branche nötig sein werden". Welche, das sei noch nicht abzusehen.
Doch es sei unwahrscheinlich, dass nach Ende der Pandemie zum vorherigen Zustand in Biergärten und Innenräumen zurückgekehrt werden könne.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor
Für Tucher sind die zahlreichen Gasthäuser, die das Unternehmen hält und die von der Brauerei weiterverpachtet werden, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein im Monat März, als der erste Lockdown begonnen hat, "haben wir eine Million Euro Pacht gestundet", verdeutlicht Christ die Dimension. Es sei das zentrale Interesse der Tucher-Bräu, dass möglichst alle Standorte wieder eröffnen können.
Die Tucher-Bräu, die innerhalb des Oetker-Konzerns zur RadebergerGruppe gehört, veröffentlicht traditionell keine Umsatzzahlen. Allerdings könne das Plus im Handel – wie bei allen Getränkeanbieters verzeichnet auch das an der Stadtgrenze Nürnberg-Fürth angesiedelte Unternehmen mit seinen Bieren eine verstärkte Nachfrage in Pandemiezeiten – das Minus im Gastrobereich nicht ausgleichen.
Kleinere Standorte vor dem Aus?
"In der Summe trifft uns das Corona-Jahr hart", bilanziert der Manager, der seit 2019 als Nachfolger von Fred Höfler Chef der rund 350 Tucher-Mitarbeiter am Standort ist. Christ steht auch den weiteren bayerischen Radeberger-Marken, der Augsburger Hasenbräu und dem Allgäuer Brauhaus, vor. Während in der Zentrale in Nürnberg und Fürth ein Personalabbau über Kurzarbeit vermieden werden konnte, mussten "wir kleinere Standorte schließen", so Christ. Allerdings sei dies im Rahmen der Neuorientierung der Tucher-Bräu ohnehin angedacht gewesen.
Denn Tucher fokussiert sich künftig "voll auf die Region". Es werden zwar weiterhin einzelne Produkte wie etwas das Weizenbier national angeboten, das Augenmerk liege aber im unmittelbaren Einzugsgebiet. Christ betonte ausdrücklich, dass dies keine Kampfansage an die vielen kleinen Brauereien in Franken sei. Im Gegenteil, "wir können uns hier durchaus punktuelle Kooperationen vorstellen".
Nationale Konkurrenz
Vielmehr wolle die größte Brauerei der Region auch vor der eigenen Haustüre zum Marktführer avancieren. Ein Beispiel: Bei den Pilsfreunden heißt der Marktführer in der Region Warsteiner, gefolgt von Beck‘s. Zwei nationale Großbrauereien also.
Diesen Mitbewerbern will Tucher Marktanteile abnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Christ die gesamte Tucher-Palette auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse sollen im neuen Jahr präsentiert werden.
Franken ist die Heimat des Bieres. Kein Wunder, denn die Region wartet mit der höchsten Brauereidichte Europas auf. Rund 300 Brauereien in Mittel-, Ober- und Unterfranken schaffen eine einzigartige Biervielfalt.
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