Hetze gegen Veranstalter
Video geht viral: Nein, das war keine IS-Demo vor der Lorenzkirche
27.8.2024, 15:40 UhrAuf der Plattform "X" liest man, am Wochenende (24. August) hätte eine Demonstration des IS (Islamischer Staat) stattgefunden. User auf "X" sind empört darüber, dass "Islamisten" nur einen Tag nach dem schrecklichen Anschlag in Solingen, bei dem drei Personen getötet wurden und der vom IS reklamiert wurde, in Nürnberg vor der Lorenzkirche demonstrieren. Das stimmt aber nicht.
Bei der Versammlung handelt es sich um eine Gedenkveranstaltung des Zahraa Kulturzentrum Nürnberg. Mitglieder veranstalteten eine Gedenkveranstaltung zum 40. Todestag des Imams Hussein. Zwischen 9.30 Uhr und 11 Uhr versammelten sich die Teilnehmenden vor der Lorenzkirche. In einer Stellungnahme schreibt das Zentrum, Ordner hätten proaktiv Flyer verteilt und über die Veranstaltung aufgeklärt. Auch wir haben am Sonntag in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Mittelfranken über dieses Missverständnis aufgeklärt. Doch leider wurden im Netz weiterhin Fake-News über die Hintergründe der Veranstaltung verbreitet.
Die Versammlung wurde bereits Tage vorher von der Stadt Nürnberg genehmigt. Diese sieht auch kein Problem in der Veranstaltung: "Es gab keinen rechtlichen Anlass, die ordnungsgemäß angemeldete Versammlung nicht zuzulassen", sagt Olaf Kuch, Leiter des Direktoriums für Bürgerservice, Digitalisierung und Recht der Stadt Nürnberg.
Hetze in den sozialen Medien
Das 12-sekündige Video der Veranstaltung hat auf "X" mittlerweile knapp eine Million Aufrufe. Rechtsextreme, wie der Österreicher Martin Sellner, instrumentalisieren das Video für ihre Hetze gegen den Islam. In einer Stellungnahme geht das Kulturzentrum auf die Anfeindungen in den sozialen Medien ein: "Hiermit distanzieren wir uns ausdrücklich von jeglicher Verbindung zum Islamischen Staat (IS) und zum Attentat in Solingen. Die zeitliche Nähe des Attentats ist ein reiner Zufall. Den Opfern des Attentats gilt unser höchstes Mitgefühl, Bestürzung und Trauer."
Weiter heißt es in der "Wir als Schiiten und unsere Gotteshäuser sind selbst Opfer des IS-Terrors". Zum Hintergrund: Im Islam gibt es zwei wichtige Hauptzweige und Glaubensgruppen, Sunniten und Schiiten. Das Zahraa Kulturzentrum Nürnberg bekennt sich zu dem schiitischen Zweig, der IS aber verfolgt den sunnitischen Glaubenszweig.
Kulturzentrum klärt auf
Die Fahnen mit arabischer Aufschrift, die zu sehen waren, sind dementsprechend auch keine Zeichen des IS. Auch das Portal "mimikama" hat bereits über die Gerüchte berichtet und einen Faktencheck durchgeführt.
In einer Stellungnahme heißt es zum Inhalt der Veranstaltung: "Zu Beginn des Gedenktages wurde mit der Rezitation einer Koran Sure eröffnet. Anschließend fand ein deutschsprachiger Vortrag über die Sayyeda Zeinab as. statt [...]. Daraufhin fand ein weiterer deutschsprachiger Vortrag über Imam Hussein as., der Enkel des Propheten Mohammed as., statt, der sein Leben in Frömmigkeit, Tapferkeit und Großzügigkeit verbracht hat."