Sogar Nagelscheren wurden konfisziert

Waffenverbotszone am Hauptbahnhof: Polizei greift durch - so viele Verfahren laufen jetzt

Tobi Lang

Redakteur

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3.7.2023, 17:15 Uhr
Dieses Foto zeigt, wie Polizisten einen Verdächtigen am Hauptbahnhof während der Schwerpunktaktion kontrollieren. 

© Merzbach/News5 Dieses Foto zeigt, wie Polizisten einen Verdächtigen am Hauptbahnhof während der Schwerpunktaktion kontrollieren. 

Dass Nagelscheren im Flugzeug tabu sind, das weiß so ziemlich jeder Reisende. Tatsächlich war das Miniaturwerkzeug in den letzten Tagen aber auch am Nürnberger Hauptbahnhof Streitthema. Die Bundespolizei hat für das vergangene Wochenende testweise eine Allgemeinverfügung erlassen, nach der alles, was potenziell als Waffe taugt, zwischen 20 und 6 Uhr verboten ist. Und dazu gehören tatsächlich auch Nagelscheren. "Im Prinzip gilt das für alles, was spitz ist und zur Waffe umfunktioniert werden kann", erklärt Anna Markl, Sprecherin der Bundespolizei. "Also auch so Dinge wie Walking-Stöcke, wir hatten sogar einen Billardqueue."

Viele Stellen am Nürnberger Hauptbahnhof sind videoüberwacht. Regelmäßige Gewaltexzesse verhindert aber auch das nicht. 

Viele Stellen am Nürnberger Hauptbahnhof sind videoüberwacht. Regelmäßige Gewaltexzesse verhindert aber auch das nicht.  © Günter Distler, NN

Abgesehen haben es die Sicherheitskräfte am Wochenende aber vor allem auf echte Waffen, also zum Beispiel Messer. Insgesamt wurden gut 1250 Menschen kontrolliert - und dabei 37 potenziell gefährliche Gegenstände bei 27 Personen gesichert. Darunter waren 21 Messer, aber auch andere Objekte. In einigen Fällen, so die Bundespolizei, handelte es sich um Verstöße gegen das Waffengesetz. Den Betroffenen droht nun ein Zwangsgeld von 25.000 Euro. Das war im Fall von Verstößen gegen die Allgemeinverfügung zuvor bereits angekündigt worden. Ganz nebenbei habe man zudem 25 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten festgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung - darunter Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Acht Menschen waren zudem bereits zur Festnahme ausgeschrieben.

Unterstützungskräfte aus ganz Deutschland in Nürnberg aktiv

Die Bundespolizei spricht von einer erfolgreichen Schwerpunktaktion. Die Bevölkerung sei nach diversen Medienberichten informiert, die Akzeptanz hoch gewesen. Lediglich ein Mann wehrte sich gegen die Kontrolle. Um besonders viele Menschen durchsuchen zu können, rückten Unterstützungskräfte aus ganz Deutschland an. Wie viele es waren, das verrät Markl aus einsatztaktischen Gründen nicht. Die erhöhte Polizeipräsenz war aber deutlich sichtbar.

"Das primäre Ziel war es, den Bereich am und um den Hauptbahnhof zu befrieden", erklärt Markl. Denn: In den letzten Wochen habe man bei der Bundespolizei durchaus einen Anstieg von Gewaltdelikten registriert - auch, wenn konkrete Zahlen dazu noch fehlen. "Und dabei kamen vermehrt gefährliche Gegenstände zum Einsatz." Die Schwerpunktaktion, so die Behörde, solle das Bewusstsein stärken, potenzielle Waffen zumindest in der Nacht gar nicht erst mitzuführen. Dann, so die Hoffnung, eskaliert die Gewalt auch seltener.

Sonden helfen der Polizei bei Kontrollaktion

Bei Menschen, die ein berechtigtes Interesse haben, einen solchen Gegenstand mitzuführen, drückte die Polizei ein Auge zu. "Wir hatten zum Beispiel eine Mitarbeiterin in einem Drogeriemarkt, die sagte, sie braucht ihr Sicherheitsmesser, um Pakete aufzumachen", erklärt Markl. "Aber das muss dann schon glaubhaft dargestellt werden, idealerweise mit Nachweisen." Auch Jäger und Sicherheitspersonal waren von dem sonst strikten Waffenverbot ausgenommen.

Bei den Kontrollen setzte die Polizei auch auf moderne Technik. Die Beamten durchsuchten Verdächtige beispielsweise mit einer mobilen Sonde, die metallische Gegenstände erkennen kann. "Das ist schon eine Besonderheit", sagt Markl. "Das entlastet die Kollegen aber auch das polizeiliche Gegenüber." Die Sonde sei angenehmer als das Abtasten per Hand. "Aber die Beamten haben auch nicht die Gefahr, beispielsweise in offene Spritzen zu greifen."

Seit Montagmorgen gilt das Waffenverbot nicht mehr. Die Bundespolizei hofft, dass nach der Aktion etwas mehr Ruhe an einem der gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands einkehrt. Ob die Aktion noch einmal wiederholt wird, bleibt unklar.