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Ukraine-Flüchtlinge: Nürnberger Anlaufstelle jetzt in neuen Räumen

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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4.5.2022, 07:45 Uhr
Von Anfang an täglich als Übersetzer und Helfer im Einsatz: Eugen Ehrlich (li.) und Oleg Kotlyarenko - jetzt in den neuen Räumen an der Theresienstraße.

© Katja Kiesel, VNP Von Anfang an täglich als Übersetzer und Helfer im Einsatz: Eugen Ehrlich (li.) und Oleg Kotlyarenko - jetzt in den neuen Räumen an der Theresienstraße.

Das Beratungsangebot ist unverändert, aber die medizinische Erstversorgung entfällt: Vom Großen Saal des Heilig-Geist-Hauses hat die Stadt Nürnberg ihre Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine in die frühere Sparkassenfiliale an der Theresienstraße verlegt. Seit Ostern hatten sich pro Tag jeweils 80 bis 100 Neuankömmlinge oder zum Beispiel Gastgeber - und damit deutlich weniger als zuvor - hilfe- und ratsuchend an die Mitarbeiter der Stadt und der Wohlfahrtsverbände gewandt.

Daher sei es nun möglich, den Betrieb in kleineren Räumen fortzuführen, aber weiterhin in zentraler Lage. Damit steht der Große Heilig-Geist-Saal wieder für seine eigentliche Bestimmung, vor allem Konzerte der Musikhochschule und andere Kulturveranstaltungen, zur Verfügung. "Dennoch wollen wir die Ankunft weiter so leicht wie möglich machen", bekräftigt Oberbürgermeister Marcus König, "Aber das gelingt nur, wenn alle mithelfen." Den Dank dafür brachte die Stadt am vergangenen Freitag bei einem Empfang für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zum Ausdruck; mehr als 330 Freiwillige aus Hilfsorganisationen und den Freiwilligen Feuerwehren sowie Übersetzer waren dazu gekommen.

Eigentlich verfügt Nürnberg bereits über eine Zentrale Anlaufstelle Migration (ZAM) in der Marienstraße. Verschiedene Leistungen sind von Regeldiensten übernommen worden. Dennoch sei es sinnvoll, so Sozialreferentin Elisabeth Ries, weiter ein kleines Ankunftszentrum zur Klärung wichtiger Anliegen speziell für Geflüchtete aus der Ukraine zu betreiben. Schon aus Kapazitätsgründen, um eine Überlastung des ZAM zu vermeiden. Aber auch, um die Abläufe und die Betreuung durch Sprachmittler zu konzentrieren. "Und so bekommen wir auch ganz gezielt mit, wo der Schuh drückt und was die Menschen brauchen und wissen wollen."

Gut zwei Monate lang diente der Große Heilig-Geist-Saal als Anlaufstelle, vor allem in den ersten Wochen herrschte hier Hochbetrieb.

Gut zwei Monate lang diente der Große Heilig-Geist-Saal als Anlaufstelle, vor allem in den ersten Wochen herrschte hier Hochbetrieb. © Eduard Weigert, NN

Zu den Übersetzern, die in der Anlaufstelle von Anfang an mithelfen, gehören Eugen Ehrlich und Oleg Kotlyarenko. "Wir sind einst selbst als Flüchtlinge gekommen", erläutert Ehrlich. Längst hat er, der selbst aus der Ukraine stammt, mit seiner Familie in Nürnberg Fuß gefasst, aber auch nicht vergessen, wie nötig Unterstützung gerade am Anfang ist. Und weil es seine private Situation gerade erlaubt, war und ist er sogar fast täglich im Einsatz. "Hier mitzuhelfen ist das, was ich angesichts dieses Krieges leisten kann", sagt er weiter - und kann, weil er es selbst noch in der Schule gelernt hatte, sowohl Hilfestellung sowohl in und auf Ukrainisch wie Russisch anbieten.

Die neue Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine befindet sich jetzt in der früheren Sparkassenfiliale an der Theresienstraße.

Die neue Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine befindet sich jetzt in der früheren Sparkassenfiliale an der Theresienstraße. © NEWS5 / Deyerler, NEWS5

"Wir machen das wirklich gerne", unterstreicht auch Bernhard Gradner, Leiter der Abteilung Migration und Integration bei der Nürnberger Caritas. "Wir haben Mitarbeiter aus anderen Abteilungen gewinnen können, um jetzt bei der Betreuung von Ukrainern zu helfen." Allerdings fehle bis heute eine klare Zusage zur Übernahme der Kosten. "Die Verbände sind in Vorleistung getreten, können das aber unmöglich längerfristig finanzieren. Da sind jetzt Bund und Land gefordert."

An Wochenenden geschlossen

Geöffnet ist die Anlaufstelle in der Theresienstraße 18 ab sofort von Montag bis Donnerstag, jeweils von 10 bis 15 Uhr und an Freitagen von 10 bis 13 Uhr, also nicht mehr an Wochenenden. Neben den Fachkräften aus den Wohlfahrtsverbänden stehen stets auch ehrenamtliche Dolmetscher bereit. Sowohl bei der Zahl der Helfer wie den Dienstzeiten "können wir aber bei Bedarf nachsteuern", versichert Tamara Morro vom ZAM-Management. Die Hotline für Flüchtlinge ist unter 0911/231-33366 erreichbar.

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